„Basics“: Amazon wird immer mächtiger

Amazon BasicsSeit einiger Zeit gibt es Neues im Lande Amazon. Zuerst ist mir das aufgefallen, als ich bei Richard Gutjahr die Empfehlung für eine sehr praktische und günstige Tasche für Elektro-Krimskrams gelesen habe. Natürlich habe ich mir das Teil sofort bestellt, und ehrlich gesagt etwas gestaunt, als ich auf dem Produkt das Label gesehen habe: „Amazon Basics“ steht da in freundlichen orangen Buchstaben.

Aber die Geschichte geht noch weiter: Neulich habe ich mal wieder geflucht, weil ich nur ein einziges Kabel für den neuen Lightning-Anschluß des iPhone 5 besitze. Ich als alter Schussel verlege das Ding natürlich dauernd und stehe dann ohne Strom da. Aber die Kabel gab es bis dato nur original von Apple, für astronomische 30 Euro.

Und, siehe da: Auch hier kann Amazon helfen, es gibt von „Basics“ nicht nur ein gerade mal gut halb so teures „Lightning“-Kabel, es gibt für ein paar Euro mehr auch gleich noch das passende 10W-Netzteil mit ordentlich Power dazu.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass solche Dinge bei einer Firma wie Amazon Zufall sind. Nein: Ganz offenbar gibt es den Plan, sich vom reinen Händler in Richtung eines Produzenten weiterzuentwickeln.

Betriebswirtschaftlich gesehen reißt sich Amazon mit seiner immer weiter wachsenden „Basics“-Produktlinie einen immer größeren Teil der Wertschöpfungskette unter den Nagel. Das bedeutet einerseits mehr Profit, ist andererseits der Strategie von Apple ähnlich (auch dieses Unternehmen profitiert an Software UND Hardware…) und hat drittens mittelfristig den Effekt, dass andere Unternehmen aus dem Markt gedrängt werden, da Amazon in der digitalen Welt mehr oder weniger das Monopol auf den Vertriebsweg hat.

UND: Weil Amazon den Vertriebsweg kontrolliert und mithin sieht, was die Leute bestellen, braucht es im Grunde nichts anderes zu tun als diese Zahlen auszuwerten – und die meistgefragten Produkte dann einfach bei irgendeinem chinesischen Billigheimer unter eigenem Label produzieren zu lassen.

Ein schönes Modell aus Sicht von Amazon, eine Möglichkeit zumGeldsparen aus unmittelbarer Kundensicht – aber langfristig ein Weg zu noch mehr Macht für Amazon. Wir sollten überlegen, ob wir das wollen.

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Das Internet, das uns nicht gehört: Posterous hört auf.

Sascha Lobo

Als hätte er´s geahnt: Vor einem knappen Jahr hat Sascha Lobo (Foto links: Wikipedia) in seiner Spiegel-Kolumne ein Kernproblem der sozialen Netzwerke wunderbar auf den Punkt gebracht: Das Internet von Facebook, Twitter und Co. gehört nicht den Usern, sondern den Firmen, die diese Dienste anbieten. Also sind alle Daten, die man dort hinterläßt, letztlich enteignete Daten. Die Anbieter können mit ihnen machen was sie wollen – Sie können sie auch einfach löschen, ungefragt.

Ganz so schlimm ist es freilich nicht. Allerdings: Posterous war für mich (bis zur Geburt von Instagram) der Lieblingsplatz für meine Fotos im Netz: Flickr war mir zu sehr Yahoo, Facebook zu datenraffgierig – und der Upload auf die eigene Homepage zu kompliziert, vor allem von unterwegs. Der große Charm des Blogging-Dienstes Posterous aber war: Die Inhalte, die man dort posten wollte, konnte man einfach in eine Mail packen und diese Mail an Posterous schicken – fertig. Keine Passworteingabe, kein kompliziertes Interface: Einfach posten und Spaß haben. Das empfanden viele so, darunter Leute wie Garr Reynolds oder Nancy Duarte.

Doch dann kaufte Twitter den Dienst – und seither ging´s bergab. Der komfortable E-Mail-Dienst wurde deaktiviert, eine Merkwürdigkeit namens „Posterous Spaces“ geschaffen, die ich bis heute nicht wirklich verstanden habe. Aber das ist jetzt auch egal: In einem Blog-Posting gab Posterous jetzt bekannt (danke an meinen Freund Matthias J. Lange für den Hinweis), dass es ab April diesen Jahres aufhören wird zu existieren. Man werde sich hinfort ganz darauf konzentrieren, segensreich auf Twitter zu wirken. Schade drum, aber: Jetzt sieht man mal, wie es ist, wenn Sascha Lobo recht hat. So, und jetzt muß ich aufhören und bei Posterous meine Bilder downloaden.

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Twitter als Video: Vine

VineDer neue Video-Dienst „Vine“ hat jüngst erst einmal unrühmliche Schlagzeilen gemacht: Findige User hatten entdeckt, dass sich Vine prima dafür „zweckentfemden“ ließ, Porno-Videos zu veröffentlichen. Der mediale Aufschrei war groß, und „Vine“-Besitzer Twitter bemühte sich um Schadensbegrenzung. Schließlich wollte man nur ungern risikieren, wegen zu viel nackter Haut aus Apples App-Store geschmissen zu werden.

Doch die ganze Affäre lenkt eigentlich nur davon ab, wie klasse Vine eigentlich ist. Doch der Reihe nach: Vine ist eine Video-App, mit der man aber nur Videos von fester Länge aufnehmen kann: 6 Sekunden, mehr geht nicht. Die Bedienung ist darauf ausgelegt, auf möglichst einfache Art Schnitte oder so genannte „Stop-Motion“-Filme machen zu können: Solange  man mit dem Daumen den Bildschirm des Smartphones berührt, wird aufgenommen – und sobald man losläßt, geht die Kamera auf „Pause“. So kann man wirklich erstaunlich einfach und effizient arbeiten.

Dabei entstehen teilweise wirklich äußerst lustige Filmchen, die besten davon destillieren das Leben tatsächlich in sechs Sekunden Video hinein; man kann sie auf einer Seite „Editor´s Pics“ anschauen. Ansonsten kann man sich durch eine Liste der Postings seiner (Twitter-)Freunde scrollen, das Ganze fühlt sich an wie eine Art Instagram für Videos.

Insgesamt denke ich, die Zielgruppe, die mit Vine etwas inhaltlich sinnvolles anzufangen weiß, ist sicherlich eher klein. Aber: Es gibt sie, und sie erzeugt wirklich spannende Inhalte. Insofern wird man Vine auf jeden Fall weiter beobachten müssen.

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Wachstum: Twitter vor Facebook

Nach einer Meldung von Mashable verzeichnet Twitter derzeit ein deutlich stärkeres Wachstum als Facebook; mittlerweile ist man bei fast 300 Millionen monatlich aktiven Usern – das ist ganz klar die Facebook-Liga (und nebenbei bemerkt: Welches Netzwerk schrumpft am schnellsten? Richtig: StudiVZ).

Warum ist das so?

Ich selbst nutze Twitter wesentlich lieber und öfter als Facebook, und hier sind meine – ganz privaten – Top-Gründe dafür:

  1. Klarheit: Das Benutzer-Interface von Twitter ist einfach und luftig, ich sehe in der Standard-Einstellung eigentlich nur meine Timeline und ein paar Details dazu. Das Umschalten zu „Erwähnungen“ und zu meinem Profil geht ebenfalls ganz einfach, nur die DMs („Direct Messages“) waren im alten Design von Twitter besser zu erreichen. Das geht jetzt nämlich nur noch per Klick auf  „Account“ und dann auf ein kleines Briefumschlag-Symbol, das auf der Account-Seite steht. Das ist mir ein Klick zu viel.

  2. Die Tweets selbst: 140 Zeichen gehen, mehr im Prinzip nicht. Daran halten sich die meisten User, und das wiederum sorgt dafür, dass man seine Timeline ganz gut in den Griff kriegt: Niemand schreibt Romane. Viele User posten auch Bilder, das macht ebenfalls Spaß – allerdings deutlich weniger, seit Twitter dem Bilder-Netzwerk Instagram neulich den Krieg erklärt hat, was im Ergebnis dazu führt, dass Instagram-Bilder nicht mehr direkt in der Twitter-Timeline angezeigt, sondern nur noch verlinkt werden. Das war kein kluger Schachzug.
  3. Die Privatsphäre: Erstens will Twitter nicht so viel von mir wissen wie Facebook. Ich kann hier gar nicht (jedenfalls gibt es dafür kein eigenes Datenfeld) meinen Beziehungsstatus angeben oder die Tatsache, dass ich in meiner Freizeit reite. Das mag für Twitter ein riesiger strategischer Nachteil in der Vermarktung sein. Für mich ist es ein riesiger Vorteil. Zweitens: Twitter ändert nicht alle zwei Minuten (gefühlt) die Geschäftsbedingungen oder stellt Inhalte, die vorher ganz klar privat waren, plötzlich und ohne Ankündigung auf  „öffentlich“.
  4. Die „dünne Regelschicht“: Nach diesem Diktum von Eli Pariser besteht der hauptsächliche Unterschied zwischen Twitter und Facebook in der Transparenz der „Filter-Regeln“. Also: Bei Facebook gibt es ja den berühmten „EdgeRank“-Algorithmus, der letztlich darüber entscheidet, welche Postings meiner „Freunde“ ich im Newsfeed sehe und welche nicht. Das ist für die meisten User (auch für mich) völlig intransparent und sehr schwer in den Griff zu kriegen: Weil ich ja nicht sehe, was mir der Algorithmus vorenthält. Auf Twitter dagegen ist die Sache völlig klar: Wenn ich jemandem folge, sehe ich dessen öffentliche Postings. Alle. Punkt. Und wenn mich die- oder derjenige nervt, dann entfolge ich ihn, und ich sehe nichts mehr. Fertig. Das mag sich jetzt anhören wie ein Detail am Rande – aber für mich ist genau das der Grund, warum ich Twitter mag und Facebook (eigentlich) nicht.

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Zen und die Kunst des Cloud Computing

Wer sich schon mal – und sei es nur am Rande – mit der fernöstlichen Zen-Philosophie beschäftigt hat, der weiß: Weniger ist mehr, Reduktion aufs Wesentliche ist besser als Masse, Leere bedeutet Freiheit. Das sind Prinzipien, wie sie beispielsweise dem Design der Produkte von Apple zugrunde liegen. Man könnte behaupten, dieses Prinzip sei der Grund dafür, weshalb iPad, iPhone und Co. die Welt der Computer (mindestens diese) revolutioniert haben.

Nun findet derzeit gerade noch eine andere Revolution statt: Diejenige des so genannten „Cloud Computing“ nämlich. Sprich: Immer mehr gehen wir dazu über, unsere Daten nicht mehr lokal zu speichern, sondern sie auf irgendeinem Server in der sprichwörtlichen „Wolke“ abzulegen – ohne dass wir häufig überhaupt wissen (oder wissen müssen), auf welchem konkreten Server die Bits und Bytes nun eigentlich physisch vorhanden sind.

Um ein ganz konkretes Beispiel zu nennen: Im neuen Tablet von Amazon, dem Kindle Fire HD, ist es gar nicht mehr möglich, beispielsweise Videos aus dem Amazon-Store lokal abzuspeichern. Stattdessen werden die Inhalte immer direkt aus der Cloud aufs Gerät gestreamt.

Klar: Hier hat derjenige verloren, dessen Internet-Anbindung zu langsam ist. Aber darum geht es nicht.

Der Punkt ist vielmehr: Was passiert eigentlich, wenn wir unsere Daten nicht mehr physisch „besitzen“ – oder, noch ein Stückchen weiter gedacht, was ist dann eigentlich „Besitz“, beziehungsweise: Ist unser Begriff von „Besitz“ nicht lediglich eine Folge davon, dass wir bis dato ausschließlich in einer Welt der Atome und nicht in einer Welt der körperlosen Daten gelebt haben? Klar: Ein Buch aus Papier (d.h. ein Exemplar eines Buches) kann immer nur einer „besitzen“. Wenn ich das Buch einer Bekannten leihe, dann hat die es – und ich habe es nicht mehr.

Aber Daten sind fundamental anders, Daten lassen sich verlustfrei kopieren, und jede Kopie ist dem Original ununterscheidbar. Die Tatsache, dass ich eine Datei kopiere, ändert nichts am Original. Das nutzt sich nicht ab, wird nicht schlechter – und wenn ich die Kopie kopiere, gilt genau das gleiche.

Aber: In der Welt der Cloud muß ich ja gar nichts mehr kopieren, ich kann ja synchronisieren. Alle großen Cloud-Dienste, ob nun von Google, Amazon oder Apple, arbeiten so: Eine Datei wird zunächst vorgehalten, in der Cloud. Bei Bedarf wird diese Datei auf das jeweilige Endgerät „gestreamt“, das ich gerade in der Hand halte. Und bin ich fertig, dann sind auch die Daten wieder Weg. Auf dem Endgerät bleibt keine Spur, wird kein Speicher verbraucht. Was natürlich bedeutet: Große Speicherkapazitäten brauche ich nicht mehr, das Endgerät kann damit billiger, kleiner und leichter sein – und schon hat man das schlanke Design und den günstigen Preis des Amazon Kindle Fire erklärt.

Es geht aber noch weiter. Denn in der Welt der Cloud entfällt nicht nur die Notwendigkeit des physischen „Besitzes“. Die Welt der Cloud ist eine Welt des Überflusses: Wieviel Musik ich höre, wieviele Filme ich schaue – das wird alleine begrenzt durch die Größe meines Abonnements bzw. meinen Vertrag mit dem Cloud-Anbieter – und davon, wie viel (oder wie wenig) Zeit ich eigentlich habe.

Und damit wird der Überfluß schnell zum Problem: Ich kann mir gar nicht mehr alles anschauen was ich zwar nicht besitze, aber „gekauft habe“. Lange nicht alles.

Womit wir wieder am Anfang wären und bei der Philosophie des Zen: Gerade in der Welt des Überflusses wird es vielleicht wieder wichtig, sich zu beschränken auf Weniges. Vielleicht auf Gutes.

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Noch ein Angriff aufs Fernsehen: Yahoo Screen

Ich weiß auch nicht, was eigentlich so schwierig ist: Neben den bis jetzt noch recht dürftigen Themenkanälen auf  Youtube gibt es noch einen anderen „Angriff“ auf das konventionelle Fernsehen im Netz: Yahoo Screen. Die Plattform ist vor kurzem gestartet und nach Aussage von Yahoo-GF Heiko Genzlinger tatsächlich so gemeint: Man möchte den „normalen“ Fernsehsendern Zuschauer – und damit natürlich Werbegelder – abspenstig machen.

Bei meiner Stichprobe zeigte sich aber, dass das „alte Fernsehen“ nur wenig Anlaß hat, sich vor Yahoo zu fürchten. Auf der Plattform finden sich (zumindest auf der Homepage) fast nur Blaulicht- und Promi-News. Alle anderen Themen bleiben komplett außen vor – schon alleine deshalb hält sich mein persönliches Interesse an der Plattform sehr in Grenzen.

Wenn man dann noch in einzelne Beiträge reinschaut, zum Beispiel das zwei Minuten kurze Filmchen über Calista Flockheart – dann wird es noch schlimmer. Denn hier werden absolute Null-News zum großen Enthüllungsreport aufgebauscht – etwas, das jedem Volontär ab dem ersten Arbeitstag strikt ausgetrieben wird. Denn es führt letztlich sehr schnell zu enttäuschten Usern, die niemals wiederkommen. Und das in diesem Fall vollkommen zurecht.

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Telekom: Kundenservice bleibt ein Fremdwort

Die Spalten der Computer-Fachzeitschriften sind voll von Berichten über den schlechten service der deutschen DSL-Anbieter – darunter auch die deutsche Telekom. Man liest von Kunden, die für einen nicht vorhandenen Anschluß zahlen, ihre alte Rufnummer nicht mitnehmen können, oder die gar nicht erst angeschlossen werden.

Das alles ist verständlich: Schließlich tobt im Markt der DSL-Anschlüsse seit Jahren ein gnadenloser Preiskampf. Reseller wie 1&1, Freenet und andere müssen die Leitung erst bei der Telekom anmieten, bevor sie sie an ihre Kunden weiterverkaufen können – das ist ein strategischer Nachteil, der nur auf Kosten der Handelsspanne gehen kann, keine Frage.

Aber dennoch verstehe ich nicht, was ich dieser Tage selbst erlebt habe.

Ganz kurz zur Rahmenhandlung: Vergangene Woche bin ich umgezogen, den neuen VDSL-Anschluß in der neuen Wohnung habe ich vor ca. zwei Monaten beantragt, Klippen wie zum Beispiel die Tatsache, dass die Telekom bei einem Umzug darauzf besteht, die Unterlagen an die NEUE Adresse zu schicken (an der man notwendigerweise noch nicht wohnt…) habe ich mittels diverser zeit- und nervenkostender Anrufe bei diversen Hotlines souverän umschifft. Gescheitert ist mein Anschluß letztlich an einem scheinbar harmlosen Detail: Die Telekom verkauft allen Neukunden ungefragt einen so genannten Virenschutz gegen eine monatliche Gebühr von ein paar Euro. Das war mir aufgefallen, ich hatte deshalb bei der Hotline angerufen und darum gebeten, diesen Quatsch, den ich als Mac-User gar nicht brauche, doch bitte zu stornieren. Storniert wurde dann – der gesamte Auftrag.  Das stellt man als Kunde natürlich erst dann fest, wenn zum vereinbarten Termin weder ein Monteur erscheint noch der längst installierte DSL-Router eine Verbindung nach draußen bekommt.

Aber das, wie gesagt,  nur zur Rahmenhandlung.

Die eigentliche Frage ist die folgende: Ich bin ja nicht der einzige in Deutschland, der bei der Telekom einen Anschluß beantragt, weil er umzieht. Warum also ist dieser doch sicher tausende Male fällige Prozess derartig fehlerbehaftet? Das macht doch wirtschaftlich keinen Sinn, oder?

Na ja: Ich habe ja trotz allem den Anbieter nicht gewechselt – denn außer der Telekom bietet niemand an meinem Wohnort VDSL an. Ich bin also gezwungen, beim Monopolisten Kunde zu bleiben – egal wie schlecht der Service ist. Schadensersatz werde ich auch sicher nicht geltend machen können, denn dafür ist der Streitwert (zwei Wochen ohne DSL) zu gering. Und schlechte Publicity sind der Telekom sicherlich auch egal (jedenfalls hat mir das einer der vielen Service-Mitarbeiter, mit denen ich gesprochen habe, genau so mitgeteilt). Was also bleibt? Ein bißchen erhöhter Personalaufwand im Niedriglohnbereich durch meine vielen Hotline-Anrufe – die ich aber sicherlich dank der noch nicht kostenlosen Warteschleifen selbst zumindest mit bezahlt habe. Meinen Monatsbeitrag für das VDSL werde ich auch brav entrichten (müssen), schließlich sperrt mir die Telekom sonst den Anschluß.

Der schlechte Service der Telekom macht also nicht nur wirtschaftlich keinen Nachteil – selbst wenn er das zunächst würde, dann würde man die Mehrkosten dafür sicherlich in keiner Bilanz finden, kein Aktionär würde sich auf der Hauptversammlung darüber aufregen. Er ist also allenfalls – aus Sicht der Telekom – ein Schönheitsfehler.

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Was Cloud-Dienste mit Turnschuhen zu tun haben

Heute startet Amazon in Deutschland einen neuen Dienst, den es (sicher nicht zuletzt deshalb, weil dort keine GEMA existiert…) in den USA schon länger gibt: Den „Amazon Cloud Player“, mit dem man seine Musik in der „Wolke“ speichern und auf allen persönlichen Geräten abspielen oder herunterladen kann.

Aber Moment mal: Das ist doch genau das gleiche wie iCloud bei Apple? Richtig. Bis hin zu den Preismodellen sind beide Musik-Dienste so gut wie identisch. Damit herrscht jetzt auch bei Musik eine Situation, wie es sie im Bereich der reinen File-Speicherer a la „Dropbox“, „Safesync“, „Crashplan“ etc. schon länger gibt: Mehrere Anbieter machen zum gleichen Thema ein bis in die Details gleiches Produkt.

Als Kunde brauche ich die jeweilige Dienstleistung natürlich immer nur einmal. Die Frage ist also: Wieviele (und welche) dieser Anbieter werden überleben? Werden es etwa sogar alle sein?

Da hilft vielleicht ein Blick in die Welt der Turnschuhe – was für mich als gebürtigen Mittelfranken natürlich heißt: Ein Blick nach Herzogenaurach. Dort hat vor vielen Jahrzehnten ein Herr namens Adi (korrekt eigentlich: Adolf) Dassler aus der elterlichen Manufaktur für Filzpantoffeln den heute weltweit agierenden Sportartikel-Hersteller Adidas geformt. Adis Bruder Rudolf hingegen gründete nach einem Streit seinen eigenen Laden ebenfalls in Herzogenaurach und nannte ihn „Puma“. Klar, und dann gibt es da auch noch Nike und ein paar andere, die ähnlich wie heute die Cloud-Anbieter schon seit Jahrzehnten sehr ähnliche Produkte anbieten: Fußballschue beispielsweise machen sie alle.

Warum aber gibt es diese Unternehmen alle bis heute (wenn auch mit unterschiedlichen Marktanteilen)? Ganz einfach: Auch wenn Schuhe der einen Marke vielleicht ein bißchen besser sind als jene der anderen: Es ist kein allzu großes Problem, wenn innerhalb ein- und derselben Fußballmannschaft der eine Spieler auf Adidas, der andere jedoch auf Puma-Schlappen den Ball ins gegnerische Tor zu treten versucht. Mit anderen Worten und in Computer-Sprech formuliert: die Schuhe sind kompatibel zueinander. Marktwirtschaftlich gesehen verhindert das, dass ein einzelner Hersteller zum Monopolisten wird – und auf der anderen Seite sorgt es für stetige Innovation und günstige Preise bei Fußballschuhen.

Bei den Cloud-Diensten läuft es möglicherweise anders. Derzeit versuchen sie natürlich alle, sich gegenseitig das Wasser abzugraben. So hat etwa Amazon natürlich klar erkannt, dass Apples iTunes in Sachen „Musik am Rechner“ derzeit klar die Nase vorne hat. Demzufolge gibt es im „Cloud Player“ von Amazon die Option, seine Musik aus iTunes zu exportieren und in der Amazon-Cloud abzuspeichern. Umgekehrtes gibt es von Apple bislang noch nicht – vermutlich aber nur deshalb, weil Amazon bislang noch nicht die große Rolle spielt.

Schwierig wird es insbesondere dann werden, wenn die Verknüpfiung von Software (hier also der Musikdateien) und Hardware (Apples iPhones und iPads, Amazons Kindles und ab demnächst auch in Deutschland Kindle Fires) enger und undurchlässiger wird. Schon jetzt ist zu befürchten, dass man sich dann bei der Anschaffung seines Geräteparks auf einen Anbieter festlegen muss, also nur ENTWEDER die Amazon- oder die Apple-Welt wird nutzen können – oder seine Musik parallel auf beiden Diensten vorhalten muß. Mit dem riesigen Nachteil eines enormen Synchronisationsaufwandes und dem Problem, dann doppelt bezahlen zu müssen. Man kann nur hoffen, dass die Anbieter es nicht soweit kommen lassen und ihre Schnittstellen offenhalten werden.

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QR-Code auf dem Grabstein

Das ist jetzt wieder so eine Geschichte. QR-Codes verbreiten sich ja immer mehr. Man findet sie in Printmedien, aber auch immer öfter in freier Wildbahn, etwa auf Fahrkartenautomaten oder Plakatwänden. Die Stadt Gotha hat im vergangenen Jahr vor historischen Gebäuden QR-Codes anbringen lassen, über die man mehr über die jeweilige Sehenswürdigkeit erfahren kann.

Nun bietet ein Steinmetz etwas an, dass sich zunächst sehr seltsam anhört: QR-Codes in Stein gemeißelt, auf dem Grabstein.

Auf den zweiten Blick aber ist das gar nicht so doof. Erstens: Die Webseite, die über den QR-Code angesteuert wird, kann sich im Laufe der Zeit verändern. Eine klassische Anwendung wäre hier eine so genannte „Gedenkseite“, wie sie beispielsweise auch mein Arbeitgeber anbietet. Auf einer solchen Seite können die Hinterbliebenen ihre digitalen Erinnerungen an den Verstorbenen in Form von Texten, Fotos oder Videos hinterlegen. Es macht dann schon viel Sinn, wenn jemand vor dem Grabstein steht und er sich gleichzeitig diese „Zusatz-Infos“ via QR-Code holen kann.

Zweitens: Der Trend geht derzeit weg von Erdbestattungen und hin zu Urnengräbern. Die aber sind viel kleiner und bieten oft schlicht nicht genug Platz für eine ordentliche Inschrift. Auch hier kann der Code helfen: Der Platz auf einer Website ist schließlich (zumindest theoretisch) unbegrenzt.

Ich finde: Eine tolle Anwendung für die genialste analog-digital-Schnittstelle, die ich kenne.

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Das Publikum mit Publikum

In einem sehr guten Artikel in der Washington Post schreibt Brian Solis dieser Tage darüber, wie sich unsere Welt ändern wird durch die „Generation C“. Das „C“ steht hier für „Connected“. Gemeint sind also jener derzeit eher jüngere Leute, die selbst dann noch twittern und facebooken, wenn sie eigentlich gerade auf einem Pop-Festival sind und vorne auf der Bühne eine Band spielt.

Dieses Verhalten, so Solis, ist nicht etwa völlig plemplem, sondern inhärent sinnvoll, weil es einen klaren Mehrwert bietet: Das Erlebnis wird reicher dadurch, dass es nicht nur realiter, sondern parallel auch noch in der Welt der Social Networks stattfindet.

Wenn man ein bisschen darüber nachdenkt, ist da vieles dran. Alleine die vielfältigen Suchmöglichkeiten von Google und Wikipedia, die ja immer mehr auch „Location based“ zur Verfügung stehen, können ein Ereignis wie ein Pop-Festival auf vielfältige Weise anreichern. Wie hieß nochmal der Bassist der Band? Sollte ich mir schnell das aktuelle Album herunterladen? Den Freunden auf Facebook einen Schnappschuss vom Konzert schicken?

Ihr fast schon instinktives Kommunikationsverhalten gibt der „Generation C“ enorme Macht. Denn die bestens vernetzten “ Influencer“ haben die Macht, das Verhalten auch großer Konzerne zu ändern (die Sache mit Jeff Jarvis und Dell ist da nur ein Beispiel unter vielen) – und sie scheuen sich nicht, das auch immer wieder zu versuchen.

Die Antwort darauf ist zunächst überraschend, und sie wird sicher nicht jedem gefallen: Konzerne schauen immer mehr darauf, wer es eigentlich ist, der sich da äußert. Das sprichwörtliche Lieschen Müller wird also weiterhin ungehört bleiben. „Social Hubs“, also Profi-Netzwerker mit tausenden Facebook-Freunden oder Twitter-Followern bekommen schon mal eine Porion Extra-Kundenservice.

Das muss man erstmal zur Kenntnis nehmen, denn an dieser Stelle ist die vermeintlich „schöne neue Welt“ der Sozialmedien vielleicht gar nicht so schön. Noch fragwürdiger wird es, wenn zur Einschätzung der „Gefährlichkeit“ einer bestimmten Äußerung Dinge wie der „Klout-Score“ ihres Urhebers ins Spiel kommen. Solis prophezeit „Klout“, jenem Dienst, der den Einfluss einer bestimmten Person in den Social Networks mithilfe eines intransparenten Algorithmus zu errechnen sucht, eine große Zukunft. Ich bin nicht sicher, ob man sich das wünschen soll.

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