Facebook Newswire: Das neue Nachrichten-Medium?

Facebook NewswireEigentlich ist das, was Facebook mit seinem „Facebook Newswire“ gerade macht, einfach nur konsequent: Inhalte mit Nachrichtenwert, die „sowieso“ von Nutzern auf der Seite gepostet werden, bekommen über diesen Weg den Zugang zu einem wesentlich größeren Publikum. „Kleiner“ Nebeneffekt: Es ist ein weiterer Nagel im Sarg von Nachrichtenmedien. Und das hat folgende Gründe:

  1. Durch die schiere Masse seiner User und die schiere Größenordung seiner Verbreitung hat Facebook fast automatisch Zugriff auf alle Inhalte, die potenziellen Nachrichtenwert haben.
  2. Die immer weiter fortschreitende mobile Nutzung des Dienstes sorgt zusätzlich dafür, dass von so gut wie allen Ereignissen Bilder oder Videos vorhanden sind
  3. Die ausgefeilten Mechanismen zur Einschätzung des User-Interesses in Verbinung mit dem Aufenthaltsort des Users sowie seiner im Profil hinterlegten Interessen erlauben eine genaue Steuerung im Hinblick darauf, wer welche „Nachrichten“ zu sehen bekommt.
  4. Die Möglichkeit, die Beiträge zu liken, zu teilen und sie einzubetten sorgt für weiter verbesserte Filter und nochmal zusätzliche Verbreitung.
  5. Facebook holt seine User dort ab, wo sie eh schon sind – nämlich auf Facebook. Im Unterschied zu den Beiträgen „echter“ Nachrichten-Sites wie z. B. Spiegel online muß ich nirgends mehr klicken  und auf keine andere Seite mehr gehen.

Interessant finde ich auch (s. Beispiel), dass Facebook für den neuen Dienst offenbar ein Team im Einsatz hat, dass sich bemüht, den „Roh-Content“, in meinem Beispielfall das Video aus der Überwachungskamera, quasi noch nachrichtentechnisch zu „veredeln“, indem man in den Beitrag die Facts zum jeweiligen Ereignis hineinschreibt. In meinem Beispiel ist das etwa die Zahl der Opfer sowie die Quelle, von der die Opferzahl kommt. Das ist – leider, aus Sicht der klassischen Medien – schon ziemlich gut gemacht und man wird sich als Spiegel Online oder ähnliches Medium dringend eine Strategie dagegen überlegen müssen.

 

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Warum die Apple Watch süchtig macht

Apple Watch Thomas GerlachVorsicht! Suchtgefahr!

Dieser Hinweis müßte eigentlich groß vorne auf der Verpackung der Apple Watch stehen. Das glauben Sie nicht?

Die Apple Watch ist ja noch ein ganz neues Produkt. Und eigentlich – Pebble und Samsung hin oder her – auch eine ganz neue Produktkategorie. Da fällt es zunächst schwer, die berühmte Killer-Anwendung zu erkennen. Beim iPhone hat es schließlich auch eine Weile gedauert, dass die Killer-Anwendung – eigentlich gar keine Anwendung ist, sondern der Appstore.

Aber zurück zur Apple Watch.

Ich habe meine Uhr jetzt seit knapp 2 Monaten, und ich gestehe es ganz offen: Ich bin süchtig. Und das trotz aller anfänglichen Unzulänglichkeiten, die die Uhr derzeit noch plagen: Sie geht nicht immer an, wenn man die Uhrzeit sehen will, und dann muß man erstmal draufdrücken. Die Sache mit dem „Force Touch“ ist derzeit noch eher ein nutzloses und verwirrendes Gimmick als eine sinnvolle Art der Bedienung. Und richtig nervig ist, dass praktisch alle Apps völlig dumm sind, solange kein iPhone in der Nähe ist.

Aber, wie gesagt: Trotzdem bin ich süchtig.

Der Grund ist eine Anwendung (oder App, wie man ja neuerdings sagt), die mit der Apple Watch von Anfang an gleich mitgeliefert wird:  Es ist die „Aktivität“-App.

Diese Anwendung soll nichts weniger, als dem Träger der Apple Watch zu mehr Gesundheit zu verhelfen. Dazu muß man (auf dem iPhone) erstmal ein paar Angaben machen: Ob man männlich oder weiblich ist, das Alter, das Gewicht und die Körpergröße.

Daraus errechnet die App dann drei Kenngrößen: Wieviele Kalorien man jeden Tag durch Bewegung abtrainieren sollte, wie lange man trainieren  und wie oft man aufstehen sollte. Die letztere Größe ist dabei ziemlich starr: Einmal pro Stunde mindestens eine Minute lautet die Standardvorgabe für fast alle.

So weit wäre das Ganze noch völlig unspektakulär – wenn Apple nicht Apple wäre.  Weil Apple aber Apple ist, blieb es nicht bei den drei simplen Kenngrößen (deren Zielerreichung übrigens durch die diversen Sensoren der Uhr überprüft wird). Sondern es gibt außerdem eine wunderwunderschöne grafische Aufbereitung auf der Uhr, inklusive schicker Animationen. Für die Buchhaltertypen gibt es außerdem eine iPhone-App, bei der man sich seine „Aktivitäten“ über den Zeitverlauf anschauen und sie nach Herzens Lust auswerten kann.

Vor allem aber gibt es eine Mischung aus Drill und Fleißsternchen-System, das einen tatsächlich immer wieder motiviert, sich mehr zu bewegen, zu trainieren oder aufzustehen. Keiner außer Apple schafft es so genial, aus einer im Grund extrem simplen Sache ein so verspieltes, aber gleichzeitig so wirkungsvolles Dings zu bauen, das tatsächlich funktioniert – bei mir jedenfalls. Die bloße Möglichkeit, jederzeit prüfen zu können, ob ich mich heute schon genug bewegt habe, führt bereits dazu, dass ich mich mehr bewege als vorher. Ob ich dadurch gesünder bin? Ich fühle mich jedenfalls besser, nämlich einerseits wirklich fitter, auf der anderen Seite freuen mich die kleinen „Erfolgserlebnisse“, und seien sie noch so pseudo. Ob ich dadurch länger leben werde? Keine Ahnung, wohl eher nicht.

Aber süchtig bin ich auf jeden Fall.

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„Oculus Rift“ 3D-Brille ausprobiert

Ich hatte die Gelegenheit, die VR-Brille „Oculus Rift“ auszuprobieren. Mein Eindruck: In der momentan aktuellen Entwickler-Version ist die Oculus Rift nicht allzu hochauflösend – aber das macht überhaupt nichts. Ich konnte mich einige Minuten mit der Oculus Rift auf dem Kopf durch eine virtuelle Landschaft bewegen, wie man sie aus Computerspielen kennt. Die für heutige Verhältnisse relativ grob aufgelöste Grafik geht einem aber sofort aus dem Sinn, wenn man merkt, dass man den Bildeindruck genau so steuern kann wie im richtigen Leben auch: Wenn man den Kopf dreht oder neigt, dann verändert sich das Bild entsprechend – und das alles natürlich in 3D. Damit taucht man sofort in die virtuelle Szenerie ein. Das habe ich so noch nie erlebt.

Anders als ich es befürchtet hatte, stört das relativ große, skibrillenartige Gerät überhaupt nicht. Auch mit meiner Brille auf der Nase konnte ich die Oculus Rift problemlos nutzen.

Viele Leute meinen ja, die Oculus Rift sei ein reines Gimmick für die Computerspiel-Freaks. Ich bin aber anderer Meinung. Ich kann mir sehr viele Anwendungen für die Oculus Rift vorstellen. Von Simulationen über Nachrichten und Filmen bis hin zu der Möglichkeit, sich etwa den nächsten Urlaubsort, das Hotel oder eine Immobilie, die man kaufen möchte vorab anzuschauen – Möglichkeiten für die Oculus Rift gibt es ungeheuer viele. Jetzt muß sie nur jemand nutzen.

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Emberlight: Das schlaue Licht

Die Idee von „Emberlight“ ist bestechend: Man nehme eine normale Glühbirne. Oder eine LED-Lampe, eine dimmbare Energiesparlampe, ein Halogen-Leuchtmittel. Dieses schraube man in einen Adapter, und den wiederum in die Lampenfassung. Und voila: Durch den Adapter wird die Lampe netzwerkfähig.

EmberlightDas klingt vielleicht nicht allzu spektakulär, könnte aber trotzdem eine kleine Revolution einläuten. Das Projekt “Emberlight” (so heißt der Adapter) hat gerade erst auf der Finanzierungs-Plattform “Kickstarter” mehr als eine Viertelmillion Dollar eingesammelt – das ist gut das fünffache dessen, was die Erfinder eigentlich zur Umsetzung ihrer Idee brauchen.

Emberlight macht das Licht fernsteuerbar

Und diese Idee hat es wahrhaftig in sich. Denn nicht nur wird die Glühbirne durch den Adapter fernsteuerbar. Es gibt eine App fürs Handy, mit der man eine Art Zeitsteuerung programmieren kann – oder natürlich auch vom Urlaub in Italien aus das Licht ein- und ausschalten.

Aber damit nicht genug. Wer mehrere Emberlights miteinander vernetzt, kann eine komplette Lichtstimmung abspeichern – oder auch gleich ein paar verschiedene. So läßt sich etwa eine Szenerie “Fernsehen” abspeichern, und man muß nicht mehr von Hand mehrere Lampen im Wohnzimmer bedienen, wenn man sich vor die Glotze setzen will.

Einen coolen Nebeneffekt hat das Ganze auch noch: Da typische Smartphones ja über GPS ihren Standort ermitteln können, weiß auch die Emberlight-App, wo sich der Nutzer gerade aufhällt. Also ist es ein leichtes, zuhause einfach schon mal das Licht einzuschalten, wenn sich der Emberlight-Besitzer nähert. Im Dunkeln nach den Schlüsseln fischen gehört damit endgültig der Vergangenheit an.

Ich kann nur hoffen, dass sich Emberlight (oder ähnliche Geräte) durchsetzen werden. Denn dadurch wird das Leben wirklich wesentlich leichter. Im Extremfall spart man sogar sämtliche Lichtschalter in einer Wohnung ein, das Handy wird damit zur Universal-Fernbedienung. Die Sache mit den Lichtstimmungen finde ich eine klasse Idee, vor allem im Winter. Noch praktischer aber ist, dass man so das Licht schon einschalten kann, bevor man das Haus überhaupt betritt – und das sogar voll automatisch. Die Preise (von derzeit 49 US-Dollar für einen Emberlight-Adapter) müssen dazu allerdings noch ein wenig sinken.

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Uber: Der einstweilige „Sieg“ der Taxis

Uber mit einstweiliger VerfügungJetzt muß ich mal was gestehen: Gerade habe ich mir die App von „Uber“ auf meinem Smartphone installiert. Uber? Was ist das denn schon wieder? Und: Fehlen da nicht die Punkte auf dem „U“? Nein, keineswegs. Uber ist eines der schicksten Startups, die derzeit durch den einschlägigen Teil der Blogosphäre gereicht werden. Die Idee dahinter ist einfach, aber genial: Wer gerade irgendwo rumsteht und irgendwohin muß, ruft die App von Uber auf. Darin kann er andere User von Uber sehen, die gerade in der Nähe mit dem Auto unterwegs sind und sich als Fahrer anbieten – gegen ein kleines Entgelt.

Uber hat eigentlich das Taxi erfunden

Man könnte an dieser Stelle ganz unschuldig sagen: Wenn es nicht schon Taxis gäbe, dann hätte Uber sie hiermit erfunden – allerdings auf zeitgemäße, schlanke, effiziente Art. Denn ich muß nicht erst irgendwo anrufen, mir eine Warteschleifenmusik anhöfen, mit einer mehr oder weniger freundlichen Dame reden, ihr erklären, wo ich gerade bin (vor allem in Franken ist das mit den zahlreichen „haddn und weichn Ds“ nicht immer einfach) – und vor allem muß ich nicht eine gefühlte Ewigkeit waren, bis dann endlich ein mehr oder weniger freundlicher Taxifahrer auftaucht.

Leider (!) aber gibt es bereits Taxis. Und deswegen hat es Uber, das in den USA längst den Markt aufgerollt hat, hierzulande extrem schwer. Denn was machen jetzt die vorhandenen Taxi-Strukturen, wenn eine solche – eigentlich bessere – Konkurrenz auftaucht?

Keine Chance für Uber

Man könnte an dieser Stelle ganz unschuldig vermuten: Sicher macht die Deutsche Taxi-Servicegesellschaft mit dem vielen Geld, das sie über Jahre und Jahrzehnte verdient hat, mit der Infrastruktur, die da ist und sich bewährt hat – sicher macht sie doch vor allem eines: Eine bessere App. Auch die Taxizentrale weiß ja schließlich, wo ihre Taxis gerade so rumfahren, die Autos sind außerdem schon seit vielen Jahren datenmäßig vernetzt. Da ist es doch sicher ein Klacks, Uber mit dessen eigenen Waffen zu schlagen?

Pustekuchen.

Die Taxigesellschaft macht vor allem eines: Sie führt einen Krieg gegen Uber. Heute etwa wurde eine einstweilige Verfügung gegen Über erwirkt, die es Uber in Deutschland vorläufig untersagt, sein Geschäft zu betreiben. Bei Zuwiderhandlung droht je einzelner Fahrt (!), die Uber vermittelt, ein Bußgeld von bis zu 250.000 Euro.

Die Taxileute reden jetzt wahrscheinlich von einem „Sieg“. Es ist aber genauso ein „Sieg“, wie ihn vielleicht vor 100 Jahren die Betreiber von Eisfabriken gegen die Hersteller der ersten Kühlschränke hätten erwirken können. Nur: Wer läßt sich heute noch Eis für seinen „Eisschrank“ ins Haus liefern? Eben.

Das Bessere gegen das Gute

Fakt ist: Mit Uber tritt einfach ein besseres, weil schlankeres, billigeres, nutzerfreundlicheres Modell gegen die Taxis an. Und in einem solchen Kampf des Besseren gegen das Gute gibt es eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Entweder die Taxigesellschaft selbst erfindet sich neu – oder jemand anders tut es. Und zwar egal, ob derjenige nun Uber heißt oder nicht.

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Das Ende des Brockhaus

Heute kam die Meldung über golem.de: Es gibt keinen gedruckten „Brockhaus“ mehr. Nachdem der Verlag die Druckerpresse schon im letzten Jahr endgültig angehalten hatte, sind jetzt auch die Lagerbestände aufgebraucht. Hinfort kann man den Brockhaus zwar noch digital abrufen (wenn auch kostenpflichtig). Die spannende Frage lautet jedoch, wie lange der Verlag zu seiner Aussage stehen wird, die Inhalte weiterhin durch Experten pflege zu lassen.

Damit endet mit der 21. Ausgabe des Brockhaus nichts weniger als eine Ära. Jene Ära nämlich, in der durch das Aufkommen der zunächst „Konversationslexikon“ genannten Nachschlagewerke das Faktenwissen der Menschheit erstmals (zumindest innerhalb gewisser Grenzen) demokratisiert wurde. Nun war das Wissen nicht mehr davon abhängig, welche Schule man besucht hatte, sondern nur noch davon, dass man genügend Geld hatte, sich den Brockhaus oder ein ähnliches Werk kaufen zu können.

Es endet aber auch ein extrem lukratives Geschäftsmodell. Denn die noblen Bände mit ihrem Goldschnitt und Ledereinband (ich habe selbst noch so ein Exemplar) waren viele Jahre lang ein „Muß“ in jeder gutbürgerlichen Wohnstube. Doch diese Zeiten sind vorbei – ersatzlos.

Denn heutzutage informiert sich die Welt bei Wikipedia. Kostenlos, wesentlich aktueller als früher, und außerdem wesentlich umfangreicher. Längst haben viele Studien gezeigt, dass die Informationen hier nicht unbedingt schlechter sind, die Fehlerrate in relativen Zahlen sogar wesentlich geringer als in gedruckten Lexika.

Das Ableben der letzten Alternative erhöht aber auch die Bedeutung von Wikipedia – und sollte uns allen ein Signal sein. Denn eine Informationsquelle, die dermaßen einzigartig ist, sollte uns allen vielleicht etwas wichtiger sein. Will heißen: Vielleicht sollten wir stärker als bisher darüber nachdenken, die chronisch klamme Wikipedia-Stiftung hin und wieder mit einer kleinen Spende zu unterstützen. Ganz sicher aber sollten wir uns mehr darum kümmern, wer eigentlich die Artikel in der Wikipedia schreibt und wie hier die Zens… Verzeihung: Redaktions-Richtlinien sind, d.h. wer letztlich bestimmt, was wie in der Wikipedia steht und was nicht. Nicht zuletzt unsere Kinder brauchen langfristig eine Informationsquelle, auf die man sich genauso verlassen kann wie früher auf den Brockhaus.

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Oculus Rift: Die Zukunft des Kinos – oder Zukunft des Films?

Foto: Yakiv Gluck (CC-BY-SA 2.0)
Foto: Yakiv Gluck (CC-BY-SA 2.0)

Nach einer Meldung von Golem.de von heute fühlt Facebook als neuer Besitzer der Virtual-Reality-Brille „Oculus Rift“ derzeit in Hollywood vor: Die Filmbosse, so offenbar die Idee von Mark Zuckerberg, sollen Inhalte für die 3D-Brille herstellen.

Damit könnte nichts weniger passieren als eine Revolution.

Denn sind wir mal ehrlich: Das Kino hat in letzter Zeit doch sehr an Reiz verloren. Spätestens seit heimische Fernseher fast die Größe einer IMAX-Leinwand erreicht haben und man (sofern man an geeignetes Filmmaterial kommt) auch daheim in 3D glotzen kann, entfallen eigentlich die meisten Gründe, um ins Kino zu gehen.

Daran wird die Oculus Rift vermutlich wenig ändern. Man kann sie schließlich sogar in einer Aktentasche herumtragen und für den schnellen Filmgenuß unterwegs einfach ans Smartphone anschließen.

Was die Rift aber definitiv ändern wird, sind zwei andere Dinge, nämlich:

  • Die Art, wie wir Filme nicht nur anschauen, sondern ins Geschehen förmlich eintauchen können
  • Der Schritt von einer „fixen“ 3D-Ansicht zu einem 360-Grad-Panorama, das sowohl an die Dramaturgie als auch an die Filmtechnik völlig neue Herausforderungen stellt.

Und fest steht noch etwas: Es wird sicherlich extrem wenig Spaß machen, mit der Rift bestehendes Filmmaterial anzuschauen. Das bietet schließlich genau nicht das, was die Rift gut kann, nämlich eine Rundum-Sicht aufs Geschehen.

Wenn es also gelingt, die Besonderheiten der Brille zu nutzen, um genau damit spannende neue Geschichten zu erzählen – dann könnte die Oculus Rift tatsächlich so etwas werden wie die Zukunft Hollywoods.

 

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… One more thing: Das „Fire-Phone“ von Amazon

Fire-Phone, das neue Smartphone von Amazon. Wer es kauft, bekommt kostenlos ein Jahr Mitgliedschaft bei Amazon Prime.
Fire-Phone, das neue Smartphone von Amazon. Wer es kauft, bekommt kostenlos ein Jahr Mitgliedschaft bei Amazon Prime.

Häufig hat man die These in letzter Zeit gelesen: Bei Apple ist die Luft raus. Dem Konzern, so lamentieren landauf, landab die Fachjournalisten, falle spätestens seit der Einführung des iPads (das war, for the record, im Jahre des Herrn 2010) nichts wirklich neues mehr ein. Zwar munkelt es hinter den Kulissen beständig, das nächste große „one more thing“ käme bald, demnächst, asap, ganz bestimmt…. Nur: Es kommt nichts.

Mag sein, dass den Innovations-Stab von Apple nun einer übernimmt, dem man genau das als allerletztes zugetraut hätte: Der als biederer Kaufmann verschrieene Jeff Bezos, seines Zeichens Chef von Amazon und irgendwie die Knickerigkeit in Person. Es ist keine Legende, sondern die schlichte Wahrheit, dass Bezos sich in der Regel von seiner Gattin im familieneigenen Mini-Van aus japanischer Produktion ins Büro chauffieren läßt. Oder daß die Schreibtische bei Amazon traditionell aus aufgebockten Türen bestehen, die man vorher billigst im Baumarkt erworben hat. Das sei schließlich günstiger als „richtige“ Schreibtische, wird Bezos zitiert.

So einer ist in der Regel gegen Visionen immun. Und: So einem ist die buddhistisch-esoterisch-ganzheitliche Auffassung eines Steve Jobs davon, was ein disruptives Produkt ist, ziemlich fremd.

Was man an den frühen Erzeugnissen von Amazon auch überdeutlich ablesen konnte: Die ersten Kindles hatten nichts von der Eleganz, der Radikalität der auf einen einzigen Bedienknopf reduzierten iPhones oder iPads. Sie waren klobig, die Bedienung ein mittlerer Alptraum, die billige Plastik-Tastatur an der Grenze zur Unbenutzbarkeit.

Doch eines kann man Bezos nicht vorwerfen: Er sei nicht lernfähig.

Aktuelle Kindles (ich selbst besitze die erste Ausgabe des Kindle Touch) sind eine wahre Freude für alle, die gerne lesen: Leicht, einfach zu bedienen und mit einer Batterielaufzeit, die ihresgleichen sucht. Auch die Fire-Tablets sind attraktiv für Leute, die mit ihrem Tablet vornehmlich Amazon-Inhalte, also Bücher, Musik oder Videos, konsumieren möchten und die im Produktiv-Bereich höchstens mal ein E-Mail-Programm brauchen.

Auf dieser Vorgeschichte bauen Amazon und Bezos nun auf.

Das neue „Fire Phone“, das Bezos heute vorgestellt hat, könnte ein echter Meilenstein werden. Und das gerade weil es alles andere als radikal ist – jedenfalls im landläufigen Sinne.

Was man so hört, kommt die Hardware des Fire Phone von der Stange: Ein „normaler“Quadcore-Prozessor, 16 oder 32 Gigabyte Speicher (nicht erweiterbar), ein Preis zwischen 200 und 300 Dollar, ein Display mit 4,7 Zoll und 1280 Pixeln horizontaler Auflösung.

Aber das ist alles nicht der Punkt. Der Punkt ist, wie das Fire-Phone konzipiert ist.

Denn das Telefon bietet seinen Nutzern nicht weniger als einen völlig neuen Zugang zur Welt. Und dieser Zugang funktioniert nach dem Prinzip: „Was auch immer Dich interessiert, was auch immer Dich wundert, was auch immer Du wissen oder – vor allem – haben willst: Richte einfach Dein Fire-Phone darauf, und Amazon hilft Dir.“ Also beispielsweise: „Du willst wissen, was gerade im Fernsehen läuft? Richte einfach Dein Handy drauf!“ Das Fire-Phone erkennt nämlich, welche Folge welcher Serie gerade läuft – und natürlich auch, wie man diese Folge (oder die ganze Serie) bei Amazon kaufen kann. Oder: „Du weißt nicht, wo Du gerade bist? Richte einfach Dein Handy auf ein Straßenschild, und Dein Handy zeigt Dir auf Google Maps, wo Du Dich befindest.“

Das alles klingt vielleicht nicht wirklich spektakulär – schließlich gibt es längst Produkte wie Google Glass, die ähnliche Fähigkeiten versprechen. Nur: Google Glass gibt es noch immer nicht für Normalbürger zu kaufen (und schon gar nicht für 300 Dollar…). Und auch all die anderen Produkte, die angeblich alles können, sind noch nicht auf dem Markt.

Das Fire-Phone aber kommt am 25. Juli (zunächst nur in die USA). Ich bin gespannt, was dann passiert.

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Apple WWDC: Der Krieg der Öko-Systeme

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Die WWDC von Apple hat diese Woche gezeigt, wo der Weg der Computer-Welt in Zukunft (und zwar schon in allernächster Zukunft) hingehen wird.

Die zahlreichen Neuerungen, die Apple-Chef Tim Cook und Software-Chef Craig Federighi vorgestellt haben, weisen alle in dieselbe Richtung: Die verschiedenen Apple-Geräte, die ein Mensch so hat (zum Beispiel ein Mac oder Macbook, ein iPad und ein iPhone) sollen noch enger, noch nahtloser, noch komfortabler zusammenarbeiten. Die Veränderungen an iCloud, das nun auch als universelles „Datengrab“ dienen kann, die hübschen Gimmicks, dass man zum Beispiel eine Mail auf dem Mac beginnen kann, und eine Sekunde später auf dem iPhone nahtlos weiterschreiben: Das alles ist erstmal toll.

Man muß aber auch sehen, welche Folgen es hat: Man ist als User immer stärker in der Apple-Welt gefangen. Die Handschellen sind zwar aus rosa Plüsch, aber es sind Handschellen. Denn erstens funktionieren all die schönen Funktionen natürlich nur in der Apple-Welt und nicht etwa mit Windows- oder Android-Geräten. Man ist also letztlich gezwungen, alle seine digitalen Endgeräte bei Apple zu kaufen (und nur am Rande: Das Ganze setzt sich im Home-Entertainment mit Sachen wie Airplay oder Apple TV noch weiter fort… und in diesem Bereich scheint Apple ja auch einiges zu planen, das sicherlich auch noch stärker in diese Richtung gehen wird.).

Zweitens ist Apple ja nicht das einzige Unternehmen, das im Moment die Plüsch-Handschellen ausgepackt hat. Mindestens Google macht es genauso – und Amazon versucht es im Rahmen seiner noch etwas beschränkten Möglichkeiten.

Dafür nur ein Beispiel: Appple hat trimmt seine Produktivitäts-Software, die unter dem Namen „iWork“ läuft und die Programme Pages, Numbers und Keynote enthält, immer mehr in Richtung Cloud. Schon seit der vorletzten Version kann man seine Dokumente mit der Cloud synchronisieren und sie z. B. auch über den Browser abrufen. Und: Die ehemals kostenpflichtigen Anwendungen gibt es jetzt bei neuen Geräten einfach so kostenlos dazu. Und das natürlich sowohl auf dem klassischen Rechner als auch auf iPhone und iPad. Aber wenn man es mal etwas böse formuliert, dann ist das ganze Unterfangen wenig mehr als die Reaktion auf das, was Google schon seit Jahren mit seinen „Docs“ (vor einiger Zeit umbenannt in „Drive“) macht. Nur ist der Google-Ansatz zumindest derzeit noch ein stück weiter offen. Denn die Google-Dokumente bearbeitet man plattformübergreifend im Browser, und Apps gibt es sowohl für Android als auch für iOS. Dennoch sind auch bei Google Tendenzen erkennbar, das eigene Öko-System noch weiter abzuschotten, etwa dadurch, dass bestimmte Funktionen in Drive nur (oder zumindest am besten) mit Googles eigenem Browser Google Chrome funktionieren.

Letztlich, denke ich, wird es kurz- und  mittelfristig auf einen Krieg der Ökosysteme hinauslaufen, da letztlich alle der großen drei (oder vier, wenn man Amazon noch dazurechnet), nämlich Microsoft, Apple und Google, mehr oder weniger die gleichen Leistungen fürs gleiche Geld anbeiten – allerdings jeweils mit einem hohen Jägerzaun drumrum, der den Austausch zwischen den Systemen zumindest stark erschwert.

Der Dumme is bei der ganzen Angelegenheit der Kunden, und zwar gleich zweifach. Zum Einen ist es ja so, dass jedes der verschiedenen Systeme seine ganz speziellen Vorteile hat. So ist etwa Google Drive supereinfach zu bedienen, hat (lgosich!) eine extrem tolle Suche eingebaut und funktioniert auch über eine nicht ganz so schnelle Internet-Anbindung. Dafür sind die Apple-Dokumente optisch wesentlich hübscher, und gegen das extrem ausgereifte iTunes-Ökosystem hat Google auch nicht so richtig etwas entgegenzusetzen. Aus (jedenfalls meiner) User-Sicht wäre also ein Mix aus den verschiedenen Plattformen das Optimale. Aber das geht ja leider immer weniger.

Zum zweiten aber habe ich meine Daten in der Regel bei einem der Anbieter in dessen Cloud gespeichert. Es macht ja keinen Sinn, etwa jedes zweite Textdokument bei Apple und den Rest verteilt auf Google und Microsoft zu speichern. Es hat also EIN Anbieter ALLE meine Daten. Zu schweigen von der Frage, ob ich das möchte: Es wird schon spannend werden, im Zweifelsfall die Daten alle aus diesem Gefängnis wieder zu befreien.

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Google setzt „Recht auf Vergessen“ um

20140530-075138-28298374.jpgEs ist eine kleine Überraschung: nur zwei Wochen nach dem Urteil des europäischen Gerichtshofs zum „Recht auf Vergessen“ im Internet setzt er Suchmaschinenbetreiber Google das Urteil auch schon um. seit gestern gibt es hier ein Formular, das man ausfüllen kann, wenn man bestimmte Seiten aus dem Suchindex von Google gelöscht haben möchte. Freilich ist dafür als Legitimation eine Kopie des Ausweises oder Führerscheins notwendig. Außerdem behält sich Google die Prüfung der Anträge und eine eigene Entscheidung darüber vor. Auf der Seite selbst steht als Begründung zu lesen, man wolle sich und den Antragsteller vor Identitätsdieben schützen.
Eines sollte jedem Antragsteller allerdings klar sein: mit der Löschung bei Google passiert auch „nur“ das. Bei anderen Suchmaschinen wie etwa Microsofts Bing bleibt man weiterhin auffindbar. Und außerdem verschwinden durch die Löschung bei Google natürlich nicht die eigentlichen Webseiten aus dem Netz, auf die Google verlinkt hatte. Es wird lediglich der Link im Google Index entfernt.
Google selbst legt in Person von CEO Larry Page und Aufsichtsratschef Eric Schmidt größten Wert auf die Feststellung, dass man das Urteil des EuGH nach vor nicht gut finde. Schmidt verweist darauf, man habe es bei dem Thema mit Balance aus „Recht auf Vergessen“ und „Recht auf Wissen“ zu tun. Und diese Balance sei mit dem Urteil aus dem Gleichgewicht gekommen.
Da ist sicherlich etwas dran. Und außerdem stellt sich die Frage, ob nun nicht andere Anbieter auf den Plan treten werden, die etwa aufgrund eines Firmensitzes außerhalb der EU das Urteil einfach umgehen können. Unter dem Strich steht zweierlei: einerseits ein für viele sicherlich überraschend gesetzestreues Verhalten von Google. Und auf der anderen Seite ein weiteres Beispiel dafür, dass die Justiz technisch und inhaltlich nicht unbedingt auf der Höhe der Internetzeit angekommen ist.

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