Das Leben des Steve

Ein Mann mit markantem Gesicht und dünnem Haupthaar. Eine Hand, nachdenklich am Kinn, daran ein Ehering. Eine randlose Brille, kreisrunde Gläser.

Das ist kein Portrait.

Das ist eine Ikone.

Die Ikone, jenes Portrait des verstorbenen Steve Jobs, schaut uns in den letzten Tagen von immer mehr Internet-Seiten, aus immer mehr Fernsehkanälen und an immer mehr Schauplätzen der Trauer an. Auch drei Tage nach dem Tod von Jobs nimmt es kein Ende – im Gegenteil, nach meinem Eindruck wird es wirklich immer noch mehr (zum Beispiel hier, bei der New York Times…)

Ich finde, wir müssen langsam aufpassen.

So charismatisch, wichtig, meinetwegen gut Steve Jobs auch gewesen sein mag: Die hysterische Trauer tausender Menschn, die ihn nicht mal persönlich gekannt haben, sondern eigentlich nur die Produkte seiner Firma gut finden – diese Anführungszeichen-„Trauer“ nimmt langsam Züge an, die wir seit dem Autounfall von Prinzessin Diana nicht mehr gesehen haben.

Das Schwierige ist: Es besteht kein Zusammenhang zur Person, zum Menschen Steve Jobs. Und deshalb müssen wir aufpassen, dass wir nicht (wie in dem wunderbaren Film „Das Leben des Brian“) hier einen neuen Messias züchten, der statt Nächstenliebe noch allenfalls ein paar praktische Lebenstipps aus seiner Rede in Stanford bereit hält. Klar, die Stanford-Rede ist gut – sicher sogar besser als fast alles, was Unternehmenslenker sonst so von sich geben.

Aber die Kirche muß trotzdem bitte im Dorf bleiben. Und das Dorf heißt nicht Palo Alto.

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