Google Books: Ein kluger Richter entscheidet

Ein Gericht in New York hat jetzt eine kluge Entscheidung zu Google Books getroffen: Die Vereinbarung zwischen der Suchmaschinenfirma und den Verlagen wurde zurückgewiesen. Nach dieser Vereinbarung hätte Google eine pauschale Summe dafür gezahlt, urheberrechtlich geschütztes Material nutzen zu dürfen. Dagegen wiederum hatte sich das US-Justizministerium, aber auch Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel, auf die sich Richter Danny Chin in seinem Urteil ausdrücklich bezog (der Vorgang bei Zeit Online und heise online).

Der Deal ist damit allerdings nicht gestorben: Der Richter schlägt vor, dass im Gegensatz zu einer „pauschalen Zustimmung“ zu Google Docs, wie sie in der ursprünglichen Vereinbarung vogesehen war, sollten die Verlage doch jeweils einzeln der Verwertung durch Google zustimmen.

Das ist fürwahr ein weiser Richterspruch, weil er einerseits Google in die Schranken weist, andererseits aber eine digitale Bibliothek an sich, die ja durchaus auch viele Vorteile hätte, nicht grundsätzlich unmöglich macht.

Bei alledem dürfen wir aber ein Grundsatzproblem nicht aus den Augen verlieren: Nach wie vor ist es mit Google ein börsennotiertes Wirtschaftsunternehmen, das sich hier einer Aufgabe annimmt, die eigentlich die Öffentlichkeit selbst übernehmen müsste. Eine universelle digitale Bibliothek mit allen Büchern der Welt – das müßte die Staatengemeinschaft auf die Beine stellen, meinetwegen über die Uno oder eine andere Non-Profit-Organisation. Denn nur so könnte gewährleistet bleiben, dass das in einer solchen Bibliothek gesammelte Wissen auch tatsächlich auf Dauer allen kostenfrei zugänglich bleibt. Im Falle von Google kann man zwar den schönen Beteuerungen des Unternehmens glauben, das ganze Projekt werde rein aus Gründen der Philanthropie umgesetzt – aber man muß das keineswegs glauben. Schließlich: Selbst gesetzt den Fall, Google sei HEUTE tatsächlich gemäß dem Firmenmotto „not evil“, dann muß das nicht so bleiben.

In diesem Zusammenhang ein Lesebefehl: In seinem Buch „The Googlization of Everything“ beschreibt Siva Vaidhyanathan sehr schlüssig, warum wir uns über Projekte wie Google Docs tatsächlich Sorgen machen sollten. (Hier bei Amazon kaufen)

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