Google warnt vor „unfreiem“ Internet

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Image via CrunchBase

Bemerkenswertes ist heute bei Spiegel Online zu lesen: Google-Gründer Sergey Brin wird zitiert mit einer deutlichen Warnung vor einem „unfreien“ Internet. Was Brin damit meint: Einerseits Tendenzen in bestimmten Staaten wie China oder Saudi-Arabien, der Bevölkerung sehr genau vorzuschreiben, was sie im Internet tun dürfen oder zu sehen bekommen und was nicht. Ok, diese Geschichte kennt man – und Google selbst hat sich beispielsweise im chinesischen Markt selbst nicht gerade mit Ruhm beckleckert, als man zuerst auf die Bedingungen der Zensoren einging, um den dortigen riesigen Markt zu erobern – und sich, als das nicht klappte, mehr oder weniger beleidigt aus dem Land zurückzog.

Interessanter ist der zweite Teil von Brins Warnung: Hier nimmt er nicht Länder oder Regierungen, sondern Firmen aufs Korn. Und welche wohl? Klar: Facebook und Apple.

Nun ist durchaus etwas dran an der These, sowohl Facebook als auch Apple würden durch ihre jeweilige Strategie dazu beitragen, die Freiheit der User zu beschränken:

  • Im neuen Apple-Betriebssystem „Mountain Lion„, das für Sommer erwartet wird, wird es eine Einstellung geben, die nur noch Software aus Apples „App Store“ zur Installation auf dem System zuläßt.
  • Facebook definiert seine Nutzungs- und Datenschutzrichtlinien gerne mal in sehr kurzen Abständen willkürlich neu – außerdem ist der Konzern dafür bekannt, grundsätzlich keine Userdaten zu löschen, selbst wenn die User das wollen.

Aber andererseits ist es schon spannend, wer hier den ersten Stein wirft. Denn:

  • Google selbst geht mit seinem Kerngeschäft, nämlich der Web-Suche, traditionell intransparent vor und wird immer intransparenter: Spätestens seit dem Aufscheinen von Google+ im vergangenen Jahr werden immer mehr persönliche Daten der User in die Suche mit einbezogen – wie die Suchergebnisse entstehen (und, fast noch interessanter, welche Suchergebnisse weggelassen werden) bleibt dabei völlig unklar.
  • A propos Google+: Noch immer zwingt Googles soziales Netzwerk seine Nutzer dazu, sich mit einem Klarnamen anzumelden – daten- und persönlichkeitsschützende Pseudonyme sind verboten. Außerdem bekommt man bei der Anmeldung zu Google+ eine Google-Mailadresse „zwangsverordnet“ – auch das nicht unbedingt ein Beitrag zur Freiheit der User.
  • Im Bereich der mobilen Betriebssysteme ärgert Googles Android immer mehr User: Es ist im Gegensatz zu Apples iOS zwar „etwas“ offener, dafür besteht Google aber darauf, in den Updateprozess der Handy-Hersteller einbezogen zu werden und deren Android-Varianten schlußendlich freigeben zu wollen – mit dem Ergebnis, dass die „Dritthersteller-Androids“ um Monate bis Jahre hinter Googles eigener Version hinterherhinken.

Also: Es ist grundsätzlich zu begrüßen, dass Sergey Brin hier den Finger in eine Wunde legt, die tatsächlich noch zum echten Problem des Internets werden könnte. Noch schöner wäre es allerdings gewesen, wäre er hier nicht ganz so selektiv vorgegangen und hätte zumindest ein bißchen den Dreck vor der eigenen Haustüre weggekehrt.

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