Scheitert mit Gottschalk auch das Fernsehen?

Thomas Gottschalk

Heute steht ein sehr nachdenklicher und deshalb sehr lesenswerter Artikel über das Aus von Thomas Gottschalks Vorabend-Talk bei Spiegel online. Die Kernthese lautet: Thomas Gottschalk ist gescheitert, weil seine Sendung Teil des „Programms“ war, also täglich zur festgelegten Zeit lief. Das Ganze hätte, so die These, weit besser funktioniert, wenn man es im Web on Demand hätte abrufen können.

Nun, darüber kann man streiten. Richtig ist aber definitiv: Immer weniger Menschen haben Lust, ihren Tagesablauf um Punkt 20 Uhr zu unterbrechen, nur weil da die Tagesschau läuft. Stattdessen holt man sich seine Nachrichten (oder seine Serien) genau dann, wenn man Zeit dafür hat. Dieser Effekt hat theoretisch die Kraft, Fernsehen als Pus-Medium überflüssig zu machen, denn ich kann mir ja alles saugen, was ich haben will.

Auf der anderen Seite hat es das Web noch immer nicht geschafft, ein Kernproblem des menschlichen Daseins zu lösen, nämlich: „Womit füll ich einen langweiligen Abend, an dem ich einfach nur auf dem Sofa sitzen und mich von irgendeinem Quatsch berieseln lassen möchte?“ – Sowas kann nur das Fernsehen.

Ein Kommentar zu “Scheitert mit Gottschalk auch das Fernsehen?

  1. Um sich an einem langweiligen Abend berieseln zu braucht’s leider keine aufwändig produzierte Gottschalk-Talkshow – viel zu anspruchsvoll und geistig fordernd für diesen Zweck, viel zu viele Ecken und Kanten, viel zu viele nicht durchgeplante und damit potenziell umschalt-gefährliche Momente. Fürs Berieseln reichen vollkommen die immer nach dem exakt gleichen, durch Marktforschung und Psychologen bis ins Detail ausgetüftelten Serien, bei denen im Abspann immer Jerry Bruckheimer vorkommt (Gibt’s eigentlich noch Serien, wo Jerry Bruckheimer nicht die Finger mit im Spiel hat??) und bei denen man problemlos auch mal zehn Minuten was anderes machen kann (Facebook per iPad aktualisieren, noch en Bier holen), ohne auch nur ansatzweise den Handlungsfaden zu verlieren.

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