ShortFormBlog: Richtiger Online-Journalismus – endlich!

Durch einen Artikel bei ReadWriteWeb bin ich gestern abend auf eine Website gestoßen, die zeigt, wie richtiger Online-Journalismus aussehen kann: „ShortFormBlog“ nutzt die Tumblelog-Plattform Tumbler als Software-Grundlage für ein Konzept, das ganz ohne Bilder (und fast ganz ohne weiterführende Links) auskommt. Stattdessen nutzt ShortFormBlog durchdachte Typografie und ein ungewohntes, aber intuitiv zu erfassendes Layout, um Geschichten zu erzählen und vor allem Fakten verständlich zu machen.

Klar: Das meiste Material ist kuratiert, kommt in Wahrheit von anderen Seiten. Aber die Aufbereitung ist originär ShortFormBloggig, und das macht den Unterschied.

Der zweite Unterschied: ShortFormBlog nutzt die sehr news-affine Community von Tumblr (derzeit rund 12 Milliarden Pageviews pro Monat), um seine Bekanntheit zu steigern – was offenbar sehr gut funktioniert.

Wer mehr wissen will: Einfach mal reinschauen!

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Die Macht von Social Media – am Beispiel der Sparkasse Passau

Neulich hatte eine Bekannte von mir (sie ist nebenbei aufstrebende Nachwuchs-Journalistin) ein Problem mit der Sparkasse Passau. Was genau, ist hier unerheblich. Jedenfalls: Der Service war ungenügend.

Früher hätte man an dieser Stelle gesagt: Ja gut, Pech gehabt, ist halt so.

Doch diese Zeiten sind schon längst vorbei. Heutzutage ärgert man sich nicht mehr still: Man bloggt. So geschehen auch im Falle von „Teresa ohne h“, nachzulesen hier.

Doch damit endet die Geschichte nicht – im Gegenteil: Sie geht erst richtig los. Denn was macht nun die Sparkasse Passau? Richtig: Sie schreibt einen Brief. Ich wiederhole: Einen Brief. So aus Papier und so. Darin wird meine Bekannte erstmal „mit h“ geschrieben (Hallo? Warum heißt wohl der Blog „Teresa ohne h“???). Außerdem verwechselt der zuständige Social-Media-Experte der Sparkasse Passau einfach so mal eben Blog und Twitter (Denn Teresa hat natürlich, wie sich das gehört, via Twitter auf ihren Blog hingewiesen) und zeigt sich auch sonst nicht gerade einsichtig. Kundenf reundlichkeit der Sparkasse Passau klingt also im Wortlaut wie folgt:

„Wir haben ihren Twitter-Eintrag (!) zur Kenntnis genommen, und möchten gerne die Gelegenheit wahrnehmen zu Ihrer Darlkegung persönlich Stellung zu nehmen. Dazu haben wir einen Termin am 30.08. um 11.00 Uhr in der GS Heining bei Hrrn G…. vorgemerkt.“

So weit, so schlecht. Kein Wunder, dass die junge Kollegin dieses Schreiben als „Vorladung“ und nicht als Einladung zum Dialog auffasst – und das Ganze natürlich sofort scannt und auf ihrem Blog online stellt. Ebenso kein Wunder, dass der Blog daraufhin abgeht wie eine Rakete: Innerhalb von 24 Stunden war Teresa in den Top 10 der deutschen Blogosphäre. Das bedeutet natürlich unzählige Retweets und weitere Aufarbeitungen des Themas – wie zum Beispiel diese hier. Mit so wenig „Aufwand“ einen derartigen Image-Schaden zu erzeugen, das muß man der Sparkasse Passau wirklich erstmal nachmachen.

Deswegen hier nochmal für alle zum mitschreiben ein paar Grundregeln zum Umgang mit Beschwerden in den Social Media:

1. Jede Beschwerde (und vor allem jeden Beschwerdeführer) ernst nehmen.

2. Auf KEINEN FALL von oben herab reagieren. Erstens sind die Zeiten vorbei, da eine Sparkasse „mehr Macht“ hatte als eine „kleine“ Studentin – und zweitens ist Hochnäsigkeit nichts weiter als eine Einladung, das Ganze noch weiter eskalieren zu lassen.

3. Man suche sich irgendjemanden, der von der Sache etwas versteht. Der also weiß, was einen Tweet (so heißt das nämlich korrekt) von einem Blog-Post unterscheidet. Jemanden auch, der vielleicht sogar in der Lage ist, einen Blogeintrag direkt auf dem Blog zu kommentieren und der auch weiß, wie man mit Leuten vernünftig redet und wie man auf Menschen zugeht

4. Freundlich sein!

5. Ehrlich sein!

6. Dankbar sein, wenn – wie hier – ein Kunde berechtigterweise auf einen Mißstand hinweist! Welchen besseren Weg gibt es, das eigene Produkt, die eigene Dienstleistung zu verbessern? Eben.

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Bin ich ein Egoist?

Also, bis gestern hieß dieser Blog „Entschuldigung, darf ich auch mal was sagen?“. Fand ich irgendwie nett. Ist aber nicht nett für Google, sondern mißverständlich.
Heute früh nun hab ich festgestellt, dass der erste Suchtreffer bei Google unter dem Namen „Thomas Gerlach“ irgendeinen rechtsradikalen Vollidioten aus Thüringen hergibt. Das kann nicht sein, hab ich mir gedacht. Deswegen heißt dieser Blog jetzt so wie ich. Ist für einen guten Zweck, sozusagen.

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Blogs sind anders. Geschrieben.

Am Wochenende hatte ich Zeit, mal wieder etwas ausführlicher die Blogosphäre zu durchstreifen.

Aber eigentlich gibt es zwei. Blogosphären.

Also die „echte“ von „Ur-Bloggern“ wie Robert Basic. Leute, die aus dem Web kommen und sich nie irgendwo nennenswert geäußert haben als genau dort.

Dann die andere, die, na ja, „Journalistenblogosphäre“, mit Menschen wie Niggemeier; auch die diversen Handelsblatt- und Focus-Blogs gehen in diese Richtung.

Der Unterschied liegt für mich in der Schreibe.

Zum Beispiel: Bei den „Ur-Bloggern“ sind Teilsätze erlaubt, ist Umgangssprachliches erlaubt, darf man generell gerne so schreiben, wie man spricht (oder chattet oder skypt). Die Sätze sind kürzer, aber vor allem die Absätze. Und auch die Posts an sich dürfen schon mal aus lediglich drei Zeilen bestehen.

Anders die „klassisch“ gebildeten Bloger-Journalisten-Blogger: Hochdeutsch, komplette Sätze, lange (teilweise SEHR lange) Absätze.

Es wird ja oft und gerne räsoniert, weshalb „Journalisten-Blogs“ nicht immer so viele Zugriffe bzw. so viel Relevanz erleben. Vielleicht liegt es genau daran.

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Web will eat itself

Es waren einmal die frühen 90er Jahre. Damals war Popmusik noch ein Geschäft. Allerdings veränderte sich die Musik gerade: Durch neue digitale Techniken wurde es möglich, Teile von Songs zu digitalisieren (zu „sampeln“) und in unveränderter oder auch bearbeiteter Form in neue Stücke einzubauen.

Schlaue Leute entwickelten daraus die These, mit der Technik des Sampelns höre eigentlich die Innovation auf, weil eigentlich immer nur noch bereits vorhandenes „recycelt“ und neu zusammengebaut würde. Also: „Pop will eat itself“.

Nun, 15 Jahre später, war mal wieder alles nicht so schlimm.

Aber ich frage mich gerade, ob man nicht der alten These angesichts der Blogosphäre einen zweiten Frühling gönnen sollte.

Zurzeit lese ich sehr viele Blogs (sicherlich: nicht wahllos, sondern vornehmlich zu Medienthemen). Und da fällt mir auf, dass 90% dessen, was man da liest, Zitate sind aus anderen Blogs oder den „etablierten Medien“. Also: Gestern steht in der Hunnington Post, dass die New York Times neues zu berichten hätte über die Gesundheit von Apple-Chef Steve Jobs. Einen Tag später findet man das Ganze auf Macnews.com und auf Golem. Also das Zitat vom Zitat des Zitates. So ähnlich vergangene Woche mit der Bankhofer-Geschichte: Niggemeier zitiert die „Stationäre Aufnahme“ und wird selber im Handelsblatt-Blog zitiert. ddp greift das Ganze schließlich auf, der WDR wirft Bankhofer raus und das Ganze wird wiederum von Niggemeier und Stationäre Aufnahme kommentiert.

Sicher: Auch in den Papiermedien geistert ein- und dieselbe Meldung manchmal eine ganze Woche lang herum. Aber dort hat das auch mit Redaktionsschlüssen und Andruckterminen zu tun. Die gibt´s im Web nicht, also muß die Frage erlaubt sein: Will Web eat itself?

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Twitter revisited

Liebes Tagebuch,

Ich denke gerade drüber nach, ob der eigentliche Nutzwert von Twitter vielleicht ein ganz anderer ist als der, den man vordergründig sieht. Das mit dem „follow“ ist ja ganz nett. Insbesondere für Leute, die nicht so viel zu tun haben.

Da gehöre ich aber nicht dazu.

Für mich ist das Ding vor allem deshalb genial, weil ich immer und von überall mit meinem Handy via Twitter und RSS-Feed kurze Texte auf meinem Blog veröffentlichen kann.

Je länger ich das nutze, desto mehr stelle ich fest: Das ist supereinfach, geht schnell und macht Spaß. Vielleicht brauchen wir genau solche Mechanismen, um die Blogosphäre entscheidend zu vergrößern. Für mich eine schöne Vision.

Auch wenn Skeptiker natürlich sagen werden, dass komplexe Gedankengebäude mit 140 Zeichen sich nicht bauen lassen. Und dass viele Tweets ja schlicht banal sind. Nur: Die Rosinen rauspicken, das mußte der Mensch schon immer.

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