Netzneutralität: Es ist schlimmer, als wir dachten

tkomNach den neuen Enthüllungen z. B. bei Golem.de ist klar: Die großen Backbone-Provider in den USA treten die Netzneutralität jetzt schon mit Füßen, indem sie von großen Playern wie Google oder Facebook Gebühren nehmen für bevorzugte Behandlung.

Damit bekommt die Diskussion, die vor einer Weile hier in Deutschland aufgrund der Drossel-Pläne der Telekom begonnen hat, eine ganz neue Brisanz. Denn natürlich ist es EINE Sache, Datenpakete Richtung Endkunden auf der „letzten Meile“ zu drosseln oder zu beschleunigen. Doch dieses Problem könnte man zumindest theoretisch (freilich nicht an allen Orten) dadurch zu lösen versuchen, dass man als „gedrosselter“ Endkunde schlicht den Provider wechselt.

Wenn aber die Daten bereits auf Backbone-Ebene manipuliert werden, verlagert sich das Problem. Es verlagert sich einerseits von Deutschland auf die globale Ebene. Denn dann ist nicht mehr die Frage, wer mir den Internet-Anschluß zur Verfügung stellt, sondern bei wem ich Musik oder Videos kaufe, bzw. welche Bandbreiten-intensiven Dienste ich abonniere. Das ist per se zunächst nicht besser oder schlimmer als das Telekom-Thema, es ist aber anders – und es entzieht sich mal wieder dem direkten Zugriff der deutschen Legislative.

Zum zweiten: Wenn heute bereits derart dominierende Player wie Google oder Facebook bereit sind, ihre Daten per Gebühr an die Netzbetreiber priorisieren zu lassen – dann ist das Thema eigentlich schon durch. Und das ganz schlicht deshalb, weil alle anderen Player einfach kleiner sind. Sollten Sie trotz allem noch „mitspielen“ wollen, wird das ein relativ fruchtloses Unterfangen sein – denn gegen die Markt- und Geldmacht der „Großen“ werden sie kaum ankommen.

Und das wäre das Ende des Internets, wie wir es kennen.

Was bleibt also:

  1. Es ist alles viel schlimmer, als wir dachten
  2. Wie so oft kann man nur an die Politik appellieren, sich endlich um Fragen der Netzpolitik ernsthaft und kompetent zu kümmern – der berühmte „Neuland“-Satz der Kanzlerin spricht allerdings nicht gerade dafür, dass man hier realistisch irgendwelche Hoffnungen hegen dürfte.

PS: Dass die Deutsche Telekom derzeit, wie oben auf dem Foto zu sehen ist, massiv ihr „Entertain“-Angebot bewirbt (das im Fall des Falles ja von der Drosselung ausgenommen wäre), ist sicher purer Zufall.

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Telekom: Kundenservice bleibt ein Fremdwort

Die Spalten der Computer-Fachzeitschriften sind voll von Berichten über den schlechten service der deutschen DSL-Anbieter – darunter auch die deutsche Telekom. Man liest von Kunden, die für einen nicht vorhandenen Anschluß zahlen, ihre alte Rufnummer nicht mitnehmen können, oder die gar nicht erst angeschlossen werden.

Das alles ist verständlich: Schließlich tobt im Markt der DSL-Anschlüsse seit Jahren ein gnadenloser Preiskampf. Reseller wie 1&1, Freenet und andere müssen die Leitung erst bei der Telekom anmieten, bevor sie sie an ihre Kunden weiterverkaufen können – das ist ein strategischer Nachteil, der nur auf Kosten der Handelsspanne gehen kann, keine Frage.

Aber dennoch verstehe ich nicht, was ich dieser Tage selbst erlebt habe.

Ganz kurz zur Rahmenhandlung: Vergangene Woche bin ich umgezogen, den neuen VDSL-Anschluß in der neuen Wohnung habe ich vor ca. zwei Monaten beantragt, Klippen wie zum Beispiel die Tatsache, dass die Telekom bei einem Umzug darauzf besteht, die Unterlagen an die NEUE Adresse zu schicken (an der man notwendigerweise noch nicht wohnt…) habe ich mittels diverser zeit- und nervenkostender Anrufe bei diversen Hotlines souverän umschifft. Gescheitert ist mein Anschluß letztlich an einem scheinbar harmlosen Detail: Die Telekom verkauft allen Neukunden ungefragt einen so genannten Virenschutz gegen eine monatliche Gebühr von ein paar Euro. Das war mir aufgefallen, ich hatte deshalb bei der Hotline angerufen und darum gebeten, diesen Quatsch, den ich als Mac-User gar nicht brauche, doch bitte zu stornieren. Storniert wurde dann – der gesamte Auftrag.  Das stellt man als Kunde natürlich erst dann fest, wenn zum vereinbarten Termin weder ein Monteur erscheint noch der längst installierte DSL-Router eine Verbindung nach draußen bekommt.

Aber das, wie gesagt,  nur zur Rahmenhandlung.

Die eigentliche Frage ist die folgende: Ich bin ja nicht der einzige in Deutschland, der bei der Telekom einen Anschluß beantragt, weil er umzieht. Warum also ist dieser doch sicher tausende Male fällige Prozess derartig fehlerbehaftet? Das macht doch wirtschaftlich keinen Sinn, oder?

Na ja: Ich habe ja trotz allem den Anbieter nicht gewechselt – denn außer der Telekom bietet niemand an meinem Wohnort VDSL an. Ich bin also gezwungen, beim Monopolisten Kunde zu bleiben – egal wie schlecht der Service ist. Schadensersatz werde ich auch sicher nicht geltend machen können, denn dafür ist der Streitwert (zwei Wochen ohne DSL) zu gering. Und schlechte Publicity sind der Telekom sicherlich auch egal (jedenfalls hat mir das einer der vielen Service-Mitarbeiter, mit denen ich gesprochen habe, genau so mitgeteilt). Was also bleibt? Ein bißchen erhöhter Personalaufwand im Niedriglohnbereich durch meine vielen Hotline-Anrufe – die ich aber sicherlich dank der noch nicht kostenlosen Warteschleifen selbst zumindest mit bezahlt habe. Meinen Monatsbeitrag für das VDSL werde ich auch brav entrichten (müssen), schließlich sperrt mir die Telekom sonst den Anschluß.

Der schlechte Service der Telekom macht also nicht nur wirtschaftlich keinen Nachteil – selbst wenn er das zunächst würde, dann würde man die Mehrkosten dafür sicherlich in keiner Bilanz finden, kein Aktionär würde sich auf der Hauptversammlung darüber aufregen. Er ist also allenfalls – aus Sicht der Telekom – ein Schönheitsfehler.

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