Gute Produkte brauchen keine Werbung…

Habe in meinem Gordon-Ramsay-Buch ein sehr nachdenkenswertes Zitat gefunden:

„Schlechte Produkte brauchen Werbung. Gute Produkte brauchen PR.“

Ramsay bezieht das auf die Eröffnung eines Spitzen-Restaurants. Die These lautet: Wenn das Restaurant gut ist, wird sich das von alleine (bzw. mit Hilfe von PR) herumsprechen. Wenn aber das Restaurant schlecht ist, wird PR nicht funktionieren, weil die Journalisten dann „schlecht“ schreiben werden. Folglich braucht man dann Werbung.

OK. Der Satz ist gut, weil er einen Anhaltspunkt gibt für die vielen Leute, denen der Unterschied zwischen Werbung und PR immer noch nicht klar ist. Außerdem bestätigt sich der alte Marketing-Leitsatz, wonach ein gutes Produkt im Marketing zwar „nichts schadet“, mehr aber auch nicht. Verkaufen lässt sich alles, auch der letzte Schrott. Siehe Crogs-Schuhe, siehe die Renaissance der Leggings usw. usf.

Andererseits: Der Umkehrschluß ist falsch. Also: Auch gute Produkte brauchen (normalerweise) Werbung und Marketing. Ich glaube mal nicht, dass Herr Ramsay bei seinen Restaurants die Speisekarten mit Bleistift schreibt. Ich glaube ferner nicht, dass die Namen der Gerichte nicht bewußt auf „Verkaufe“ hin gewählt sind. Sicherlich: Es wird bei ihm keine „Zweimal essen, einmal zahlen“-Gutscheine geben. Aber das ist ja auch eine eher plumpe Form von Verkaufsförderung, die zudem auch eher schlecht zu einem Spitzenrestaurant passt.

Und nochwas: Der Satz ist davon abhängig, wie man „schlecht“ definiert. Sicherlich: Ein Rasenmäher, der den Rasen nicht mäht, ist keine richtig geniale Sache, um PR dafür zu machen. Wenn es allerdings der allererste vollautomatische hippi-hoppi-tralala-machmichfertig Roboter-Rasenmäher ist – dann habe ich wieder was, woran ich PR aufhängen kann – auch wenn das Ding am Ende nur jeden dritten Grashalm absäbelt.

Wir sehen also: Guter Satz, danke Mr. Ramsay – aber ganz so einfach ist es dann doch nicht.

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Reisebüro mit schlauem Marketing

Reisebüro an der Mauthalle

Darf ich mal ein Geheimnis verraten: Ich halte Reisebüros eigentlich für überflüssig. Wenn ich da hingehe und eine Frage habe, dann gucken die Menschen meistens eh bloß in den Computer. Das kann ich daheim auch. Was ich wirklich von einem Reisebüro brauche sind: gute Tipps. Ich will nicht irgendein Viersterne-Hotel, ich will eins, bei dem meine persönlichen Vorlieben (lecker Essen, keine Kinder, bestimmte Sportmöglichkeiten) bedient werden. Das darf dann auch was kosten. Denn Urlaub hat man ja eh immer zuwenig, dann soll´s auch Spaß machen.

Aber im Reisebüro wird auf meine Fragen hin meistens nur auf irgendeinen depperten Tui-Katalog verwiesen. Ich will aber keine Kataloge lesen, ich muß arbeiten. Damit ich dann irgendwann den Urlaub bezahlen kann.

Da hat mich heute in der Mittagspause ein Reisebüro in der Nürnberger Innenstadt schwer begeistert: Im Schaufenster Fotos von allen Mitarbeitern, drunter der  Satz „Ich war für Sie unterwegs:“, und dann eine Liste, welche Urlaubsziele der betreffende Mitarbeiter schon besucht hat.

Das finde ich klasse.

Da weiß ich nämlich gleich: Für die Malediven ist der Herr König der Experte, aber über Lanzarote brauch ich ihn nicht fragen.

Und: Das Reisebüro bekommt für mich als potenziellem Kunden, der ich bloß ganz arglos auf der Straße vorbeischlendere, schon jetzt einen Namen und ein Gesicht.

Und wir sind wieder beim zentralen Punkt meines geschätzten Kollegen Hermann Hohenberger: Es geht um Empfehlungen. Auch und gerade bei Reisebüros. Wer sie nicht liefern kann, sondern bloß in Katalogen blättert, der wird früher oder später verlieren gegen Holidaycheck und Co.  Aber dieses Reisebüro hat ne echte Chance.

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