Facebook vs. Google: SEO wird FO

Gut, mittlerweile wissen wir alle, dass Facebook Google als meistbesuchte Website überholt hat. Das wir die Welt in vielerlei Hinsicht verändern, ganz klar. Es hat aber auch das Web selbst bereits verändert: Das Online-Universum dreht sich immer weniger um Google und immer mehr um Facebook.

Es entsteht ein wahres Ökosystem von Anwendungen rund um das soziale Medium. Von Gowalla und Fousquare, die ihre Positionsmeldungen bei Bedarf auch auf Facebook posten (und Facebook dazu veranlasst haben, mit „Places“ ein Konkurrenzprodukt zu starten) bis hin zu auf den ersten Blick abseitigen Dingen wie „Foodspotting“, das den User dazu animiert, öfter mal sein Essen zu fotografieren (und die Bilder auf Facebook zu posten).

Zu schweigen natürlich davon, dass auch innerhalb von Facebook ein immer größeres Ökosystem von Anwendungen entsteht, die quasi symiotisch mit ihrem „Wirt“ verbunden sind: Gibt Facebook den Löffel ab, dann sind auch diese Anwendungen nicht mehr da. Es wäre übrigens durchaus mal eine Überlegung wert, inwiefern nicht dieses Phänomen auch zum Erfolg von Facebook beiträgt bzw. den Erfolg von Facebook unumkehrbar macht. Denn jeder Hersteller einer Anwendung hat schließlich ein vitales Intersse daran, dass Facebook weiterlebt (und übrigens hat er KEIN Interesse daran, seine Anwendung für 20 verschiedene Social Networks jedesmal neu zu entwickeln…).

Aber das nur nebenbei.

Noch spannender ist die Frage, wie sehr Facebook bereits auf kurze Sicht das Design und den Aufbau von Webseiten verändert. Klar: Man schaut schon immer noch drauf, dass die Keywords passen und der Code für Suchmaschinen lesbar ist. Aber viel entscheidender wird mehr und mehr die Frage, ob eine Blogsoftware in der Lage ist, Facebook-Widgets einzubinden oder ob man Schnittstellen zur Mutter aller Sozialnetze vorfindet. Letzten Endes ist auch die Proliferation des „Like-Buttons“ ein Phänomen, das noch vor zwei Jahren niemand für möglich gehalten hätte.

Wenn man sich mal anschaut, welche Mechanik hier am Start ist, dann kommt man zu dem Ergebnis: Facebook wird mehr und mehr zur Sonne im Online-Universum und löst Google in dieser Funktion ab. Der Focus der Webentwickler verschiebt sich vom SEO zu einer neuen Denkweise, die um die Frage kreist, wie ich eine Website möglichst gut mit Facebook verzahnen kann. Und der Erfolg bemißt sich am Ende nicht mehr so sehr über die incoming links von Google als über die Anzahl der Facebook-„Likes“.

Prinzipiell ist das sicher erstmal keine schlechte Sache – aber alle Webschaffenden müssen sich überlegen, ob sie hier nicht ein goldenes Kalb anbeten. Denn die Nutzung des Web verändert sich zwar deutlich in Richtung der Social Media – aber trotzdem werde ich auch in Zukunft eine Suchmaschine bemühen, wenn ich, ganz schlicht und einfach, mein Faktenwissen erweitern möchte.

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