Google macht seine Suche mobil-freundlicher

Google neue mobile SucheEs ist eine kleine – und vielleicht sogar: eine große Revolution. Google hat angekündigt, seinen Such-Algorithmus zu ändern. Ab dem 21. April sollen vorrangig solche Seiten weit vorne in den Suchergebnissen erscheinen, die für mobile Nutzung optimiert sind, also z. B. im „Responsive Design“ gehalten sind und keine Flash-Elemente enthalten, die auf Mobil-Geräten nicht dargestellt werden können.

Das alles gilt zwar zunächst „nur“ für die mobile Suche. Aber wie golem.de richtig bemerkt, werden die User Seiten, die sie bei einer mobilen Suche nicht gefunden haben, später auch auf dem Desktop nicht aufrufen. Das bedeutet nichts weniger, als dass die Karten im Suchmarkt neu gemischt werden. SE-Optimierer können sich über viele neue Aufträge freuen.

Das schöne an der Entwicklung ist: Bevorzugt werden zunächst kleinere Webseiten, die ihre Hausaufgaben in Sachen mobiler Optimierung erledigt haben. Das dürfte interessant werden.

Wer übrigens wissen möchte, wie seine Seite in der neuen Mobil-Suche gefunden wird, der kann das hier testen:

https://www.google.com/webmasters/tools/mobile-friendly/

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Apple WWDC: Der Krieg der Öko-Systeme

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Die WWDC von Apple hat diese Woche gezeigt, wo der Weg der Computer-Welt in Zukunft (und zwar schon in allernächster Zukunft) hingehen wird.

Die zahlreichen Neuerungen, die Apple-Chef Tim Cook und Software-Chef Craig Federighi vorgestellt haben, weisen alle in dieselbe Richtung: Die verschiedenen Apple-Geräte, die ein Mensch so hat (zum Beispiel ein Mac oder Macbook, ein iPad und ein iPhone) sollen noch enger, noch nahtloser, noch komfortabler zusammenarbeiten. Die Veränderungen an iCloud, das nun auch als universelles „Datengrab“ dienen kann, die hübschen Gimmicks, dass man zum Beispiel eine Mail auf dem Mac beginnen kann, und eine Sekunde später auf dem iPhone nahtlos weiterschreiben: Das alles ist erstmal toll.

Man muß aber auch sehen, welche Folgen es hat: Man ist als User immer stärker in der Apple-Welt gefangen. Die Handschellen sind zwar aus rosa Plüsch, aber es sind Handschellen. Denn erstens funktionieren all die schönen Funktionen natürlich nur in der Apple-Welt und nicht etwa mit Windows- oder Android-Geräten. Man ist also letztlich gezwungen, alle seine digitalen Endgeräte bei Apple zu kaufen (und nur am Rande: Das Ganze setzt sich im Home-Entertainment mit Sachen wie Airplay oder Apple TV noch weiter fort… und in diesem Bereich scheint Apple ja auch einiges zu planen, das sicherlich auch noch stärker in diese Richtung gehen wird.).

Zweitens ist Apple ja nicht das einzige Unternehmen, das im Moment die Plüsch-Handschellen ausgepackt hat. Mindestens Google macht es genauso – und Amazon versucht es im Rahmen seiner noch etwas beschränkten Möglichkeiten.

Dafür nur ein Beispiel: Appple hat trimmt seine Produktivitäts-Software, die unter dem Namen „iWork“ läuft und die Programme Pages, Numbers und Keynote enthält, immer mehr in Richtung Cloud. Schon seit der vorletzten Version kann man seine Dokumente mit der Cloud synchronisieren und sie z. B. auch über den Browser abrufen. Und: Die ehemals kostenpflichtigen Anwendungen gibt es jetzt bei neuen Geräten einfach so kostenlos dazu. Und das natürlich sowohl auf dem klassischen Rechner als auch auf iPhone und iPad. Aber wenn man es mal etwas böse formuliert, dann ist das ganze Unterfangen wenig mehr als die Reaktion auf das, was Google schon seit Jahren mit seinen „Docs“ (vor einiger Zeit umbenannt in „Drive“) macht. Nur ist der Google-Ansatz zumindest derzeit noch ein stück weiter offen. Denn die Google-Dokumente bearbeitet man plattformübergreifend im Browser, und Apps gibt es sowohl für Android als auch für iOS. Dennoch sind auch bei Google Tendenzen erkennbar, das eigene Öko-System noch weiter abzuschotten, etwa dadurch, dass bestimmte Funktionen in Drive nur (oder zumindest am besten) mit Googles eigenem Browser Google Chrome funktionieren.

Letztlich, denke ich, wird es kurz- und  mittelfristig auf einen Krieg der Ökosysteme hinauslaufen, da letztlich alle der großen drei (oder vier, wenn man Amazon noch dazurechnet), nämlich Microsoft, Apple und Google, mehr oder weniger die gleichen Leistungen fürs gleiche Geld anbeiten – allerdings jeweils mit einem hohen Jägerzaun drumrum, der den Austausch zwischen den Systemen zumindest stark erschwert.

Der Dumme is bei der ganzen Angelegenheit der Kunden, und zwar gleich zweifach. Zum Einen ist es ja so, dass jedes der verschiedenen Systeme seine ganz speziellen Vorteile hat. So ist etwa Google Drive supereinfach zu bedienen, hat (lgosich!) eine extrem tolle Suche eingebaut und funktioniert auch über eine nicht ganz so schnelle Internet-Anbindung. Dafür sind die Apple-Dokumente optisch wesentlich hübscher, und gegen das extrem ausgereifte iTunes-Ökosystem hat Google auch nicht so richtig etwas entgegenzusetzen. Aus (jedenfalls meiner) User-Sicht wäre also ein Mix aus den verschiedenen Plattformen das Optimale. Aber das geht ja leider immer weniger.

Zum zweiten aber habe ich meine Daten in der Regel bei einem der Anbieter in dessen Cloud gespeichert. Es macht ja keinen Sinn, etwa jedes zweite Textdokument bei Apple und den Rest verteilt auf Google und Microsoft zu speichern. Es hat also EIN Anbieter ALLE meine Daten. Zu schweigen von der Frage, ob ich das möchte: Es wird schon spannend werden, im Zweifelsfall die Daten alle aus diesem Gefängnis wieder zu befreien.

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Google setzt „Recht auf Vergessen“ um

20140530-075138-28298374.jpgEs ist eine kleine Überraschung: nur zwei Wochen nach dem Urteil des europäischen Gerichtshofs zum „Recht auf Vergessen“ im Internet setzt er Suchmaschinenbetreiber Google das Urteil auch schon um. seit gestern gibt es hier ein Formular, das man ausfüllen kann, wenn man bestimmte Seiten aus dem Suchindex von Google gelöscht haben möchte. Freilich ist dafür als Legitimation eine Kopie des Ausweises oder Führerscheins notwendig. Außerdem behält sich Google die Prüfung der Anträge und eine eigene Entscheidung darüber vor. Auf der Seite selbst steht als Begründung zu lesen, man wolle sich und den Antragsteller vor Identitätsdieben schützen.
Eines sollte jedem Antragsteller allerdings klar sein: mit der Löschung bei Google passiert auch „nur“ das. Bei anderen Suchmaschinen wie etwa Microsofts Bing bleibt man weiterhin auffindbar. Und außerdem verschwinden durch die Löschung bei Google natürlich nicht die eigentlichen Webseiten aus dem Netz, auf die Google verlinkt hatte. Es wird lediglich der Link im Google Index entfernt.
Google selbst legt in Person von CEO Larry Page und Aufsichtsratschef Eric Schmidt größten Wert auf die Feststellung, dass man das Urteil des EuGH nach vor nicht gut finde. Schmidt verweist darauf, man habe es bei dem Thema mit Balance aus „Recht auf Vergessen“ und „Recht auf Wissen“ zu tun. Und diese Balance sei mit dem Urteil aus dem Gleichgewicht gekommen.
Da ist sicherlich etwas dran. Und außerdem stellt sich die Frage, ob nun nicht andere Anbieter auf den Plan treten werden, die etwa aufgrund eines Firmensitzes außerhalb der EU das Urteil einfach umgehen können. Unter dem Strich steht zweierlei: einerseits ein für viele sicherlich überraschend gesetzestreues Verhalten von Google. Und auf der anderen Seite ein weiteres Beispiel dafür, dass die Justiz technisch und inhaltlich nicht unbedingt auf der Höhe der Internetzeit angekommen ist.

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Der Facebook Graph Search ist da

Facebook Graph SearchNun ist er also da, der lang erwartete „Graph Search“ bei Facebook. Seit heute kann ich auch mit meinem Account auf die neue Funktion zugreifen – es war allerdings notwendig, die Sprache im Account vorher auf „amerikanisches Englisch“ umzustellen. In der deutschen Version von Facebook gibt es den Graph Search noch nicht.

Es gibt zwei Varianten, die neue Funktion zu nutzen: Zum Ersten kann man vordefinierte Suchmuster verwenden, die beim Klick auf das Suchfenster eingeblendet werden. Eine davon ist „Music my Friends like“ (s. Foto). Das ist schon ganz witzig, obwohl das Ergebnis mich nicht wirklich überrascht.

Der zweite Weg ist, eine Anfrage in „normaler Sprache“ zu formulieren und zu gucken, was Facebook draus macht. So kann man etwa eingeben, „Restaurants, die meine Freunde besucht haben und die sich in München befinden“. Da wird´s schon spannender, denn so kann ich in einer fremden Stadt Restaurantempfehlungen bekommen. Diese Empfehlungen werden mir mit hoher Wahrscheinlichkeit gefallen, weil die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass meinen Freunden gefällt, was auch mir gefällt. Kleines Gimmick am Rande: Rechts neben den Suchergebnissen zeigt Facebook eine kleine Karte an, auf der man die Standorte der Restaurants sehen kann – und außerdem anhand der Größe der angezeigten Punkte erkennen kann, wieviele „Freunde“ jeweils ein Restaurant besucht haben.

Doch das alles kratzt vermutlich nur an der Oberfläche. Ich denke, schon in der oben beschriebenen einfachsten Nutzungsform ermöglicht der Graph Search eine ganz neue Sicht auf die Daten und eröffnet Möglichkeiten der Suche, die ich bei Google nicht habe. Es wird noch sehr spannend!

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Altavista – Nachruf auf eine Suchmaschine

AltaVista

Wir waren jung, damals – das Internet und ich. Mitte der 90er Jahre war es auf einmal da, dieses großartige, unübersichtliche, spannende, verwirrende Ding. Und bald gab es neue Begriffe für das, was man damit anstellte: „Surfen“, zum Beispiel. Das war ein Begriff, den sowohl Web-Praktiker als auch jene nachvollziehen konnten, die damals noch keinerlei praktische Erfahrungen mit dem Internet hatten. Die erstere Gruppe wußte es, die zweite ahnte es: Das Web der ersten Tage war derartig chaotisch und unübersichtlich, dass an „geregeltes“ Nutzen wie heutzutage nicht zu denken war.

Nein: Man begann irgendwo, etwa auf der schon recht früh verfügbaren Website der „Rheinischen Post“ in Düsseldorf – und wenig später landete man plötzlich auf der gerade erst geborenen Seite des Louvre und guckte sich staunend am Monitor Bilder von Piet Mondrian an – wenn man sie denn nach einer halben Stunde Ladezeit endlich zu Gesicht bekam.

Das erste Werkzeug, das zumindest ein bißchen Ordnung ins Chaos brachte, war die „Suchmaschine“ (ein damals neues, und bis heute eigentlich semantisch ziemlich seltsames Wort) Altavista. Deren URL http://www.altavista.digital.com (die sie übrigens als „Hobby-Projekt“ des damaligen Computer-Riesen Digital Equipment Corp. auswies), wurde unter Insidern ganz heiß gehandelt.

Altavista funktionierte aus User-Sicht schon fast genauso wie heute Google: Es gab ein Suchfenster, in das man einen beliebigen Begriff schreiben konnte – und schwupps, schon lieferte Altavista das, was es für die richtigen Suchergebnisse hielt.

Das funktionierte anfangs sehr, und dann lange mehr oder weniger schlecht. Aber dennoch war Altavista lange der erste Anlaufpunkt für meine Web-Suchen – auch dann noch, als es mit der ersten Inkarnation von Yahoo eine Alternative mit ganz anderem Ansatz gab: Zu Beginn versuchte Yahoo tatsächlich, das gesamte Web mithilfe einer menschlichen Redaktion zu „katalogisieren“, also in Rubriken einzuteilen. Wiewohl man heute weiß, dass dieser Versuch scheitern mußte – er war aller Ehren wert. Und es ist nur ein kleines bißchen ironisch, dass Altavista seit langem zum ehemaligen Konkurrenten Yahoo gehört und von diesem am heutigen Tage abgeschaltet wurde.

Die Geschichte hat gezeigt:  Mit Google kam eine Suchmaschine auf den Markt, deren technischer Ansatz, nämlich die Bewertung einer Website anhand der Links, die auf sie zeigen bzw. die von ihr wegführen, einfach allem überlegen war, was es zum damaligen Zeitpunkt gab. Diese technische Überlegenheißt in Verbindung mit unternehmerischer Fortune hat einen Giganten geschaffen, vor dem man heute mit sehr guten Gründen Angst haben kann. Schade, dass es Altavista nie geschafft hat, zur ernsthaften Alternative zu werden.

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Netzneutralität: Es ist schlimmer, als wir dachten

tkomNach den neuen Enthüllungen z. B. bei Golem.de ist klar: Die großen Backbone-Provider in den USA treten die Netzneutralität jetzt schon mit Füßen, indem sie von großen Playern wie Google oder Facebook Gebühren nehmen für bevorzugte Behandlung.

Damit bekommt die Diskussion, die vor einer Weile hier in Deutschland aufgrund der Drossel-Pläne der Telekom begonnen hat, eine ganz neue Brisanz. Denn natürlich ist es EINE Sache, Datenpakete Richtung Endkunden auf der „letzten Meile“ zu drosseln oder zu beschleunigen. Doch dieses Problem könnte man zumindest theoretisch (freilich nicht an allen Orten) dadurch zu lösen versuchen, dass man als „gedrosselter“ Endkunde schlicht den Provider wechselt.

Wenn aber die Daten bereits auf Backbone-Ebene manipuliert werden, verlagert sich das Problem. Es verlagert sich einerseits von Deutschland auf die globale Ebene. Denn dann ist nicht mehr die Frage, wer mir den Internet-Anschluß zur Verfügung stellt, sondern bei wem ich Musik oder Videos kaufe, bzw. welche Bandbreiten-intensiven Dienste ich abonniere. Das ist per se zunächst nicht besser oder schlimmer als das Telekom-Thema, es ist aber anders – und es entzieht sich mal wieder dem direkten Zugriff der deutschen Legislative.

Zum zweiten: Wenn heute bereits derart dominierende Player wie Google oder Facebook bereit sind, ihre Daten per Gebühr an die Netzbetreiber priorisieren zu lassen – dann ist das Thema eigentlich schon durch. Und das ganz schlicht deshalb, weil alle anderen Player einfach kleiner sind. Sollten Sie trotz allem noch „mitspielen“ wollen, wird das ein relativ fruchtloses Unterfangen sein – denn gegen die Markt- und Geldmacht der „Großen“ werden sie kaum ankommen.

Und das wäre das Ende des Internets, wie wir es kennen.

Was bleibt also:

  1. Es ist alles viel schlimmer, als wir dachten
  2. Wie so oft kann man nur an die Politik appellieren, sich endlich um Fragen der Netzpolitik ernsthaft und kompetent zu kümmern – der berühmte „Neuland“-Satz der Kanzlerin spricht allerdings nicht gerade dafür, dass man hier realistisch irgendwelche Hoffnungen hegen dürfte.

PS: Dass die Deutsche Telekom derzeit, wie oben auf dem Foto zu sehen ist, massiv ihr „Entertain“-Angebot bewirbt (das im Fall des Falles ja von der Drosselung ausgenommen wäre), ist sicher purer Zufall.

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Die Paywall bei der „Bild“: Ich versteh´ sie nicht

Groß war sie angekündigt worden: Die so genannte „Paywall“ bei der elektronischen Variante der Bild-Zeitung: Seit 11. Juni muß man nun für einige Inhalte der Homepage Geld bezahlen. Die Abomodelle reichen dabei von 99 Cent (im Testzeitraum, später 1,99) im Monat bis zu über zehn Euro für das Komplettpaket inklusive Bundesliga.

Allein: Ich verstehe das Ganze nicht.

Um die Reichweite (und damit die Werbe-Erlöse, die sich aus den Klickzahlen auf die Seiten speisen) nicht zu gefährden, ist weiterhin das meiste kostenlos zu lesen – unter anderem auch das berühmte „Bild-Mädchen“. Bei meinem Test war beispielsweise die gesamte Berichterstattung über die „Jahrhundert-Flut“ frei zugänglich. Ein Bericht über den Aleppo-Besuch des Schauspielers Jan Josef Liefers (der „Professor Börne“ aus dem Tatort) jedoch nicht. Ein kurzer Gegen-Check bei Google ergab: Auch der Link von dort auf den „Bild“-Bericht ist gesperrt (das ist anders als etwa bei der New York Times, wo Links von Google und aus sozialen Netzwerken grundsätzlich immer offen sind). Allerdings: Eine einfache Google Suche nach den Begriffen „Liefers Aleppo“ ergabe zahlreiche weitere Berichtet zum Thema, etwa vom Kölner Stadtanzeiger, die natürlich frei zugänglich waren.

Damit komme ich nicht umhin, eine ähnliche Schlußfolgerung zu ziehen wie vergangene Woche schon Thomas Knüwer auf dem Blog „Indiskretion Ehrensache“: Das Ganze scheint mir zum jetzigen Zeitpunkt (noch) relativ unausgegoren. Es macht keinen Sinn, Inhalte zu sperren, die ich genauso oder ähnlich über eine einfache Google-Suche woanders finden kann. Und Inhalte, die ich nicht so leicht woanders finden kann, sehe ich bis dato auf Bild.de allenfalls aus dem Ressort „Das Reich der Seltsamkeiten“: Für die Geschichte zum Thema „Was Sie tun müssen, um 100 Jahre alt zu werden“ würde ich nicht mal 99 Cent zahlen – darüber schlapp lachen kann ich mich auch so.

Die Tragik an der Geschichte mit der „Bild+“ genannten Bezahlschranke: Es wird ein an sich aus Sicht der Verlage absolut wichtiges Unterfangen, nämlich die Refinanzierung der Inhalte über direkte (also nicht Werbe-) Erlöse zu verbessern, deutlich zurückgeworfen. Wenn die Verantwortlichen nicht schnell nachbessern, werden sich andere Verlage an das Thema mit Sicherheit noch weniger herantrauen als bis dato.

(Disclaimer: Ich bin bei einem deutschen Regionalzeitungsverlag angestellt. Die hier geäußerte Meinung ist jedoch meine private und nicht die meines Arbeitgebers)

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Google gegen Amazon: Der Kampf wird härter

Eines der größten Probleme von Google heißt: Amazon. Klar, denn schließlich ist der weiltweit größte Online-Händler bei Licht betrachtet nichts anderes als eine riesige Produkt-Suchmaschine mit angeschlossener Ladenzeile. Oder anders gesagt: Wer im Internet nach Produkten sucht, der sucht immer häufiger bei Amazon.

Das kann natürlich demjenigen Unternehmen nicht passen, dessen Kerngeschäft nun mal die Suche ist: Google nämlich. Deshalb unternimmt man nun immer mehr Anstrengungen, dem Rivalen auf möglichst vielen Feldern das Wasser abzugraben. Wie ein Artikel im Wall Street Journal jetzt sehr schön zusammenfast, laufen da etliche Handlungsstränge parallel.

Das begann vor einiger Zeit schon mit Dingen wie den Cloud-Computing-Services, die Amazon mehr oder weniger erfunden hat und die nun auch Google anbietet. Ein zentraler Teil der Bemühungen ist „Google Shopping“, das derzeit noch lange nicht die Reichweite von Amazon hat. Um das zu ändern, bietet Google nun in den USA nach dem Vorbild von Amazon Prime eine besonders schnelle Lieferung der auf Shopping bestellten Produkte an. Aber wo es bei Amazon frühestenfalls eine Lieferung am übernächsten Tag gibt (in einigen wenigen Städten wird am Folgetag geliefert), da verspricht Google, dass die bestellte Ware noch am selben Tag ins Haus kommt.

Da läuft also eine immens teure Materialschlacht. Der Hintergrund ist natürlich, dass Produktsuchen einen nicht geringen Anteil am Suchaufkommen insgesamt haben – aber vor allem: Anzeigen auf Produktsuchseiten sind für Google ein besonders gutes, mithin besonders schützenswertes Geschäft.

Ich finde sehr spannend, was da gerade passiert. Das Ganze ist für mich ein weiterer Aspekt des Kampfes der drei großen Internet-Giganten Google, Amazon und Apple. Mal schauen, wer gewinnt.

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Wachstum: Twitter vor Facebook

Nach einer Meldung von Mashable verzeichnet Twitter derzeit ein deutlich stärkeres Wachstum als Facebook; mittlerweile ist man bei fast 300 Millionen monatlich aktiven Usern – das ist ganz klar die Facebook-Liga (und nebenbei bemerkt: Welches Netzwerk schrumpft am schnellsten? Richtig: StudiVZ).

Warum ist das so?

Ich selbst nutze Twitter wesentlich lieber und öfter als Facebook, und hier sind meine – ganz privaten – Top-Gründe dafür:

  1. Klarheit: Das Benutzer-Interface von Twitter ist einfach und luftig, ich sehe in der Standard-Einstellung eigentlich nur meine Timeline und ein paar Details dazu. Das Umschalten zu „Erwähnungen“ und zu meinem Profil geht ebenfalls ganz einfach, nur die DMs („Direct Messages“) waren im alten Design von Twitter besser zu erreichen. Das geht jetzt nämlich nur noch per Klick auf  „Account“ und dann auf ein kleines Briefumschlag-Symbol, das auf der Account-Seite steht. Das ist mir ein Klick zu viel.

  2. Die Tweets selbst: 140 Zeichen gehen, mehr im Prinzip nicht. Daran halten sich die meisten User, und das wiederum sorgt dafür, dass man seine Timeline ganz gut in den Griff kriegt: Niemand schreibt Romane. Viele User posten auch Bilder, das macht ebenfalls Spaß – allerdings deutlich weniger, seit Twitter dem Bilder-Netzwerk Instagram neulich den Krieg erklärt hat, was im Ergebnis dazu führt, dass Instagram-Bilder nicht mehr direkt in der Twitter-Timeline angezeigt, sondern nur noch verlinkt werden. Das war kein kluger Schachzug.
  3. Die Privatsphäre: Erstens will Twitter nicht so viel von mir wissen wie Facebook. Ich kann hier gar nicht (jedenfalls gibt es dafür kein eigenes Datenfeld) meinen Beziehungsstatus angeben oder die Tatsache, dass ich in meiner Freizeit reite. Das mag für Twitter ein riesiger strategischer Nachteil in der Vermarktung sein. Für mich ist es ein riesiger Vorteil. Zweitens: Twitter ändert nicht alle zwei Minuten (gefühlt) die Geschäftsbedingungen oder stellt Inhalte, die vorher ganz klar privat waren, plötzlich und ohne Ankündigung auf  „öffentlich“.
  4. Die „dünne Regelschicht“: Nach diesem Diktum von Eli Pariser besteht der hauptsächliche Unterschied zwischen Twitter und Facebook in der Transparenz der „Filter-Regeln“. Also: Bei Facebook gibt es ja den berühmten „EdgeRank“-Algorithmus, der letztlich darüber entscheidet, welche Postings meiner „Freunde“ ich im Newsfeed sehe und welche nicht. Das ist für die meisten User (auch für mich) völlig intransparent und sehr schwer in den Griff zu kriegen: Weil ich ja nicht sehe, was mir der Algorithmus vorenthält. Auf Twitter dagegen ist die Sache völlig klar: Wenn ich jemandem folge, sehe ich dessen öffentliche Postings. Alle. Punkt. Und wenn mich die- oder derjenige nervt, dann entfolge ich ihn, und ich sehe nichts mehr. Fertig. Das mag sich jetzt anhören wie ein Detail am Rande – aber für mich ist genau das der Grund, warum ich Twitter mag und Facebook (eigentlich) nicht.

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Leistungsschutzrecht: Google zeigt Wirkung

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=OvhrC2eWIxw&hd=1]Unter Bergsteigern gibt es eine alte Redensart: „Dem Berg ist es egal, ob ich ihn besteige“. Das bringt jenen Fatalismus zum Ausdruck, mit dem selbst Spitzenleute letztlich akzeptieren (müssen), dass bei allem Können immer ein Restrisiko bleibt, weil der Berg einfach immer größer ist als der Mensch.

Was das mit der aktuellen Diskussion um das Leistungsschutzrecht für deutsche Verlage zu tun hat?

Eine Menge.

Aber der Reihe nach: Seit vergangene Woche wird ein geplantes Gesetz sehr breit diskutiert, von dem der Laie zuvor vermutlich noch nie gehört hatte. Seit einiger Zeit schon versuchen deutsche Zeitungsverlage durchzusetzen, dass sie an den Erlösen beteilgt werden, die Google dadurch erwirtschaftet, dass es in seinen Suchergebnissen kurze Anreißer von Pressetexten veröffentlicht und dazu Werbung anzeigt. Das ist ein Thema, das für den berühmten Otto Normalverbraucher mutmaßlich keine lebensverändernde Wirkung haben wird – gleich, wie die Diskussion am Ende ausgeht. Bis vorige Woche konnte man der Meinung sein: OK, das werden Verlage, Gesetzgeber und Google unter sich ausmachen.

Wobei dem Suchgiganten Google hier natürlich die Rolle des Berges in dem obigen Spruch zukommt. Ich selbst hätte erwartet, dass der Quasi-Monopolist aus Kalifornien das Ganze mit einer gewissen Gleichmut an sich vorüberziehen lässt – denn auch für Google ist das Thema sicher nicht kriegsentscheidend.

Dachte ich.

Doch dann begann Google mit einem ziemlichen Aufstand: Sogar auf der Homepage der Suchmaschine versuchte man, mit Hilfe eines Youtube-Videos für den eigenen Standpunkt zu werben und bei den geneigten Usern für eine „Initiative gegen das Leistungsschutzrecht“ zu agitieren. Pikant war dabei übrigens am Rande, dass hier gerade der eh als Daten-Krake verschrieene Suchmaschinenkonzern fleißig Userdaten sammeln wollte, um „über das Thema zu informieren“.

Unter dem pseudo-dramatischen Titel „verteidige Dein Netz“ hängt Google das Leistungsschutzrecht zumindest sprachlich sehr hoch auf. Das wirkte zumindest auf mich etwas, na ja, hysterisch. Und ob Google mit einer derartig über-dramatisierten und deutlichst gefärbten Stellungnahme zur Versachlichung der Diskussion beiträgt, ist doch sehr die Frage.

Wie auch immer die Sache mit dem Leistungsschutzrecht am Ende ausgeht: Ich finde es schon mal äußerst spannend, dass es dem Berg Google offenbar so gar nicht egal ist, wer ihn besteigt.

(DISCLAIMER: Ich bin hauptberuflich bei einem Zeitungsverlag angestellt. Die hier dargestellte Meinung ist jedoch meine persönliche und nicht notwendigerweise diejenige meines Arbeitgebers.)

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