Apples iOS-Problem

ios8Wenn der bayerische Rundfunk in seinem Sender Bayern5 über Softwareprobleme bei Apples iPhones berichtet – dann ist das schon immer noch etwas ganz besonderes. Aber auch die IT-Fachpresse steht seit gestern abend Kopf. Der Grund: Am Abend hat Apple mit iOS 8.01 das erste Update für seine neue Smartphone-Software zum Download freigegeben. Damit sollten einige Fehler und Abstürze der Version 8.0 behoben werden.

Doch leider ging für viele User nach dem Update auf iOS 8.01 teilweise gar nichts mehr – vor allem so wichtige Funktionen wie WLAN oder gar die Handy-Funkverbindung waren auf einmal nicht mehr verfügbar. Das Ganze wuchs sich so stark aus, dass Apple nichts anderes übrigblieb, als die Version iOS 8.01 wenig später wieder von seinen Servern zu nehmen.

Doch es kommt noch schlimmer: Wie heute der Branchendienst Recode.net berichtet, ist ein „Zurück“ zur alten Version, also iOS 8.0, offenbar nicht so einfach bzw. manchmal auch gar nicht möglich. Recode.net spricht deshalb auch vom „Update-Gate“ bei Apple.

Nun gibt es Fehler, also Bugs, überall dort, wo es Software gibt. Größere Programme, wie es eben auch Handy-Betriebssysteme sind, können per Definition gar nicht fehlerfrei sein. Dafür sind sie schlicht zu groß.

Aber bisher war Apple von derartig großen Ausfällen, wie sie jetzt zu verzeichnen sind, immer verschont geblieben. Und das war für viele – auch für mich übrigens – ein wichtiger Grund dafür, Apple-Geräte zu nutzen und auch den einen oder anderen Euro mehr dafür auszugeben. Jetzt aber treten  innerhalb weniger Tage gleich drei größere Probleme auf: Erst stellt sich heraus, dass die mit großen Tamtam angekündigte „Healthkit“-App gar nicht funktioniert, dann spricht sich herum, dass iOS 8.0 voller Fehler steckt – und dann legt auch noch das Update, das die Fehler eigentlich bereinigen soll, die Geräte komplett lahm.

Vor diesem Hintergrund muß Apple wirklich aufpassen, dass es das Vertrauen seiner treuen Kunden nicht verspielt. Damit wäre das wichtigste Kapital des Unternehmens weg.

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… One more thing: Das „Fire-Phone“ von Amazon

Fire-Phone, das neue Smartphone von Amazon. Wer es kauft, bekommt kostenlos ein Jahr Mitgliedschaft bei Amazon Prime.
Fire-Phone, das neue Smartphone von Amazon. Wer es kauft, bekommt kostenlos ein Jahr Mitgliedschaft bei Amazon Prime.

Häufig hat man die These in letzter Zeit gelesen: Bei Apple ist die Luft raus. Dem Konzern, so lamentieren landauf, landab die Fachjournalisten, falle spätestens seit der Einführung des iPads (das war, for the record, im Jahre des Herrn 2010) nichts wirklich neues mehr ein. Zwar munkelt es hinter den Kulissen beständig, das nächste große „one more thing“ käme bald, demnächst, asap, ganz bestimmt…. Nur: Es kommt nichts.

Mag sein, dass den Innovations-Stab von Apple nun einer übernimmt, dem man genau das als allerletztes zugetraut hätte: Der als biederer Kaufmann verschrieene Jeff Bezos, seines Zeichens Chef von Amazon und irgendwie die Knickerigkeit in Person. Es ist keine Legende, sondern die schlichte Wahrheit, dass Bezos sich in der Regel von seiner Gattin im familieneigenen Mini-Van aus japanischer Produktion ins Büro chauffieren läßt. Oder daß die Schreibtische bei Amazon traditionell aus aufgebockten Türen bestehen, die man vorher billigst im Baumarkt erworben hat. Das sei schließlich günstiger als „richtige“ Schreibtische, wird Bezos zitiert.

So einer ist in der Regel gegen Visionen immun. Und: So einem ist die buddhistisch-esoterisch-ganzheitliche Auffassung eines Steve Jobs davon, was ein disruptives Produkt ist, ziemlich fremd.

Was man an den frühen Erzeugnissen von Amazon auch überdeutlich ablesen konnte: Die ersten Kindles hatten nichts von der Eleganz, der Radikalität der auf einen einzigen Bedienknopf reduzierten iPhones oder iPads. Sie waren klobig, die Bedienung ein mittlerer Alptraum, die billige Plastik-Tastatur an der Grenze zur Unbenutzbarkeit.

Doch eines kann man Bezos nicht vorwerfen: Er sei nicht lernfähig.

Aktuelle Kindles (ich selbst besitze die erste Ausgabe des Kindle Touch) sind eine wahre Freude für alle, die gerne lesen: Leicht, einfach zu bedienen und mit einer Batterielaufzeit, die ihresgleichen sucht. Auch die Fire-Tablets sind attraktiv für Leute, die mit ihrem Tablet vornehmlich Amazon-Inhalte, also Bücher, Musik oder Videos, konsumieren möchten und die im Produktiv-Bereich höchstens mal ein E-Mail-Programm brauchen.

Auf dieser Vorgeschichte bauen Amazon und Bezos nun auf.

Das neue „Fire Phone“, das Bezos heute vorgestellt hat, könnte ein echter Meilenstein werden. Und das gerade weil es alles andere als radikal ist – jedenfalls im landläufigen Sinne.

Was man so hört, kommt die Hardware des Fire Phone von der Stange: Ein „normaler“Quadcore-Prozessor, 16 oder 32 Gigabyte Speicher (nicht erweiterbar), ein Preis zwischen 200 und 300 Dollar, ein Display mit 4,7 Zoll und 1280 Pixeln horizontaler Auflösung.

Aber das ist alles nicht der Punkt. Der Punkt ist, wie das Fire-Phone konzipiert ist.

Denn das Telefon bietet seinen Nutzern nicht weniger als einen völlig neuen Zugang zur Welt. Und dieser Zugang funktioniert nach dem Prinzip: „Was auch immer Dich interessiert, was auch immer Dich wundert, was auch immer Du wissen oder – vor allem – haben willst: Richte einfach Dein Fire-Phone darauf, und Amazon hilft Dir.“ Also beispielsweise: „Du willst wissen, was gerade im Fernsehen läuft? Richte einfach Dein Handy drauf!“ Das Fire-Phone erkennt nämlich, welche Folge welcher Serie gerade läuft – und natürlich auch, wie man diese Folge (oder die ganze Serie) bei Amazon kaufen kann. Oder: „Du weißt nicht, wo Du gerade bist? Richte einfach Dein Handy auf ein Straßenschild, und Dein Handy zeigt Dir auf Google Maps, wo Du Dich befindest.“

Das alles klingt vielleicht nicht wirklich spektakulär – schließlich gibt es längst Produkte wie Google Glass, die ähnliche Fähigkeiten versprechen. Nur: Google Glass gibt es noch immer nicht für Normalbürger zu kaufen (und schon gar nicht für 300 Dollar…). Und auch all die anderen Produkte, die angeblich alles können, sind noch nicht auf dem Markt.

Das Fire-Phone aber kommt am 25. Juli (zunächst nur in die USA). Ich bin gespannt, was dann passiert.

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Apple WWDC: Der Krieg der Öko-Systeme

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Die WWDC von Apple hat diese Woche gezeigt, wo der Weg der Computer-Welt in Zukunft (und zwar schon in allernächster Zukunft) hingehen wird.

Die zahlreichen Neuerungen, die Apple-Chef Tim Cook und Software-Chef Craig Federighi vorgestellt haben, weisen alle in dieselbe Richtung: Die verschiedenen Apple-Geräte, die ein Mensch so hat (zum Beispiel ein Mac oder Macbook, ein iPad und ein iPhone) sollen noch enger, noch nahtloser, noch komfortabler zusammenarbeiten. Die Veränderungen an iCloud, das nun auch als universelles „Datengrab“ dienen kann, die hübschen Gimmicks, dass man zum Beispiel eine Mail auf dem Mac beginnen kann, und eine Sekunde später auf dem iPhone nahtlos weiterschreiben: Das alles ist erstmal toll.

Man muß aber auch sehen, welche Folgen es hat: Man ist als User immer stärker in der Apple-Welt gefangen. Die Handschellen sind zwar aus rosa Plüsch, aber es sind Handschellen. Denn erstens funktionieren all die schönen Funktionen natürlich nur in der Apple-Welt und nicht etwa mit Windows- oder Android-Geräten. Man ist also letztlich gezwungen, alle seine digitalen Endgeräte bei Apple zu kaufen (und nur am Rande: Das Ganze setzt sich im Home-Entertainment mit Sachen wie Airplay oder Apple TV noch weiter fort… und in diesem Bereich scheint Apple ja auch einiges zu planen, das sicherlich auch noch stärker in diese Richtung gehen wird.).

Zweitens ist Apple ja nicht das einzige Unternehmen, das im Moment die Plüsch-Handschellen ausgepackt hat. Mindestens Google macht es genauso – und Amazon versucht es im Rahmen seiner noch etwas beschränkten Möglichkeiten.

Dafür nur ein Beispiel: Appple hat trimmt seine Produktivitäts-Software, die unter dem Namen „iWork“ läuft und die Programme Pages, Numbers und Keynote enthält, immer mehr in Richtung Cloud. Schon seit der vorletzten Version kann man seine Dokumente mit der Cloud synchronisieren und sie z. B. auch über den Browser abrufen. Und: Die ehemals kostenpflichtigen Anwendungen gibt es jetzt bei neuen Geräten einfach so kostenlos dazu. Und das natürlich sowohl auf dem klassischen Rechner als auch auf iPhone und iPad. Aber wenn man es mal etwas böse formuliert, dann ist das ganze Unterfangen wenig mehr als die Reaktion auf das, was Google schon seit Jahren mit seinen „Docs“ (vor einiger Zeit umbenannt in „Drive“) macht. Nur ist der Google-Ansatz zumindest derzeit noch ein stück weiter offen. Denn die Google-Dokumente bearbeitet man plattformübergreifend im Browser, und Apps gibt es sowohl für Android als auch für iOS. Dennoch sind auch bei Google Tendenzen erkennbar, das eigene Öko-System noch weiter abzuschotten, etwa dadurch, dass bestimmte Funktionen in Drive nur (oder zumindest am besten) mit Googles eigenem Browser Google Chrome funktionieren.

Letztlich, denke ich, wird es kurz- und  mittelfristig auf einen Krieg der Ökosysteme hinauslaufen, da letztlich alle der großen drei (oder vier, wenn man Amazon noch dazurechnet), nämlich Microsoft, Apple und Google, mehr oder weniger die gleichen Leistungen fürs gleiche Geld anbeiten – allerdings jeweils mit einem hohen Jägerzaun drumrum, der den Austausch zwischen den Systemen zumindest stark erschwert.

Der Dumme is bei der ganzen Angelegenheit der Kunden, und zwar gleich zweifach. Zum Einen ist es ja so, dass jedes der verschiedenen Systeme seine ganz speziellen Vorteile hat. So ist etwa Google Drive supereinfach zu bedienen, hat (lgosich!) eine extrem tolle Suche eingebaut und funktioniert auch über eine nicht ganz so schnelle Internet-Anbindung. Dafür sind die Apple-Dokumente optisch wesentlich hübscher, und gegen das extrem ausgereifte iTunes-Ökosystem hat Google auch nicht so richtig etwas entgegenzusetzen. Aus (jedenfalls meiner) User-Sicht wäre also ein Mix aus den verschiedenen Plattformen das Optimale. Aber das geht ja leider immer weniger.

Zum zweiten aber habe ich meine Daten in der Regel bei einem der Anbieter in dessen Cloud gespeichert. Es macht ja keinen Sinn, etwa jedes zweite Textdokument bei Apple und den Rest verteilt auf Google und Microsoft zu speichern. Es hat also EIN Anbieter ALLE meine Daten. Zu schweigen von der Frage, ob ich das möchte: Es wird schon spannend werden, im Zweifelsfall die Daten alle aus diesem Gefängnis wieder zu befreien.

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Die Fotolia-App: Fotos verkaufen – überall

 

Vor vielen Jahren, als Foto-Plattformen wie Fotolia und iStockphoto noch relativ neu waren, habe ich mich viel damit beschäftigt: Endlich gab es eine Plattform, auf der ich meine ach-so-tollen Fotos online zum Verkauf anbieten konnte. Die Ernüchterung aber kam schnell: Nicht nur verfehlte ich mein Ziel, mithilfe der Plattformen sofort Millionär zu werden (sogar ziemlich deutlich…). Vor allem aber hat alles ziemlich genervt: Man mußte erstmal mit der großen Spiegelreflex losziehen, seine Motive suchen, fotografieren, dann in Photoshop aufwändig nachbearbeiten, dann über eine langsame Internet-Verbindung hochladen… und dann konnte man weder sicher sein, ob die Bilder überhaupt angenommen, noch, ob sie verkauft werden.
Dieser Aufwand war mir relativ schnell zu viel.
Aber jetzt habe ich Fotolia neu entdeckt und bin richtig begeistert. Denn mittlerweile bietet das Unternehmen eine recht schöne App an, die ich auf meinem iPhone nutzen kann. Und schwupps: Weg sind alle Probleme, die ich früher mit Fotolia hatte: Die Fotos macht man jetzt natürlich ganz einfach mit der iPhone-Kamera – die Fotolia-App bringt sogar eine eigene Kamera-Anwendung mit, die ich besser finde als das Original von Apple. Ich habe auch den (subjektiven) Eindruck, dass dabei techisch etwas bessere Bilder herauskommen.
Sind die Bilder „im Kasten“, kann man sie gleich innerhalb der App ein wenig bearbeiten und natürlich über LTE oder WLAN blitzesschnell hochladen. Und das war´s denn auch schon. Zwar kommt jetzt immer noch eine Phase des bangen Wartens, ob die Bilder von Fotolia zum Verkauf angenommen werden – aber in den zwei Wochen, die ich die App jetzt teste, war ich überrascht, wie viele Bilder im Verhältnis zu früher angenommen werden. Jetzt müssen nur noch die Verkäufe kommen…;)

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BBC iPlayer jetzt auch in Deutschland

20130528-095029.jpgEs ist eine gute Nachricht für alle, die gerne Fernsehen: Jetzt ist der so genannte BBC iPlayer auch in Deutschland verfügbar. Diese App ermöglicht es, am Tablett oder Smartphone Teile des BBC Programms anzuschauen. Es gibt ein paar kostenlose Pröbchen, der Hauptteil muss aber kostenpflichtig für 7,99 € im Monat abonniert werden.

Im Fundus sind Klassiker wie die Comedy-Serien von Monty Python, „Blackadder“ mit Rowan Atkinson oder auch die erste Staffel der Kochsendung von Jamie Oliver. Daneben gibt es gerade im Bereich Krimi und Drama vieles zu entdecken, darunter ein sehr gut gemachter Fernsehfilm über den Beginn des Irakkrieges mit so bekannten Schauspielern Kenneth Brannagh. Die üblichen Verdächtigen wie beispielsweise „Inspektor Lynley“ sind natürlich auch dabei. Mein inhaltliches Fazit: Hier gibt es richtig viel richtig gutes Fernsehen, von dem sich die deutschen öffentlich-rechtlichen Sender mehr als nur eine Scheibe abschneiden könnten. Natürlich versteht sich von selbst: Alles hier ist nur auf Englisch verfügbar.

Die Bild- und Tonqualität ist dabei durchweg sehr gut, neueres Material liegt grundsätzlich in HD vor. Wer möchte, kann sich einzelne Sendungen auch auf sein Gerät herunterladen und dann offline anschauen. Während meines Tests gab es jedoch praktisch keine Updates. Ob das Ganze also den Abopreis auf Dauer lohnt, muss sich erst noch zeigen. Das gute ist: man kann das Abo jeden Monat kündigen.

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„Facebook Home“: Facebook zeigt die Zukunft der mobilen Kommunikation

Heute kam die Meldung: Facebook wird KEIN eigenes Handy bauen (laut einem Interview von Facebook-Chef Mark Zuckerberg in „WIRED“ würde man damit viel zuwenige Nutzer erreichen). Stattdessen hat man sich aber etwas überlegt, das eigentlich noch viel schlauer ist: mit „Facebook Home“ gibt es eine App, durch die sich Facebook sehr tief in das derzeit marktführende Handy-OS Android einklinkt. So tief, dass Facebook-Inhalte sogar dann zu sehen sind, wenn das Handy eigentlich gesperrt ist.

Der Hintergedanke ist klar: Facebook möchte die eigene Plattform zum meistgenutzten (wenn nicht gar zum einzigen) Kommunikationskanal der Android-User machen. Schon heute ist es ja so, dass immer mehr Leute (Endesunterfertigter eingeschlossen) ihr Smartphone für alles mögliche verwenden – nur nicht zum Telefonieren. Ich persönlich nutze derzeit am meisten (neben dem Safari-Webbrowser auf meinem iPhone und dem E-Mail-Programm) die App „Hootsuite“, mit der ich alle meine Aktivitäten in Social Networks sehr einfach koordinieren kann. Aber auch hier muß ich natürlich das Handy erst entsperren, dann die App aufrufen… das ist sicherlich viel weniger schick als die neue Facebook-Lösung, die mir mangels Kooperationswille seitens Apple aber wohl noch sehr lange vorenthalten bleiben wird. Aus User-Sicht ist die neue Lösung also sicherlich ein deutlicher Gewinn an Komfort.

Allerdings gewinnt Facebook dadurch einerseits noch mehr Macht – und andererseits erhält es die Möglichkeit, im für die Zukunft des Unternehmens entscheidenden mobilen Markt noch besser vertreten zu sein und sich dort von der Konkurrenz absetzen zu können. Unter Umständen bezahlen die User das bißchen mehr Komfort also sehr teuer mit einer noch stärkeren Monopolisierung von Facebook.

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„Basics“: Amazon wird immer mächtiger

Amazon BasicsSeit einiger Zeit gibt es Neues im Lande Amazon. Zuerst ist mir das aufgefallen, als ich bei Richard Gutjahr die Empfehlung für eine sehr praktische und günstige Tasche für Elektro-Krimskrams gelesen habe. Natürlich habe ich mir das Teil sofort bestellt, und ehrlich gesagt etwas gestaunt, als ich auf dem Produkt das Label gesehen habe: „Amazon Basics“ steht da in freundlichen orangen Buchstaben.

Aber die Geschichte geht noch weiter: Neulich habe ich mal wieder geflucht, weil ich nur ein einziges Kabel für den neuen Lightning-Anschluß des iPhone 5 besitze. Ich als alter Schussel verlege das Ding natürlich dauernd und stehe dann ohne Strom da. Aber die Kabel gab es bis dato nur original von Apple, für astronomische 30 Euro.

Und, siehe da: Auch hier kann Amazon helfen, es gibt von „Basics“ nicht nur ein gerade mal gut halb so teures „Lightning“-Kabel, es gibt für ein paar Euro mehr auch gleich noch das passende 10W-Netzteil mit ordentlich Power dazu.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass solche Dinge bei einer Firma wie Amazon Zufall sind. Nein: Ganz offenbar gibt es den Plan, sich vom reinen Händler in Richtung eines Produzenten weiterzuentwickeln.

Betriebswirtschaftlich gesehen reißt sich Amazon mit seiner immer weiter wachsenden „Basics“-Produktlinie einen immer größeren Teil der Wertschöpfungskette unter den Nagel. Das bedeutet einerseits mehr Profit, ist andererseits der Strategie von Apple ähnlich (auch dieses Unternehmen profitiert an Software UND Hardware…) und hat drittens mittelfristig den Effekt, dass andere Unternehmen aus dem Markt gedrängt werden, da Amazon in der digitalen Welt mehr oder weniger das Monopol auf den Vertriebsweg hat.

UND: Weil Amazon den Vertriebsweg kontrolliert und mithin sieht, was die Leute bestellen, braucht es im Grunde nichts anderes zu tun als diese Zahlen auszuwerten – und die meistgefragten Produkte dann einfach bei irgendeinem chinesischen Billigheimer unter eigenem Label produzieren zu lassen.

Ein schönes Modell aus Sicht von Amazon, eine Möglichkeit zumGeldsparen aus unmittelbarer Kundensicht – aber langfristig ein Weg zu noch mehr Macht für Amazon. Wir sollten überlegen, ob wir das wollen.

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Twitter als Video: Vine

VineDer neue Video-Dienst „Vine“ hat jüngst erst einmal unrühmliche Schlagzeilen gemacht: Findige User hatten entdeckt, dass sich Vine prima dafür „zweckentfemden“ ließ, Porno-Videos zu veröffentlichen. Der mediale Aufschrei war groß, und „Vine“-Besitzer Twitter bemühte sich um Schadensbegrenzung. Schließlich wollte man nur ungern risikieren, wegen zu viel nackter Haut aus Apples App-Store geschmissen zu werden.

Doch die ganze Affäre lenkt eigentlich nur davon ab, wie klasse Vine eigentlich ist. Doch der Reihe nach: Vine ist eine Video-App, mit der man aber nur Videos von fester Länge aufnehmen kann: 6 Sekunden, mehr geht nicht. Die Bedienung ist darauf ausgelegt, auf möglichst einfache Art Schnitte oder so genannte „Stop-Motion“-Filme machen zu können: Solange  man mit dem Daumen den Bildschirm des Smartphones berührt, wird aufgenommen – und sobald man losläßt, geht die Kamera auf „Pause“. So kann man wirklich erstaunlich einfach und effizient arbeiten.

Dabei entstehen teilweise wirklich äußerst lustige Filmchen, die besten davon destillieren das Leben tatsächlich in sechs Sekunden Video hinein; man kann sie auf einer Seite „Editor´s Pics“ anschauen. Ansonsten kann man sich durch eine Liste der Postings seiner (Twitter-)Freunde scrollen, das Ganze fühlt sich an wie eine Art Instagram für Videos.

Insgesamt denke ich, die Zielgruppe, die mit Vine etwas inhaltlich sinnvolles anzufangen weiß, ist sicherlich eher klein. Aber: Es gibt sie, und sie erzeugt wirklich spannende Inhalte. Insofern wird man Vine auf jeden Fall weiter beobachten müssen.

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Warum der Kindle so erfolgreich ist

Kindle

Es gibt E-Reader, andere E-Reader und noch mehr E-Reader. Und es gibt den Kindle. Während manche sagen, die Gerätegattung „Bücherlesegerät mit Schwarzweißdisplay“ sei nur wenige Jahre nach Ihrer Entstehung schon wieder tot, sage ich: Meinetwegen. Aber in jedem Falle kann man vom Kindle etwas lernen.

Denn es ist ja nicht „der Kindle“, es ist das „System Kindle“. Und dieses System ist, finde ich, der Grund dafür, warum Amazon mehr oder weniger ein Monopol auf elektronische Bücher hat.

  1. Es gibt eine ungeheure Vielfalt an Inhalten für den Kindle. Amazon hat Gottseidank nicht den Fehler gemacht, künstliche Beschränkungen einzuführen, sodass man z. B. im deutschen Kindle-Shop keine englischsprachigen Bücher kaufen könnte. Das geht im Gegenteil ganz problemlos, und das ist eine Stärke, denn es führt dazu, dass ich neben dem Kindle-Store keine anderen Einkaufsquellen brauche (die es ohnehin nicht wirklich gäbe). 
  2. Es gibt viele kostenlose Inhalte, und die kostenpflichtigen haben attraktive Preise. Gerade im englischsprachigen Segment bekommt man oft topaktuelle Bücher für wenige Euros. Gut, dass die Verlage ihre Kostenvorteile hier weitergeben, denn es führt dazu, dass mehr Bücher gekauft werden. Und je mehr Bücher ich auf meinem Kindle habe, desto häufiger nutze ich das Gerät.
  3. Amazon hat mehr oder weniger im Alleingang das „social Reading“ erfunden. Ich kann also beim Lesen sehen, was andere Leser desselben Buches markiert haben – gerade bei Fachbüchern ein unschätzbarer Vorteil, der das Lesen nicht nur vereinfacht, sondern auch beschleunigt. Mit „Radar“ gibt es noch ein weiteres Tool, an dem sich zeigt, dass man bei Amazon wirklich darüber nachgedacht hat, was elektronisches Lesen wirklich bedeutet (und vor allem: Was es vom Lesen auf Papier unterscheidet).
  4. Für mich der größte Vorteil: Kindle ist ubiquitär. Es ist völlig egal, ob ich meinen schwarzweißen Kindle Touch, den bunten Fire HD, mein iPhone, iPad oder meinen Computer gerade vor mir habe – für alle Plattformen gibt es mindestens eine App, die sehr leicht zu bedienen ist und die vor allem meine Inhalte ständig synchronisiert hat. Ich kann also zum Beispiel daheim beim Frühstück am Touch ein Buch lesen, dann in der U-Bahn auf dem iPhone nahtlos weitermachen, in der Mittagspause auf dem iPad genau an der Stelle weiterlesen, an der ich vorhin in der U-Bahn aufgehört habe – und wenn ich Abends heimkomme, weiß auch der Mac im Arbeitszimmer, bis zu welcher Stelle ich mittags gekommen war. Die Amerikaner nennen sowas eine „Experience“. Ich nenne sowas durchdacht. Und einfach klasse.

Daran zeigt sich aber ein fundamentaler Wandel in der Elektronik-Industrie, den gerade im Augenblick auch die Fernseher-Hersteller massiv zu spüren bekommen. Dieser Wandel besteht darin, dass es heute nicht mehr reicht, ein gutes Gerät zu haben. Man braucht dazu noch ein gutes Konzept. Nur damit läßt sich noch ein Blumentopf gewinnen.

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