Blogbuster gibt auf: Wer will Filme noch kaufen?

Die einstmals gigantische US-Videohandelskette Blogbuster (in der Spitze hatte man über 9.000 Filialen) gibt dieser Tage auf. Der Grund ist: In den letzten Tagen, also seit seinem Höhepunkt, ist der Markt für Filme auf physischen Datenträgern wie DVD und Bluray um zwei Drittel eingebrochen. Der Gewinn von Blogbuster, zu Spitzenzeiten im Jahre 2004 knappe 6 Milliarden US-Dollar, betrug zuletzt nur noch 120 Millionen.

Und es gibt andere interessante Entwicklungen: So haben sich zuletzt auch die Mitgliederzahlen des online-DVD-Verleihts „Netflix“ halbiert – und das innerhalb der letzten zwei Jahre.

Es scheint also schon sehr viel für die These zu sprechen, dass (jedenfalls in den USA) kaum noch jemand Filme auf physischen Datenträgern haben will. Stattdessen boomt der digitale Vertrieb über iTunes, Amazons Lovefilm und andere Dienste.

Der eigentlich spannende Punkt aber ist ein anderer. Obwohl es auch in der digitalen Welt wesentlich einfacher ist, Filme zu kaufen als sie zu mieten (und es viele Filme auch gar nicht mit einer „Miete mich“-Option gibt), machen Vermietungen über 80% des Gesamtumsatzes aus.

Das heißt auf gut Deutsch: Immer weniger Leute verstehen noch, weshalb sie einen Film (oder, schlimmer noch, eine Folge einer TV-Serie) überhaupt kaufen sollen, wenn sie den betreffenden Titel ohnehin meist nur einmal anschauen (und wenn man den Film partout nochmal sehen möchte, kann man ihn ja nochmal mieten und zahlt immer noch weniger als beim Kauf).

Im Endeffekt hat das zwei wesentliche Folgen:

  1. Der Umsatz der Filmindustrie sinkt, denn im Mitpreis für einen Film in digitaler Form ist naturgemäß viel weniger Marge als im Verkauf einer DVD
  2. Wenn der Umsatz zu sehr sinkt, gehen nicht bloß die Gewinne zurück, sondern es wird zunehmend das Kapital fehlen, um aufwändige Hollywood-Großprojekte zu stemmen. Für dieses Problem scheint es noch keine Lösung zu geben. Und gleichzeitig wird die Chance der digitalen Produkten, nämlich Grenzkosten nahe Null, nach meinem Eindruck nicht wirklich dazu genutzt, neue Talente oder experimentelle Formate auszuprobieren.

Spannende Zeiten stehen uns bevor.

 

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Blue-Ray pure Audio: Braucht kein Mensch.

English: Corporate headquarters of the Bertels...

Eine neue Geschichte aus meiner kleinen Serie: „Braucht kein Mensch“: Nach einer Meldung von golem.de hat die Bertelsmann-Tochter Arvato jetzt angekündigt, einen neuen Tonträger auf den Markt bringen zu wollen: Die so genannte „Blue-Ray pure Audio“ soll bis zu acht Kanäle und bis zu 196 kbit Auflösung ermöglichen. Damit hätte die auf der Scheibe gespeicherte Musik 1:1 diejenige Auflösung, mit der in heutigen Tonstudios auch aufgenommen wird. Mehr Qualität geht also nicht.

Das Problem ist nur: Sowas braucht kein Mensch.

Wohlgemerkt: Für Audio in hoher Qualität gibt es schon längst einen kleinen, aber außerhalb Deutschlands dennoch sehr gut funktionierenden Markt. Amerikanische und britische Fans können  längst auf Plattformen wie highresaudio.com oder linnrecords.co.uk Musik in einer Qualität erwerben und direkt downloaden, von der Otto Normalverbraucher noch nicht mal träumt, weil er gar nicht weiß, dass es sowas überhaupt gibt. Die populären Plattformen wie iTunes, Spotify etc. bieten nämlich ausschließlich komprimierte Datenformate an, deren Qualität zwar inzwischen ganz OK, aber eben nicht wirklich super ist.

Die Frage ist nun: Weshalb soll ich mir einen Blue-Ray-Player ins Wohnzimmer stellen, den ich auch für Filme nicht brauche (die kommen bei mir ebenfalls aus dem Netz, und zwar in HD…)? Weshalb soll ich umständlich irgendwo (vermutlich bei Amazon, dort gibt es allerdings offenbar erst ganze zwei von den hochauflösenden Scheiben) die Discs kaufen, die mir dann daheim wieder die Regale verstopfen? Weshalb soll ich all das tun, wenn ich heute bereits genau die gleiche Musik in genau der gleichen Qualität wesentlich komfortabler direkt downloaden kann?

Ich habe dafür nur eine Erklärung, die ich andernorts schon mal geäußert habe: Die Manager, in diesem Falle die von Bertelsmann, haben immer noch nicht verstanden, dass die Zeit der Datenträger ein für allemal vorbei ist. Irrationale Ängste vor den ach-so-bösen Raubkopierern (die vermutlich auch hinter diesem völlig absurden Projekt stehen) haben die Musikindustrie schon vor 10 Jahren nicht gerettet. Sie werden es auch heute nicht tun – im Gegenteil: Wenn die Fans ihre hochaufgelöste Musik auf legalem Weg nicht bekommen, werden sie irgendwann andere Wege finden – und die Industrie wird ein weiteres Mal in die Röhre schauen.

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DAB-Radio: Eine Nachlese.

Vergangene Woche hatte ich ja hier auf dem Blog meinen ersten kleinen Shitstorm – und ganz nebenbei auch den Tag mit den zweitmeisten Zugriffen überhaupt. Ich hatte mich in einem Beitrag (sicherlich etwas provokant) mit der Frage beschäftigt, ob man mit DAB+ eine neue Hörfunk-Struktur einführen sollte, wenn es mit Webradio bereits eine Technologie gibt, die meiner Meinung nach wesentlich zukunftssicherer ist, weil sie dem Medium einfach mehr Möglichkeiten bietet.

Ich hätte nie gedacht, dass in dem Thema so viel Emotion ist. Vielen Kommentaren war eine deutliche Leidenschaft fürs Radio anzumerken, deswegen habe ich auch jeden einzelnen Kommentar (auch die nicht ganz so sachlichen) beantwortet. In der Diskussion haben sich ein paar „Highlight-Argumente“ herausgestellt, die immer wieder genannt wurden. Ich möchte sie hier nochmal aufschreiben und dann nochmal in geordneter Form darauf eingehen, weil vielleicht nicht jeder Leser sämtliche Kommentare und meine Antworten darauf anschauen konnte.

  1. Web-Radio ist zu teuer (viele Leute haben heute noch keine hinreichend günstigen Datentarife für ihre Mobilgeräte).
  2. Über Mobilfunk verbreitetes Webradio funktioniert noch nicht in allen Gebieten zuverlässig.
  3. DAB+ ist „gut genug“, weil besser als UKW und mit mehr empfangbaren Sendern ausgestattet.

In meinen Antworten auf die Kommentare habe ich es mehrfach schon gesagt: Die Argumente 1 und 2 sind mit heutigem Stand vollkommen korrekt. Man kann zwar auch da trefflich darüber streiten, ob nun x Euro für eine LTE-Flatrate „zu teuer“ oder „billig genug“ sind. Und noch viel trefflicher kann man darüber streiten, ob die 64 oder maximal 128 kbit/S. Bandbreite, die man für Webradio braucht, angesichts von aufs Handy gestreamten Youtube-Videos nun tatsächlich so dramatisch sind.

Aber vielleicht muß man ja gar nicht streiten. Meine Thesen haben sich (und das wurde vielleicht nicht hinreichend deutlich) mit der (nahen) Zukunft beschäftigt. Und da glaube ich einfach, dass die Themen „Bandbreite“ und „Abdeckung“ gelöst werden. Und die Preisentwicklung bei Mobilfunk in der Vergangenheit zeigt m. E. sehr deutlich, wohin die Reise mutmaßlich geht. Aber natürlich kann ich mich da irren.

Damit kommen wir zum dritten Argument. Und da lohnt sich aus meiner Sicht tatsächlich ein weiteres Nachdenken. Denn DAB ist inhaltlich (!!!) nichts weiter als alter Wein in neuen Schläuchen. Dadurch, dass das Programm der Sender nun digital statt analog verbreitet wird, ändert sich überhaupt nichts – außer, dass sich die Hörer neue Geräte kaufen müssen.

Aber wenn ich Radiomann wäre, dann wäre ich begeistert von den völlig neuen Möglichkeiten, die mir das Internet als völlig anders gearteter, weil mit einem Rückkanal ausgestatteter „Sendeweg“ böte – und ich hätte Lust, sie auszuprobieren.

Klar: Das tun heutige Webradiosender zum allergrößten Teil auch nicht. Auch hier findet meist einfach nur „Radio“ statt.

Aber was könnte man alles machen!

  • Dadurch, dass man in vielen Fällen den Standort des Hörers kennt, könnte man lokale Werbung einblenden. Ich würde also, während ich in Nürnberg den Londoner Sender „Jazz FM“ höre, keine Londoner Werbung eingeblendet bekommen (die mich nicht interessiert), sondern Angebote aus meiner eigenen Gegend. Auf Webseiten ist derlei schon lange üblich – man gehe einfach mal zu Amazon, schaue sich dort irgendwelche Produkte an und surfe hernach zu Spiegel online – und siehe da: Dort werden als Werbung genau jene Produkte eingeblendet, die man gerade erst auf Amazon angeschaut hat.
  • Man könnte technisch sehr einfach eine Möglichkeit anbieten, den gerade laufenden Song bei iTunes oder Amazon zu kaufen.
  • Man könnte die Sendungen nicht nur live, sondern auch zum „Nachhören“ anbieten
  • Man könnte Interaktion mit dem Zuhörer anbieten, zum Beispiel könnte man aus drei Songs voten lassen, welcher davon als nächstes gespielt werden soll, oder die Hörer könnten bei jedem laufenden Song ein „gefällt mir“ oder „gefällt mir nicht“ signalisieren, was die Programm-Macher dann wiederzum zur weiteren Optimierung einsetzen könnten
  • Und, und. und.

Bei meinem Text in der vergangenen Woche ging es mir eigentlich darum, folgendes zu sagen: Wollen wir angesichts dieser vielen spannenden Möglichkeiten wirklich noch in eine Brückentechnologie investieren, die eigentlich heute schon obsolet ist und die es in fünf Jahren allerspätestens sein wird? Ich glaube immer noch: Eher nicht.

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HD Audio: Die Musikindustrie lernt´s nie.

Bildschirmfoto 2012-12-31 um 17.46.25MP3 war der Tod der Musikindustrie, wie wir sie bis in die 90er Jahre kannten. Damals erzielten Sony Musik, Warner Brothers und wie sie alle hießen Traum-Renditen mit dem Verkauf von Tonträgern.

Doch dem Rausch folgte der Kater, als die Welt auf einmal keine Tonträger mehr brauchte, weil Musik sich dank des in Erlangen erfundenen mp3-Formats auch digital und körperlos wunderbar austauschen ließ. Die Industrie versäumte es, für diese neue Welt auch neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. Stattdessen verwendete man alle Kraft darauf, alle mp3-Tauscher zu kriminalisieren und jeglichen Ansatz, mit mp3 Geld zu verdienen, im Keim zu ersticken.

Die Folgen sind längst Geschichte: Die ehemalige Schallplatten-Industrie hat die mit Abstand schlechtesten zehn Jahre ihrer Geschichte hinter sich.

Und offenbar hat niemand etwas draus gelernt.

Es gibt nämlich noch eine Nische im Markt für Musik, die gerade erblüht: Der Handel mit hochaufgelösten Musikdateien, im Fachjargon „Lossless“ oder HiRes-Audio genannt. Wobei, die Begriffe meinen eigentlich Unterschiedliches: „Lossless“ steht für verlustlos gesampelte CDs (Für Fachleute: das sind technisch WAVs mit 44 kHz Sample-Freqenz und 16 Bit Auflösung). HiRes dagegen geht noch einen Schritt weiter: Hier werden original-Studioaufnahmen entweder direkt verkauft oder neu digitalisiert, und das mit Frequenzen bis 196 kHz und 24 bit Auflösung. Solche Musik klingt wirklich toll (auf der entsprechenden Anlage) und hat ihren Preis. Ein Album kostet dann nicht wie bei iTunes zehn, sondern gerne auch mal über 30 Euro – und die betuchten Freaks, deren Stereoanlagen locker fünf- bis sechsstellige Eurosummen verschlingen, zahlen gerne.

Oder vielmehr: Sie würden gerne zahlen.

Denn auch hier befindet sich die Musikindustrie im Wachkoma. Es gibt nicht ein einziges legales Angebot der etablierten Firmen. Wie schon bei den mp3s mit iTunes müssen auch hier eigentlich Branchenfremde in die Bresche springen, zum Beispiel Linn Records, der Ableger eines schottischen Produzenten von Edel-Stereoanlagen. Dort ist das Angebot allerdings winzig und beschränkt sich vornehmlich auf den Klassik-Markt. Pop und Rock sucht man meist vergeblich.

Es gibt allerdings mit „HD Tracks“ einen Anbieter, der dem Hifi-Freak ein wahres Schlaraffenland anzubieten hat: Schätze von Bob Dylan über die Eagles und Eric Clapton bis hin zu Brice Springsteen. Doch, ach: Wer hierzulande versucht, sich etwas aus diesem Angebot kostenpflichtig herunterzuladen, der sieht nur eine schnöde Hinweisbox: Aufgrund „lizenzrechtlicher Probleme“, heißt es da, sei die gewünschte Musik „in your territorry“ leider nicht verfügbar (s. Bild). Im Klartext heißt das: Die Musikindustrie verhindert, dass die hochauflösenden Dateien in Deutschland angeboten werden.

Was sie jedoch auch diesmal nicht verhindern kann: Eine entsprechende Suche bei Google offenbart gleich dutzende Quellen, von denen man das „nicht verfügbare“ Material mit wenigen Klicks herunterladen kann – illegal, aber kostenlos.

Da kann man wirklich nur noch Eines sagen: Manche lernen´s nie.

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Chris Anderson: „Makers“

[youtube=http://youtu.be/e_jtSCQmtjA]

Ich gestehe: Als Kind war ich ein Nerd. Tage konnte ich damit zubringen, aus Fischer-Technik (damals in den 70ern eine ganz bahnbrechende neue Erfindung) Maschinen zu bauen, die irgendwas gemacht haben – und fast nie richtig funktionierten.

Da habe ich wohl etwas gemeinsam mit Chris Anderson, dem Wired-Chefredakteur und Autor der beiden Bestseller „The Long Tail“ und „Free“. In seinem neuen Buch erzählt Anderson, dass auch er als Schüler seine Sommerferien damit verbracht hat, Dinge zu bauen – dank eines entsprechend vorgebildeten Großvaters allerdings keine Fischertechnik-Maschinchen, sondern richtige Auto-Motoren, die man sich wohl damals in den USA als kompletten Bausatz nach Hause bestellen konnte.

Das „bauen“ hat es Anderson jetzt angetan – genauer: Die Revolution der industriellen Produktion, die wir gerade erleben.

Und das auf zwei Feldern:

  • Der Finanzbedarf, den ein „Macher“ hat, bis seine Ideen tatsächlich in Form von Hardware, von Dingen also, Wirklichkeit werden, lässt sich heute vergleichsweise bequem über Crowdfunding-Mechanismen wie Kickstarter.com und ähnliche Plattformen decken. Das ist die wirtschaftliche Seite.
  • Das „Machen“ selbst, betriebswirtschaftlich gesprochen also die Produktion, erlebt gerade die wohl größte Revolution ihrer Geschichte. 3D-Drucker, Open-Source-Hardware und andere ähnliche Dinge erlauben es prinzipiell (fast) jedem, eine Idee zum „Ding“ werden zu lassen. Und das in jeder Größenordnung: Die Steuerdatei, die daheim dem 3D-Drucker den Prototypen entlockt, kann genauso in irgendeiner Fabrik irgendwo auf der Welt dazu verwendet werden, eine große Produktionsstraße zu steuern.

Erste Auswirkungen dieser „Macher-Revolution“, wie Anderson sie nennt, sehen wir bereits: immer öfter werden Smartphone-Zubehörteile, neuartige Kameras, Lautsprecher oder Fahrräder von ganz normalen Leuten produziert – und ab und zu ist auch mal potenziell bahnbrechendes dabei wie etwa die „Memeto“-Liveblogging-Kamera. Das ist ein kleines Gerätchen von der Größe einer Streichholzschachtel, das man sich ans Revers heften kann und das dann alle 60 Sekunden ein Bild von dem macht, was der Träger gerade so sieht.

Also: Es ist mit Sicherheit etwas dran an Andersons These von der Revolution des „Machens“ – oder, wie er sich an einer Stelle ausdrückt: Die Fortschreibung demokratisierter Produktionsmittel, wie sie im digitalen Bereich längst gängig sind, in der Welt der Atome.

Das ist übrigens eine schöne Volte: Noch Mitte der 90er Jahre hatte Technik-Visionär Nicolas Negroponte in seinem Buch „total digital“ erstmals postuliert, dass sich diejenigen Teile der Wirtschaft, die sich mit „Software“ (von Büchern über Filme bis zu Musik und ja, auch Computerprogrammen) beschäftigt, sich über kurz oder lang von „Atomen“, also physischen Datenträgern wie Schallplatten, DVDs oder Papier-Büchern, lösen und in einen rein digitalen Bereich überwechseln würde. Das ist genau die Entwicklung, die wir im letzten Jahrzehnt mit der Heraufkunft von Dingen wie iTunes, iPad und Kindle, Netflix und Spotify gesehen haben. Wenn man Anderson glauben darf, frisst sich diese Revolution mit genau den gleichen Mechanismen, wie wir sie aus dem digitalen Bereich kennen, zurück in die Welt der Atome. Und das wird deutlich spannender, denn diese Welt ist die deutlich größere.

Makers: The New Industrial Revolution bei Amazon kaufen

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Amazon eröffnet deutsche Leihbibliothek für Kindle-EBooks

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Was iTunes recht ist, das ist Amazon nun billig: Während man in Apples iTunes-Store schon länger Videos „ausleihen“ kann, so geht das seit dieser Woche auch mit E-Books für Amazons Kindle-Lesegeräte.

Allerdings gibt es einen wichtigen Unterschied: Bei iTunes gibt es die Leih-Option bei sehr vielen Filmen, darunter auch aktuelle Blockbuster.

Der Kindle-Leihshop ist (zumindest derzeit) noch eine vom übrigen Angebot sehr stark abgekoppelte Angelegenheit. Bestseller sucht man hier vergebens, bei den meisten Büchern ist ein „Kaufpreis“ von ca. 2 Euro angegeben – nach erstem Augenschein handelt es sich bei der Mehrzahl der Bücher um Werke, die Hobby-Autoren in ihrer Freizeit geschrieben haben. Einige Leseproben haben gezeigt, dass die Texte teilweise so richtig schlecht sind.

Thematisch gibt es vor allem Romane, Erotik und ein paar ganz wenige Fachbücher, zum Beispiel aus dem Bereich „Kochen“.

Andererseits: Das Angebot von Amazon ist nicht nur billig – es ist kostenlos. Wer Mitglied in Amazons (kostenpflichtigem) „Amazon Prime„-Programm ist (da bekommt man u.a. seine Amazon-Bestellungen schneller zugeschickt), der kann sich pro Monat ein Buch ausleihen – kostenlos.

Ich glaube allerdings kaum, dass sich die Buchverlage von ihrem hohen Ross herabbegeben und mehr Titel in der digitalen Leihbibliothek anbieten. Aber wenn sie das nicht tun, dann wird die im Ansatz sehr gute Idee nicht erfolgreich sein können. Schade, denn so hätte man der Menschheit wieder mehr Lust aufs Lesen machen können.

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Urheberrecht: Warum der Streit bigott ist

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=3GWTZFb-NAk]Eben habe ich – aus welchen Gründen auch immer – einen Kinofilm entdeckt, den ich bisher nicht kannte, der sich aber nach Ansicht des Trailers für mich äußerst interessant anhört: „Baching“ aus dem Jahr 2009. Ich kenne den einen oder anderen der Schauspieler, die Geschichte klingt interessant. Also würde ich den Film gerne gucken – egal, ob mich das etwas kostet oder nicht. Die paar Euro, die iTunes üblicherweise verlangt, wären absolut kein Problem für mich. Illegale Portale – die es natürlich gibt – schrecken mich eher ab, denn als relativer Computerlaie habe ich einfach Angst, mir irgendeinen Virus einzufangen – zu schweigen davon, dass ich natürlich nichts verbotenes tun möchte.

Also habe ich mein iTunes angeworfen und dort einfach mal „Baching“ im iTunes-Store in der Rubrik „Video“ eingegeben. Ergebnis: Nix. Null.  Nada. Es gibt den Film dort einfach nicht.

Also, zweiter Versuch: Browser öffnen, Google ansurfen, „Baching“ als Suchbegriff eingeben, „Video“ als Sparte auswählen. Ergebnis siehe Bild in diesem Artikel. Auch Google gibt mir also ebenso wie iTunes keine Chance, den Film legal zu erwerben. Nochmal: Das würde ich sofort und ohne Zögern tun. Aber es geht nicht.

Stattdessen bekomme ich illegale Links ohne Ende, die ich nur anklicken müsste – und schon könnte ich meinen Wunschfilm schauen – ohne zu bezahlen. Aber das will ich ja nicht. Am Ende schaue ich also in die sprichwörtliche Röhre. Der traurige Witz ist nur: Die Urheber des Films schauen auch in dieselbe, denn sie hätten eben mit mir (und ich bin sicher: mit dem einen oder anderen weiteren Filmfan außerdem) ein Geschäft machen können.

Verrückt, oder?

Ja, und ich weiß auch, warum. Es geht nämlich gar nicht um die Urheber. Es geht um die Verwerter. Sprich: Den Verleih, die „Firma“, die den Film finanziert und sich dafür von den Urhebern in der Regel sämtliche Nutzungsrechte zusichern lässt. Dieser Verwerter folgt einem in der analogen Vergangenheit gelernten Geschäftsmodell: Man schlägt aus Nutzungsrechten Kapital, indem man „Dinge“ verkauft: Videokassetten, DVDS, BluRays.

Doch so ist die Welt heute nicht mehr. Die Welt ist heute digital, „Besitz“ hat seinen Wert verloren, zumindest, was digitale Güter angeht: Wenn ich nur einfach einen Film anschauen will, muß ich ihn nicht „besitzen“, ich kann auch einfach einen Stream abrufen. Ob der legal ist oder nicht, spielt zunächst faktisch keine Rolle: Ich kann den Film so oder so sehen. Allerdings: Die „legalen“ Portale wie iTunes machen Umsätze, die sie auch gerne mit den Verwertern (wohlgemerkt: NICHT mit den Urhebern) teilen. Ein Teil davon (bei Apple sind es in der Regel 3o%) verbleiben jedoch beim Betreiber der Download-Plattform. Und ich vermute einfach mal: Die traditionsorientierten Verwerter sind schlicht zu geizig, um diese 30% abzudrücken.

Das Ergebnis ist nur leider, dass sie dann statt der verbleibenden 70% überhaupt keinen Umsatz machen – während die Leute, die gerne für den Film zahlen würden, denselben einfach illegal und kostenlos anschauen. Sie haben schließlich gar keine andere Möglichkeit.

Das Gejammer der Verwerter ist also nichts weiter als die Folge einer Haltung, die schlicht den Hals nicht voll genug kriegen kann. Sorry: Das wird nicht funktionieren.

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Youtube greift das Fernsehen an

Nach einer Meldung von Heise.de von heute startet Google jetzt auch in Deutschland die ersten „Spartenkanäle“ auf Youtube. Laut Heise geht es dabei um Unterhaltung, Gesundheit, Sport, Comedy und Auto. Google wird zitiert mit der Aussage, man habe hier ein Interesse der User erkannt, das bis dato unbefriedigt geblieben ist. Die Refinanzierung der von „Content-Partnern“ produzierten Inhalte soll über vorgeschaltet Werbetrailer gelingen – und auch hier möchte Google neue Wege gehen, indem man nicht „irgendwelche“, sondern wie von Google AdWords bereits bekannt thematisch passende, also idealerweise „relevante“ Werbung anzeigt.

Konkret zu sehen ist freilich noch nichts – außer der eine oder andere 404er und leere Youtube-Channels. Aber dennoch darf man sich schon mal Gedanken darüber machen, warum Google nun eigene (oder eingekaufte, aber jedenfalls originäre) professionelle Inhalte auf Youtube anbietet.

Wer das tut, wird schnell darauf kommen: Es ist ein Angriff aufs traditionelle Fernsehen, insbesondere auf B- und C-Sender wie Vox, Kabel Eins, Dmax oder Tele4. Sie sind mit ihren teilweise sehr trashigen Formaten in genau den von Google genannten Themengebieten aktiv – und sie erreichen dort ein großes (Werbe-) Publikum.

Technisch gesehen gibt es ja schon lange keinen Grund mehr, „Das perfekte Dinner“ oder „Der Checker“ genau zu jener Uhrzeit anzuschauen, zu der sie im Programmablauf vorgesehen sind. Es kann also für die Fans wesentlich bequemer sein, auf ihre Lieblings-Inhalte dann zuzugreifen, wenn ihnen gerade danach ist. Außerdem kann man dann nicht nur eine Folge anschauen, sondern im Extremfall alles, was online verfügbar ist. Die Bemühungen der Sender, diesen Bedarf an On-Demand-Fernsehen über Portale mit bezahlpflichtigen Inhalten  oder über iTunes zu befriedigen, waren bislang nicht übermäßig erfolgreich.

Insonfern finde ich es extrem spannend, zu beobachten, wie diese Geschichte weitergehen wird und ob es Google gelingen wird, mithilfe seiner Themenkanäle auch noch in den lukrativen Markt der Fernsehwerbung einzubrechen – was sicherlich das große Ziel sein dürfte.

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Was Cloud-Dienste mit Turnschuhen zu tun haben

Heute startet Amazon in Deutschland einen neuen Dienst, den es (sicher nicht zuletzt deshalb, weil dort keine GEMA existiert…) in den USA schon länger gibt: Den „Amazon Cloud Player“, mit dem man seine Musik in der „Wolke“ speichern und auf allen persönlichen Geräten abspielen oder herunterladen kann.

Aber Moment mal: Das ist doch genau das gleiche wie iCloud bei Apple? Richtig. Bis hin zu den Preismodellen sind beide Musik-Dienste so gut wie identisch. Damit herrscht jetzt auch bei Musik eine Situation, wie es sie im Bereich der reinen File-Speicherer a la „Dropbox“, „Safesync“, „Crashplan“ etc. schon länger gibt: Mehrere Anbieter machen zum gleichen Thema ein bis in die Details gleiches Produkt.

Als Kunde brauche ich die jeweilige Dienstleistung natürlich immer nur einmal. Die Frage ist also: Wieviele (und welche) dieser Anbieter werden überleben? Werden es etwa sogar alle sein?

Da hilft vielleicht ein Blick in die Welt der Turnschuhe – was für mich als gebürtigen Mittelfranken natürlich heißt: Ein Blick nach Herzogenaurach. Dort hat vor vielen Jahrzehnten ein Herr namens Adi (korrekt eigentlich: Adolf) Dassler aus der elterlichen Manufaktur für Filzpantoffeln den heute weltweit agierenden Sportartikel-Hersteller Adidas geformt. Adis Bruder Rudolf hingegen gründete nach einem Streit seinen eigenen Laden ebenfalls in Herzogenaurach und nannte ihn „Puma“. Klar, und dann gibt es da auch noch Nike und ein paar andere, die ähnlich wie heute die Cloud-Anbieter schon seit Jahrzehnten sehr ähnliche Produkte anbieten: Fußballschue beispielsweise machen sie alle.

Warum aber gibt es diese Unternehmen alle bis heute (wenn auch mit unterschiedlichen Marktanteilen)? Ganz einfach: Auch wenn Schuhe der einen Marke vielleicht ein bißchen besser sind als jene der anderen: Es ist kein allzu großes Problem, wenn innerhalb ein- und derselben Fußballmannschaft der eine Spieler auf Adidas, der andere jedoch auf Puma-Schlappen den Ball ins gegnerische Tor zu treten versucht. Mit anderen Worten und in Computer-Sprech formuliert: die Schuhe sind kompatibel zueinander. Marktwirtschaftlich gesehen verhindert das, dass ein einzelner Hersteller zum Monopolisten wird – und auf der anderen Seite sorgt es für stetige Innovation und günstige Preise bei Fußballschuhen.

Bei den Cloud-Diensten läuft es möglicherweise anders. Derzeit versuchen sie natürlich alle, sich gegenseitig das Wasser abzugraben. So hat etwa Amazon natürlich klar erkannt, dass Apples iTunes in Sachen „Musik am Rechner“ derzeit klar die Nase vorne hat. Demzufolge gibt es im „Cloud Player“ von Amazon die Option, seine Musik aus iTunes zu exportieren und in der Amazon-Cloud abzuspeichern. Umgekehrtes gibt es von Apple bislang noch nicht – vermutlich aber nur deshalb, weil Amazon bislang noch nicht die große Rolle spielt.

Schwierig wird es insbesondere dann werden, wenn die Verknüpfiung von Software (hier also der Musikdateien) und Hardware (Apples iPhones und iPads, Amazons Kindles und ab demnächst auch in Deutschland Kindle Fires) enger und undurchlässiger wird. Schon jetzt ist zu befürchten, dass man sich dann bei der Anschaffung seines Geräteparks auf einen Anbieter festlegen muss, also nur ENTWEDER die Amazon- oder die Apple-Welt wird nutzen können – oder seine Musik parallel auf beiden Diensten vorhalten muß. Mit dem riesigen Nachteil eines enormen Synchronisationsaufwandes und dem Problem, dann doppelt bezahlen zu müssen. Man kann nur hoffen, dass die Anbieter es nicht soweit kommen lassen und ihre Schnittstellen offenhalten werden.

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Apple gegen Google: Ein Kampf der Titanen

Apple Inc.  New Headquarters

Auf golem.de stand dieser Tage die Meldung, dass Google jetzt mit dem „Nexus Q“ einen Streaming-Client für alle möglichen Medien vorgestellt hat. Das Gerät ist als direkter Angreifer gegen das kleine „Apple TV“-Kästchen positioniert.

Fast zeitgleich veröffentlichte Google mit der „Drive“-App eine Software für iOS, die Apples eigener „Cloud“-Lösung Konkurrenz macht. Und auch in den Bereichen „Office“ (hier tritt das ehemalige „Google Docs“, das jetzt auch „Drive“ heißt, gegen Apples „Pages“, „Numbers“ und „Keynote“ an) und Mail, wo sich GMail und Apples „Mail“ beharken. Im Bereich der Smartphones tobt der Krieg zwischen iPhone und Android schließlich schon länger.

Das Ganze hat für uns User einen gravierenden Nach-, aber auch einige Vorteile.

Der Hauptvorteil: Da es derzeit zwei sehr mächtige Player in diesen Märkten gibt, die beide eigentlich in Geld schwimmen, sind die Produkte beide sehr gut, die Innovationszyklen sehr kurz. Auf diese Art profitieren wir alle von dem Kampf der Gigangen – schließlich sind die meisten Produkte, die dabei herauskommen, sogar kostenlos.

Auf Dauer könnte sich allerdings der größte Nachteil als echtes Problem erweisen: Es gibt im Grunde für beide Player keine große Motivation, ihre Produkte zueinander kompatibel zu machen. Das heißt konkret: Man wird auf dem kommenden Apple-Fernseher sicher keine Google-Inhalte anschauen können (sofern Apple das nicht, wie etwa bei der Suche, mangels eigener Alternativen zulassen muß) – man wird auch mit dem Nexus Q keine Musik von iTunes streamen können. Und da wir heute wesentlich vernetzter sind als vor 20 Jahren, droht nicht „nur“ eine Neuauflage von Scharmützeln wie denjenigen zwischen Video 2000, Betamax und VHS in den 80ern – es geht vielmehr um die gesamte Elektronik-Ausstatung einer Familie.

Es wird also sehr spannen.

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