iPad-Apps: Die Aktualitätslücke schließt sich

Schon klar: Viele Medienunternehmen finden Apps ganz alleine deshalb toll, weil msn dafür Geld kassieren kann.

Es lohnt sich aber, darüber nachzudenken, wie Apps den Journalismus weiterbringen können.

Das Web hat uns in der Berichterstattung echtzeitfähig gemacht. Denn anders als etwa das Fernsehen muss dort kein festes Programmschema unterbrochen werden, sondern die Homepage nimmt ohne weiteres auch „Breaking News“ auf.

Die Apps bringen nun diese Echtzeitfähigkeit für print-nahe Formate.

Der „Spiegel“ macht das mal wieder vor: Bisher gab es dort ja (wie bei allen aktuellen Zeitschriften und letztlich auch bei Zeitungen) das Problem, dass der Redaktionsschluß deutlich vor dem Veröffentlichungstermin der Printausgabe lag. Alles, was dazwischen passierte, fand logischerweise keinen Niederschlag mehr im Heft. Alle Geschichten, die zu Redaktionsschluß noch im Fluß waren, standen zwangsläufig veraltet in Print.

Die iPad-Ausgabe ist nun schon am Sonntag erhältlich und nicht erst (wie Print) am Montag. Damit liegt zwischen dem Redaktionsschluß des Spiegel (Freitag) und der Veröffentlichung nur noch ein Tag. Der natürlich auch noch weg muß.

Dieser Zeitvorsprung kann dann ein wichtiges Kauf-Argument für die E-Version sein, die ja mehr Geld kostet als Print – obwohl die gesamten Druck- und Logistikkosten komplett wegfallen. Der Deckungsbeitrag einer iPad-Ausgabe dürfte damit zumindest auf mittlere Sicht deutlich höher ausfallen als derjenige eines Print-Exemplares.

Gut und schön.

Ich verstehe bei der ganzen Geschichte nur eines nicht: Warum sind die Verlage bei solchen Themen ausschließlich fixiert auf die schicken neuen Gadgets a la iPhone und iPad? Genau das gleiche System geht schließlich auch mit dem guten, alten Papier.

Wie?

Nun. Große Teile der Menschheit haben einen so genannten „Drucker“ bei sich daheim stehen. Viele dieser Dinger (sofern sie neueren Datums sind) lassen sich sogar per LAN oder WLAN und DSL mit dem Internet verbinden. So. Und was spricht nun eigentlich dagegen, einem Leser per Web schon am Abend die Zeitungsausgabe des kommenden Tages bzw. am Freitag schon den „Spiegel“ des folgenden Montags auf den Drucker zu schicken und am besten dort gleich automatisch auszudrucken?

Die Technik ist es sicherlich nicht, die läßt sich beherrschen.

Sollte es die Angst sein, dass die teilweise sehr hohen Investitionen in Rotationsdruckmaschinen dann eventuell in die Tonne getreten werden müssen: Tja. Pech gehabt. Das könnte sowieso durchaus passieren.

Weiterlesen

Reporter ohne Grenzen über Olympia

Mal ein etwas anderes Thema.

Die Organisation „Reporter ohne Grenzen“ (ROG) hat im Vorfeld zu Olympia einen neun-Punkte-Katalog veröffentlicht, der die Einschränkungen für die Arbeit von Reportern aufgreift und fordert, diese Einschränkungen abzuschaffen.

Ob es was hilft, weiß man natürlich nicht, trotzdem hier der Link zu den

Neun Forderungen von „Reporter ohne Grenzen“ an die chinesische Regierung.

Weiterlesen

Blogs sind anders. Geschrieben.

Am Wochenende hatte ich Zeit, mal wieder etwas ausführlicher die Blogosphäre zu durchstreifen.

Aber eigentlich gibt es zwei. Blogosphären.

Also die „echte“ von „Ur-Bloggern“ wie Robert Basic. Leute, die aus dem Web kommen und sich nie irgendwo nennenswert geäußert haben als genau dort.

Dann die andere, die, na ja, „Journalistenblogosphäre“, mit Menschen wie Niggemeier; auch die diversen Handelsblatt- und Focus-Blogs gehen in diese Richtung.

Der Unterschied liegt für mich in der Schreibe.

Zum Beispiel: Bei den „Ur-Bloggern“ sind Teilsätze erlaubt, ist Umgangssprachliches erlaubt, darf man generell gerne so schreiben, wie man spricht (oder chattet oder skypt). Die Sätze sind kürzer, aber vor allem die Absätze. Und auch die Posts an sich dürfen schon mal aus lediglich drei Zeilen bestehen.

Anders die „klassisch“ gebildeten Bloger-Journalisten-Blogger: Hochdeutsch, komplette Sätze, lange (teilweise SEHR lange) Absätze.

Es wird ja oft und gerne räsoniert, weshalb „Journalisten-Blogs“ nicht immer so viele Zugriffe bzw. so viel Relevanz erleben. Vielleicht liegt es genau daran.

Weiterlesen

Webdesign: Die Rückkehr des Farbleitsystems

Es ist eine Freude. Habe eben die Website vom Guardian angeguckt – wie ich finde derzeit eine der schönsten Zeitungswebseiten. Und siehe da: Es gibt dort ein Farb-Leitsystem, also verschiedene Rubriken (Sport, Anzeigen, Multimedia, Kommentare) haben jeweils eine eigene Layout-Farbe. So findet man sich besser zurecht in den vielen, vielen Inhalten, die eine Website dieser Größenordnung anzubieten hat.

Die Idee war lange verschütt bzw. out.

ABER. Ich muß an dieser Stelle darauf hinweisen, dass wir bei nordbayern.de, der Website, mit der ich beruflich zu tun habe, schon 2001 ein Farbleitsystem eingeführt haben. Vielleicht wird die Sache mit dem Guardian ein Anlaß sein, über das Thema neu nachzudenken.

Gleichzeitig lese ich in einem britischen Journalistenblog, dass auch der „Daily Telegraph“ im Moment relauncht. Kommende Woche sollen die ersten Sektionen im neuen Kleid erscheinen.

Dieses Layout ist auch sehr schön, verzichtet aber bis auf blau fast komplett auf Farbe als Gestaltungsmittel. Dafür ist den Kollegen eine sehr gute Lösung gelungen, wie man eine riiiiieeeesige Homepage mit Hilfe verschieden großer Bilder bzw. Bildleisten gestalten kann. Denn beim Guardian sind alle Bilder prinzipiell gleich groß, es gibt dort keinen „richtigen“ Aufmacher mit einem größeren Bild. Und ich finde, die Bildgröße ist für den User ein guter Anhaltspunkt für die Bedeutung des jeweiligen Themas.

Also mein Favorit wäre eine Mischung mit den Bildelementen des Telegraph und vielleicht einer noch etwas abgespeckten Farb-Navigation a la Guardian.

Weiterlesen

Es war einmal: Der Brockhaus

Mein Brockhaus
Mein Brockhaus

Eigentlich hat mich „Xing“ auf das Thema gebracht. Es ist nämlich so, dass eine Schulkameradin von mir (Abschlußklasse 1987!!!) dort drin ist mit der Stellenbeschreibung „Brockhaus online“. Also, denk ich mir da, das ist doch ein Widerspruch in sich. Entweder Brockhaus, oder online.

Nun steht im Regal rechts hinter mir die 12bändige Ausgabe (erstanden von meiner aufopferungsvollen Mutter zwischen 1978 und 1985), in die ich – ich gestehe – seit Minimum 15 Jahren nicht mehr reingeschaut habe.

Aber irgendwie ist es schon sehr traurig. Also, dass die Firma Brockhaus vor kurzem beschlossen hat, den Laden zuzusperren und nur noch online präsent zu sein. Ungefähr so wie die Nachricht damals, dass British Telecom die roten Telefonhäuschen abschafft. Also: Etwas, das man nicht wirklich braucht, verschwindet von der Erdoberfläche. Wie der Dodo auf Mauritius.

Aber irgendwie denkt man dabei doch: Er war schon putzig, der Dodo. Sie war schon pittoresk, die rote Telefonzelle.

Ich hoffe bloß, dass nicht irgendwann jemand sagt: Man konnte schon toll Fische drin einwickeln – in die Zeitung….

Weiterlesen

Das Guerilla-Fahrrad

Guerilla-Marketing mit Fahrrädern

In Nürnberg stehen die Dinger derzeit überall rum: Viele, viele baugleiche Fahrräder, schön festgekettet und mit Werbebotschaften im Rahmen. Clever, clever – da ist den Herren von der Guerilla-Marketing-Front ja wieder mal was schönes eingefallen.

Dürfen die das eigentlich?

Aber, aber: das ist dem wahren Guerilla-Vermarkter doch traditionell eher wurst. Dennoch ist die Sache mit den Fahrrädern wirklich schlau – viel schlauer jedenfalls als die „dummen“ Werbe-Anhänger, die mittlerweile an allen Ausfallstraßen die Parkbuchten blockieren (Siehe hierzu den Kommentar meines Kollegen Hermann Hohenberger).

Denn die Fahrräder kann man ausleihen, und das sogar noch billig: Einen Euro kostet die Stunde, für fünf Euro ist man einen ganzen Tag lang dabei. Das Prinzip: Auf jedem Fahrrad ist eine Handynummer aufgedruckt. Die ruft man an, bezahlt telefonisch und kriegt den Code fürs Fahrradschloß. Bei Fahrtende das Radl einfach wieder absperren, fertig.

Verfügbar ist das Ganze unter anderem in Nürnberg, Dresden und Cottbus – wie man hört, für Werbetreibende ab 50 Euro pro Monat und Fahrrad. Allerdings scheinen in Nürnberg bis dazu eher weniger hochwertige Werbekunden angebissen zu haben. Die klassischen Medien müssen sich also noch nicht fürchten.

Weiterlesen