Die „Data Natives“ sind da!

„Digital Natives“, das wissen wir mittlerweile alle, sind Leute, die mit iPad und Internet aufgewachsen sind. Kinder, die versuchen, die Bilder in einer Zeitung (aus Papier) anzuklicken. Leute, die den Siedepunkt von Olivenöl nicht bei Brockhaus, sondern Wolfram Alpha nachschlagen.

Aber „Digital Natives“ sind jetzt auch schon von gestern. Die allerneueste Generation ist da. Sie heißt: „Data Natives“.

Was das ist, habe ich in einem sehr schönen Beitrag von Monica Rogati bei recode.net gelesen. In aller Kürze: Digital Natives programmieren ihren Heizungs-Thermostat. Data Natives erwarten, dass sich der Thermostat von selbst programmiert. Digital Natives benutzen voller Stolz die mobile App von Starbucks. Data Natives erwarten, dass die App gelernt hat, welche Sorte Kaffee sie mögen, und ganz von alleine die Bestellung aufgibt.

Gibt es solche Leute überhaupt? Ja klar. Vielleicht bin ich sogar einer davon. Wie viele wir sind, das ist derzeit noch die ganz andere Frage. Aber interessant ist das Phänomen hinter dem Phänomen.

Monica Rogati macht hier zwei wichtige Punkte aus. Einmal das sattsam bekannte „Big Data“, also vereinfacht gesagt die Tatsache, dass man mehr oder weniger alles machen kann, wenn man nur genügend Daten(sätze) von genügend Menschen hat. Und zweitens der Trend zu „Wearables“, also Rechnern in irgendeiner Form, die man am Körper trägt.

Dafür nur ein kleines Beispiel aus meinem eigenen Erleben, auf das ich demnächst hier noch ausführlicher eingehe.

Seit kurzem bin ich stolzer Besitzer eines so genannten „Narrative Clip“. Das ist ein kleiner Anstecker, ca. drei mal drei Zentimeter groß, in dem ein kleiner Rechner, ein GPS und eine Handy-Kamera steckt. Das Ding heftet man sich einfach ans Revers, und dann macht es alle 30 Sekunden automatisch ein Foto.  Am Ende des Tages lädt man alle Fotos hoch in die Cloud, wo sie von einem Algorithums ausgewertet werden. Der schmeißt unscharfe, unterbelichtete oder seiner „Meinung“ nach irrelevante Fotos weg und teilt den Tag in so genannte „Moments“, also Ereignisse auf.

Das Ganze funktioniert beileibe noch nicht perfekt. Aber es funktioniert schon so gut, dass ich mittlerweile erwarte, dass eine bestimmte Situation oder Szene aus meinem Tagesablauf „automatisch“ in meinen „Moments“ auftaucht. In Meinem Kopf hat sich also etwas verändert. Früher habe ich gedacht: „Ui, das ist grade spannend/schön/skurril, da hol ich doch mal die Kamera oder das Handy raus und mache ein Foto“.Und heute erwarte ich, dass der Narrative Clip automatisch das Foto macht.

Auf dieses Phänomen gibt es im Grunde zwei mögliche Reaktionen. Die eine heißt Panik, und sie ist durchaus nicht ganz unberechtigt.

Die andere aber ist die Vision einer vielleicht nicht nur einfacheren (nie mehr schwere Kameras schleppen!), sondern vielleicht sogar besseren Welt. Einer Welt, in der uns IT im weitesten Sinne viele Alltags-Probleme abnimmt und uns mehr Zeit verschafft für die wirklich wichtigen Dinge. Welche das aber sind – das müssen wir schon noch selbst entscheiden.

Weiterlesen