Die Polizei-Drohnen kommen!

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Eine Drohne eines amerikanischen Herstellers, die auch der Polizei angeboten wird (Foto: Draganfly)

Und wieder wird eine düstere Prophezeihung aus der Welt der Science Fiction wahr: Die Polizei geht jetzt auch mit Drohnen auf Verbrecherjagd. Zwar noch nicht in Deutschland (und noch nicht im Regelbetrieb) – aber immerhin: Wie heise online heute berichtet, geht der Sheriff von North Dakota mittlerweile auch per Drohne auf die Pirsch.

Müssen wir uns da Sorgen machen?

Ich meine: Es kommt drauf an. Natürlich ist es ziemlich egal, ob eine Verfolgungsjagd per Hubschrauber oder per Drohne durchgeführt wird, und ob man einen Tatort von einer Feuerwehrleiter oder mittels Drohne fotografiert. Beziehungsweise: In beiden Fällen ist die Drohne sicher die bessere Wahl, da billiger, schneller einsetzbar, flexibler und ohne Gefahr für Menschen.

Aber eine Drohne kann ja noch viel mehr als ein Hubschrauber. Zum Beispiel in Gebäude eindringen, falls zufällig ein Fenster offen steht. Oder, wenn sie besonders klein ist (solche Maschinchen sind ja schon in der Entwicklung) kann sie auch einfach durchs Schlüsselloch fliegen. Und ob sich der jeweilige Operator jedesmal vorher einen Durchsuchungsbeschluß holt, ist da schon sehr die Frage.

Und natürlich ist auch die Frage, ob die Schlüsselloch-Drohne für immer und alle Zeiten unbewaffnet sein wird…

Der andere Punkt ist: Drohnen können sich wesentlich besser verstecken als Hubschrauber. Das muß kein Nachteil sein, wenn man berechtigterweise irgendwelchen Schwerverbrechern auf der Spur ist. Aber auf der anderen Seite hat man hier ein spottbillig zu habendes in großer Stückzahl beschaffbares Mittel zur Observation großer Menschenmengen an der Hand. Man sollte hier auch nicht vergessen, dass viele Drohnen heute schon völlig autonom fliegen können, man also keine Heerscharen von „Piloten“ braucht, um sie zu bedienen. Das ist insgesamt schon eine Gemengelage, über die der Gesetzgeber sehr genau nachdenken sollte, bevor er Drohnen-Einsätze der Polizei in Deutschland zuläßt.

Aber wie gesagt: Wenn dieser Denkprozess tatsächlich stattfindet, dann kann das Ganze sogar ein Fortschritt sein. Aber es muß nicht.

 

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Die Facebook-Polizei

Oder auch: Die Polizei bei Facebook. Seit Anfang des Jahres ist die Polizeidirektion Hannover im Rahmen eines Feldversuchs bei Facebook mit einer eigenen Seite vertreten. Erfolg bis dato: 31.467 „Likes“. Und auch bei der Fahndung hat das soziale Medium schon geholfen. Es gab, im O-Ton der Polizei Hannover:

insgesamt acht Fälle (Stand:08. September), bei denen die Facebook-Fahndung geholfen hat: zwei Vermisstensachen, ein Sexualdelikt, zwei Fälle von gefährlicher Körperverletzung, ein Fall von gewerbsmäßigem Diebstahl, ein Autodiebstahl (Wolfsburg) sowie zuletzt ein Fall von Landfriedensbruch bzw. gefährlicher Körperverletzung (Göttingen).

Ich finde das richtig spannend. Die Staatsmacht begibt sich hier auf völliges Neuland. Natürlich kann man jetzt wieder in den üblichen Datenschutz-Chor einstimmen und herumlamentieren nach dem Motto: „O weh, o weh, wo bleibt denn da der Datenschutz?“

Aber, hallo, um den geht es hier nun wirklich nicht: Die Polizei nutzt die Seite fast ausschließlich dazu, um Fahndungsaufrufe zu veröffentlichen. Nochmal zum mitschreiben: veröffentlichen.

Das beweist aus meiner Sicht genau deshalb enormen Weitblick, weil damit der soziale Weg der Verbreitung dieser Fahndungsaufrufe genutzt wird. Und wir wissen ja seit Stanley Milgrrams „Small World“-Experiment und der nachfolgenden Forschung von u. a. Duncan J. Watts, Steven Strogatz und anderen, wie effektiv dieses Schneeballsystem sein kann. Die obigen Erfolgszahlen zeigen, dass das offenbar auch hier gilt.

So weit, so schön. Noch schöner wird das Ganze dadurch, dass die gesamte Facebook-Präsenz sprachlich absolut auf der User-Ebene liegt. Ich habe noch keine öffentliche Äußerung einer deutschen Behörde vernommen, die derartig cool und informell formuliert war. Sehr, sehr gut.

Damit bleiben die Schattenseiten des Ganzen. Es gibt nämlich doch Datenschutz-Fragen – nämlich dort, wo der eine oder andere User Facebook vielleicht  noch nicht ganz kapiert hat und beispielsweise einfach mal die Kommentarfunktion benutzt, um unter einen Fahndungsaufruf drunter zu schreiben: „Ey! Den kenn ich! das ist doch der Stefan von gegenüber! Der hat die Handynummer ……“ Oder so. Das wäre dann ja öffentlich. Und es wäre tatsächlich ein Unterschied zum bisherigen Verfahren mit Fahndungsaufrufen in der Zeitung, wo es ja diesen Rückkanal nicht gibt.

Ich denke aber, daran werden wir uns gewöhnen müssen, denn dazu sind die sozialen Medien einfach zu effektiv, um sie bei der Verbrecherjagd einfach außen vor zu lassen. Und dass wir nun (wieder) ein Volk von Denunzianten werden, bloß weil eine (oder mehrere oder am Ende alle) Polizeidienststellen ihre Fahndungsaufrufe bei Facebook reinstellen – das glaube ich nun auch nicht. Dafür kann die Usergemeinde zu gut auf sich selbst aufpassen. Insofern: Weiter so, Polizei Hannover!

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