Das Internet, das uns nicht gehört: Posterous hört auf.

Sascha Lobo

Als hätte er´s geahnt: Vor einem knappen Jahr hat Sascha Lobo (Foto links: Wikipedia) in seiner Spiegel-Kolumne ein Kernproblem der sozialen Netzwerke wunderbar auf den Punkt gebracht: Das Internet von Facebook, Twitter und Co. gehört nicht den Usern, sondern den Firmen, die diese Dienste anbieten. Also sind alle Daten, die man dort hinterläßt, letztlich enteignete Daten. Die Anbieter können mit ihnen machen was sie wollen – Sie können sie auch einfach löschen, ungefragt.

Ganz so schlimm ist es freilich nicht. Allerdings: Posterous war für mich (bis zur Geburt von Instagram) der Lieblingsplatz für meine Fotos im Netz: Flickr war mir zu sehr Yahoo, Facebook zu datenraffgierig – und der Upload auf die eigene Homepage zu kompliziert, vor allem von unterwegs. Der große Charm des Blogging-Dienstes Posterous aber war: Die Inhalte, die man dort posten wollte, konnte man einfach in eine Mail packen und diese Mail an Posterous schicken – fertig. Keine Passworteingabe, kein kompliziertes Interface: Einfach posten und Spaß haben. Das empfanden viele so, darunter Leute wie Garr Reynolds oder Nancy Duarte.

Doch dann kaufte Twitter den Dienst – und seither ging´s bergab. Der komfortable E-Mail-Dienst wurde deaktiviert, eine Merkwürdigkeit namens „Posterous Spaces“ geschaffen, die ich bis heute nicht wirklich verstanden habe. Aber das ist jetzt auch egal: In einem Blog-Posting gab Posterous jetzt bekannt (danke an meinen Freund Matthias J. Lange für den Hinweis), dass es ab April diesen Jahres aufhören wird zu existieren. Man werde sich hinfort ganz darauf konzentrieren, segensreich auf Twitter zu wirken. Schade drum, aber: Jetzt sieht man mal, wie es ist, wenn Sascha Lobo recht hat. So, und jetzt muß ich aufhören und bei Posterous meine Bilder downloaden.

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Re:Publica 2012 in Berlin – ein Fazit

re:publica 2012

Vielleicht, wahrscheinlich sogar, bin ich mit diesem Text verdammt spät dran. Die re:publica 2012 oder #rp12, wie sie auf Twitter hieß, ist schließlich schon bald zwei Wochen vorbei. Aber: Ich mußte erstmal nachdenken. Und das ist selten bei mir.

Und eigentlich für sich schon ein Indiz dafür, dass diese eigenartige Mischung aus Tagung, Messe und Ferienlager im alten Berliner Postbahnhof am Gleisdreieck etwas wirklich besonderes war.

Ich sag es jetzt mal so: Mein Eindruck nach drei Tagen Erleben und zwei Wochen Nachdenken ist: Da bricht sich eine Bewegung Bahn von der Avantgarde in Richtung Mainstream. Natürlich ist die re:publica insgesamt hemdsärmeliger als die CeBIT oder die Münchner Medientage (welch letztere sie übrigens aus meiner Sicht absolut das Zeug hätte zu ersetzen). Aber das betrifft nur die Optik, nicht den Inhalt. Die Anzahl der Schlipsträger war schließlich noch nie der Nachweis für die Qualität einer Veranstaltung.

Die Themen aber sind es absolut – die Breite des Spektrums ist es noch mehr. Da ging es um Pornografie (nein, eigentlich sogar um „Sexualkunde“) genauso wie ums Food-Bloggen, um rechtliche Fallstricke genauso wie um unsere Gesundheit in Zeiten der Informationsüberflutung, um Profil-Design genauso wie um Twitters neue Deutschland-Niederlassung. Hoch- und höchstkarätige Redner gaben sich die Klinke in die Hand – das ein (zugegeben: sehr Twitter-affiner…) Regierungssprecher Steffen Seibert (s. Bild oben) der re:publica die Ehre gab, sagt an sich schon alles.

Ein weiterer Punkt: Die Sache mit dem Ferienlager meine ich gar nicht negativ. Im Gegenteil: Sie macht eine wesentliche Facette der re:publica aus. Denn natürlich kann man sich den ganzen Tag Vorträge anhören – aber das kann man anderswo auch, Sascha Lobo ist schließlich schon alleine aus Selbsterhaltungsgründen ständig auf irgendeinem Podium anzutreffen, Robert Basic dito. Aber mit so vielen „Twitter-Freunden“ ins Gespräch zu kommen, ganz locker bei einem Eierbrot oder einem Lammsbräu-Bier (!!!) – sowas geht nur hier, und das war für mich das, na ja, besonderste an der re:publica 2012.

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Wir brauchen ein Bundes-Facebook.

In einem wunderbaren Artikel für die Online-Ausgabe der Süddeutschen Zeitung macht Promi-Blogger Sascha Lobo heute seinem Ärger über unreflektierte Essays Luft, die Google, Facebook und Co pauschal als „böse“ diffamieren, aber keine Lösung anbieten, wie die digitale Gesellschaft besser funktionieren könnte als heute. Staaatliche Server, sagt Lobo, könnten diese Lösung nicht sein: Zu langsam, zu erfolglos seien bisherige staatliche IT-Großprojekte verlaufen, zu groß sei hernach das Anspruchsdenken der Politik, an die Daten der User zu kommen.

Ja, und nein.

Richtig ist sicherlich: Staatstrojaner, Gesundheitskarte und elektronischer Entgeltnachweis sind unrühmliche Beispiele. Es gibt aber auch durchaus rühmliche, siehe die nach anfänglichen Schwierigkeiten wunderbarst funktionierende Technik-Infrastruktur der LKW-Maut.

Aber darum geht es eigentlich nicht.

Es geht vielmehr darum, dass wir in Deutschland längst eine Struktur haben, die zumindest „nicht richtig staatlich“ ist und die man in ihrer heutigen Form ohnehin eigentlich nicht mehr braucht: Die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten. Sie nehmen jedes Jahr Gebührenmilliarden ein, die sie mehr oder weniger mühsam für Vorabendserien, Tatorte und „Wetten-Daß“-Show zum Fenster hinauspulvern.

Was spräche also grundsätzlich dagegen, zumindest darüber nachzudenken, ob diese Dinos der Mediengeschichte nicht dazu taugen könnten, das Problem zu lösen, das Sascha Lobo völlig korrekt beschreibt: Das Problem nämlich, dass schlicht sämtliche großen Internet-Dienstleister a) in privater Hand und b) in den USA ansässig sind, mithin der Kontrolle des deutschen Staates und der deutschen Öffentlichkeit effektiv entzogen.

Klar: Das fordert sich erstmal leicht. Aber auf der anderen Seite frage ich mich schon ein bißchen, warum auf diesen Gedanken offenbar noch niemand gekommen ist.

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