Der Facebook Graph Search ist da

Facebook Graph SearchNun ist er also da, der lang erwartete „Graph Search“ bei Facebook. Seit heute kann ich auch mit meinem Account auf die neue Funktion zugreifen – es war allerdings notwendig, die Sprache im Account vorher auf „amerikanisches Englisch“ umzustellen. In der deutschen Version von Facebook gibt es den Graph Search noch nicht.

Es gibt zwei Varianten, die neue Funktion zu nutzen: Zum Ersten kann man vordefinierte Suchmuster verwenden, die beim Klick auf das Suchfenster eingeblendet werden. Eine davon ist „Music my Friends like“ (s. Foto). Das ist schon ganz witzig, obwohl das Ergebnis mich nicht wirklich überrascht.

Der zweite Weg ist, eine Anfrage in „normaler Sprache“ zu formulieren und zu gucken, was Facebook draus macht. So kann man etwa eingeben, „Restaurants, die meine Freunde besucht haben und die sich in München befinden“. Da wird´s schon spannender, denn so kann ich in einer fremden Stadt Restaurantempfehlungen bekommen. Diese Empfehlungen werden mir mit hoher Wahrscheinlichkeit gefallen, weil die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass meinen Freunden gefällt, was auch mir gefällt. Kleines Gimmick am Rande: Rechts neben den Suchergebnissen zeigt Facebook eine kleine Karte an, auf der man die Standorte der Restaurants sehen kann – und außerdem anhand der Größe der angezeigten Punkte erkennen kann, wieviele „Freunde“ jeweils ein Restaurant besucht haben.

Doch das alles kratzt vermutlich nur an der Oberfläche. Ich denke, schon in der oben beschriebenen einfachsten Nutzungsform ermöglicht der Graph Search eine ganz neue Sicht auf die Daten und eröffnet Möglichkeiten der Suche, die ich bei Google nicht habe. Es wird noch sehr spannend!

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Wachstum: Twitter vor Facebook

Nach einer Meldung von Mashable verzeichnet Twitter derzeit ein deutlich stärkeres Wachstum als Facebook; mittlerweile ist man bei fast 300 Millionen monatlich aktiven Usern – das ist ganz klar die Facebook-Liga (und nebenbei bemerkt: Welches Netzwerk schrumpft am schnellsten? Richtig: StudiVZ).

Warum ist das so?

Ich selbst nutze Twitter wesentlich lieber und öfter als Facebook, und hier sind meine – ganz privaten – Top-Gründe dafür:

  1. Klarheit: Das Benutzer-Interface von Twitter ist einfach und luftig, ich sehe in der Standard-Einstellung eigentlich nur meine Timeline und ein paar Details dazu. Das Umschalten zu „Erwähnungen“ und zu meinem Profil geht ebenfalls ganz einfach, nur die DMs („Direct Messages“) waren im alten Design von Twitter besser zu erreichen. Das geht jetzt nämlich nur noch per Klick auf  „Account“ und dann auf ein kleines Briefumschlag-Symbol, das auf der Account-Seite steht. Das ist mir ein Klick zu viel.

  2. Die Tweets selbst: 140 Zeichen gehen, mehr im Prinzip nicht. Daran halten sich die meisten User, und das wiederum sorgt dafür, dass man seine Timeline ganz gut in den Griff kriegt: Niemand schreibt Romane. Viele User posten auch Bilder, das macht ebenfalls Spaß – allerdings deutlich weniger, seit Twitter dem Bilder-Netzwerk Instagram neulich den Krieg erklärt hat, was im Ergebnis dazu führt, dass Instagram-Bilder nicht mehr direkt in der Twitter-Timeline angezeigt, sondern nur noch verlinkt werden. Das war kein kluger Schachzug.
  3. Die Privatsphäre: Erstens will Twitter nicht so viel von mir wissen wie Facebook. Ich kann hier gar nicht (jedenfalls gibt es dafür kein eigenes Datenfeld) meinen Beziehungsstatus angeben oder die Tatsache, dass ich in meiner Freizeit reite. Das mag für Twitter ein riesiger strategischer Nachteil in der Vermarktung sein. Für mich ist es ein riesiger Vorteil. Zweitens: Twitter ändert nicht alle zwei Minuten (gefühlt) die Geschäftsbedingungen oder stellt Inhalte, die vorher ganz klar privat waren, plötzlich und ohne Ankündigung auf  „öffentlich“.
  4. Die „dünne Regelschicht“: Nach diesem Diktum von Eli Pariser besteht der hauptsächliche Unterschied zwischen Twitter und Facebook in der Transparenz der „Filter-Regeln“. Also: Bei Facebook gibt es ja den berühmten „EdgeRank“-Algorithmus, der letztlich darüber entscheidet, welche Postings meiner „Freunde“ ich im Newsfeed sehe und welche nicht. Das ist für die meisten User (auch für mich) völlig intransparent und sehr schwer in den Griff zu kriegen: Weil ich ja nicht sehe, was mir der Algorithmus vorenthält. Auf Twitter dagegen ist die Sache völlig klar: Wenn ich jemandem folge, sehe ich dessen öffentliche Postings. Alle. Punkt. Und wenn mich die- oder derjenige nervt, dann entfolge ich ihn, und ich sehe nichts mehr. Fertig. Das mag sich jetzt anhören wie ein Detail am Rande – aber für mich ist genau das der Grund, warum ich Twitter mag und Facebook (eigentlich) nicht.

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„Nextdoor“: Social Nachbarschaft

screenshot_nextdoorDie Welt der Social Media wird immer lustiger: Mit „Nextdoor“ gibt es jetzt eine Plattform, die noch viel tiefer in unseren Alltag eindringen möchte als Facebook oder Twitter. Denn jetzt sollen wir uns auch noch mit unseren Nachbarn elektronisch vernetzen.

Mal abgesehen davon, dass einer der Kernsätze der Netzwerktheorie sehr dagegen spricht, dass das funktioneren kann. Denn: Meine Nachbarn kenne ich ja bereits, zumindest ich persönlich sehe sie auch fast jeden Tag (das mag in amerikanischen Suburbs allerdings anders sein) und weiß eh meistens nicht, was ich während der gemeinsamen Aufzugsfahrt eigentlich reden soll.

Die Netzwerktheorie spricht hier von so genannten „strong links“ – also starke soziale Verbindungen. Der Begriff steht zum einen für Leute, mit denen ich sehr intensiv zu tun habe, wie etwa Familie und Partner. Er benennt aber auch Leute, die ich bereits IRL so häufig treffe, dass ich jeglichen notwendigen Informationsaustausch nebenbei locker erledigen kann.

Aber wie gesagt: Davon mal ganz abgesehen. Nach einem Insiderbericht von Jeff Jarvis macht die Site noch mehr Fehler. So bekommen User etwa zu hören, sie hätten „zu wenige Nachbarn“ – klar: Ein soziales Netzwerk braucht immer eine gewisse „kritische Masse“ , um zu funktionieren. Mit anderen Worten: Eine Grillparty mit drei Leuten ist keine Grillparty, denn bei drei Leuten kommt keine Stimmung auf. Damit ist der Hunger der Plattform nach „mehr Nachbarn“ verständlich – er nützt nur dem User nichts, der nun zwanghaft wildfremde Leute zu „Nachbarn“ erklären muß, nur, um mitspielen zu dürfen.

So ist also zu vermuten, dass „nextdoor.com“ sehr bald den Weg alles irdischen gehen wird – und das ist schade.

Das Thema „Nachbarschaft ist nämlich durchaus ein sehr interessantes, jedenfalls aus journalistischer Sicht: Fachleute nennen es hochtrabend „Das Sublokale“ und meinen damit jenes unmittelbare räumliche Umfeld, in dem wir uns täglich bewegen, das also für uns besonders relevant ist. Und das klassische Tageszeitungen meist nicht abdecken (können), weil das, was hier so los ist, oft schon drei Straßen weiter nicht mehr interessant genug ist.

Weil sublokales also „in Print“ nicht funktioniert, geistert das Thema schon seit Jahren auf allen einschlägigen Visionärs-Konferenzen als neues großes Ding herum. Und tatsächlich: Wenn man sich einmal genauer anschaut, was auf Facebook so gepostet wird (und Instagram ist vielleicht sogar ein besseres Beispiel), dann findet man neben den allgegenwärtigen Katzenfotos tatsächlich viel Inhalt aus der Nachbarschaft. Die spannende Frage ist nur, wie man diesen Inhalt vielleicht besser bündeln und nutzbar machen kann. Vielleicht wäre das in der Tat eine spannende Aufgabe für Zeitungsverlage. Solange die sich jedoch immer automatisch als „Produzenten“ von Inhalt sehen und das aggregieren, sammeln und nutzbar machen als irgendwie unter der Würde ansehen, wird das wohl nichts werden – mit nextdoor.com jedenfalls auch nicht.

(DISCLAIMER: Ich bin hauptberuflich bei einem Zeitungsverlag angestellt. Die hier geäußerte Meinung ist jedoch meine private und nicht die meines Arbeitgebers.)

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Zum Tode von StudiVZ

Vergangenen Samstag stand ein interessanter Artikel zum „Ende“ von StudiVZ in der Süddeutschen Zeitung. Kern des Textes war ein langes Interview mit einem der Gründer von StudiVZ, der im wesentlichen darüber lamentierte, dass die Plattform nach dem Verkauf an den Zeitungsverlag Holtzbrinck von Leuten geführt wurde, die vom Thema keine Ahnung hatten.

Ja, das ist sicherlich ein Punkt, der oft zum Mißerfolg schicker neuer Online-Plattformen führt. Oder im Umkehrschluß ein Grund, warum Unternehmen wie Google immer noch erfolgreich sind: Weil die Gründer nach wie vor mit an Bord sind.

Ein anderer Punkt aber ist fast noch interessanter: Social Networks, schreibt die „Süddeutsche„, sind „zum Erfolg verdammt“. Das kann man nicht genug betonen.

Mit anderen Worten: Den Erfolg macht letztlich nicht die Qualität der Softwrea. Den Erfolg macht einzig und alleine die Nutzerzahl. Das klingt zunächst banal, weil ja jedem Kleinkind klar ist, dass ein Social Network ohne Mitglieder nicht funktionieren kann.

Dennoch aber sagt dieser Satz, dass es im Markt der Social Networks letztlich kein Mittelfeld gibt: Entweder hat ein Netzwerk den „Facebook-Typus“ (sprich: Jeder ist drin), oder es verkümmert mehr oder weniger langsam. Eine Loyalität der Nutzer zu ihrem Netzwerk gibt es dabei nicht: Man geht immer dorthin, wo die eigene Peer Group (zumindestens gefühlt) bereits ist.

Das wird noch lustig für Google+ !

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Twitter + MS Project = Wunderkit?

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Ob dies hier der Welt noch gefehlt? Wer weiß. Das Berliner Startup „6 Wunderkinder“ ist durch den wirklich sehr schönen Taskmanager „Wunderlist“ berühmt geworden (sowie die Tatsache, das Ashton Kutcher ins Unternehmen investiert hat). Nun folgt der zweite Streich: Das „Wunderkit“ das als „Software als Service“ jetzt im Betatest läuft, ist ein Hybride aus einem Twitter-ähnlichen Interface mit Timeline (s. Video oben) und einer Aufgaben- und Projektverwaltung – allerdings sehr eingedampft und auf gar keinen Fall mit so etwas ausgefuchstem wie MS Project vergleichbar.

Natürlich ist der Hintergedanke ein sehr Social-Network-mässiger, nämlich: Verwalte auch Deine „privaten“ Projekte auf „soziale“ Art. Im Beispiel oben ist das etwa das Projekt „in Urlaub fahren“, wo ich nun z. B. meiner Partnerin via Wunderkit die Aufgabe „Flugtickets kaufen“ zuweisen kann.

Das kann man jetzt doof finden, wenn man möchte. Andererseits: Diejenigen Social-Network-Ideen, die NICHT etwas abbilden, das man im Prinzip auch direkt auf Facebook erledigen könnte, sind derzeit zunehmend rar gesät. Ich kann mir jedenfalls durchaus vorstellen, dass die Idee Kreise zieht.

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„Gottschalk live“: Die ARD und Social Media

Es gibt also doch intelligentes Leben im öffentlich-rechtlichen Rundfunk – auch wenn man das fast nicht mehr geglaubt hätte. Wie ich darauf komme?

Nun: Heute abend steht ja die erste Sendung von Thomas Gottschalks neuem Format „Gottschalk live“ auf dem Programm. Die Branche ergeht sich schon seit Tagen in einer Mischung aus Vorfreude und vorauseilender Häme. Sicherlich ist die Frage sehr spannend, ob Gottschalk es nochmal packen wird mit einem Format, das es so im deutschen Farbfernsehen noch nie gegeben hat.

Aber mich interessiert noch etwas anderes: Nämlich die Frage, ob die ARD es schafft, mit einem so neuen Format (bei dem Kosten offenbar noch weniger eine Rolle spielen als sonst im öffentlich-rechtlichen Rundfunk) vielleicht auch ein Stückchen in die Zukunft des Fernsehens zu schauen.

Und danach sieht es tatsächlich aus.

Mein stärkstes Indiz dafür ist die Art, wie die ARD (genauer gesagt: Die Produktionsfirma Grundy Light Entertainment) mit Social Media umgeht. Offenbar gibt es in der Gottschalk-Redaktion einen Social Media-Beauftragten. Auf jeden Fall aber gibt es eine sehr schöne Facebook-Seite, die zeigt, dass einige Leute hier einiges verstanden haben.

Zwar steht natürlich der Original-Trailer zur Sendung auf Facebook – aber immerhin von Vimeo und nicht von irgendeinem ARD-Portal. Aber die Hauptsache ist eigentlich: Facebook wird hier genutzt, wie es sich gehört – nämlich für zusätzliche Inhalte. Es gibt einen kleines „Tommy-Countdown“-Eckchen mit kurzen Videos (in der Regel 30 Sekunden), in denen Promis Thomas Gottschalk ihre Glückwünsche für den Start übermitteln. Das ist witzig, das ist hemdsärmelig und überhaupt nicht Ex Kathedra (was man ja von der ARD durchaus befürchten könnte), vor allem aber ist es mediengerecht. In dieselbe Kerbe schlagen diverse „Making-Of“-Videos, darunter zum Beispiel ein Interview mit Klaus, dem Klimatechniker, der gerade das neue Gottschalk-Studio ausbaut.

Alles in allem: Prima gemacht, weiter so, ARD!

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