„Facebook Home“: Facebook zeigt die Zukunft der mobilen Kommunikation

Heute kam die Meldung: Facebook wird KEIN eigenes Handy bauen (laut einem Interview von Facebook-Chef Mark Zuckerberg in „WIRED“ würde man damit viel zuwenige Nutzer erreichen). Stattdessen hat man sich aber etwas überlegt, das eigentlich noch viel schlauer ist: mit „Facebook Home“ gibt es eine App, durch die sich Facebook sehr tief in das derzeit marktführende Handy-OS Android einklinkt. So tief, dass Facebook-Inhalte sogar dann zu sehen sind, wenn das Handy eigentlich gesperrt ist.

Der Hintergedanke ist klar: Facebook möchte die eigene Plattform zum meistgenutzten (wenn nicht gar zum einzigen) Kommunikationskanal der Android-User machen. Schon heute ist es ja so, dass immer mehr Leute (Endesunterfertigter eingeschlossen) ihr Smartphone für alles mögliche verwenden – nur nicht zum Telefonieren. Ich persönlich nutze derzeit am meisten (neben dem Safari-Webbrowser auf meinem iPhone und dem E-Mail-Programm) die App „Hootsuite“, mit der ich alle meine Aktivitäten in Social Networks sehr einfach koordinieren kann. Aber auch hier muß ich natürlich das Handy erst entsperren, dann die App aufrufen… das ist sicherlich viel weniger schick als die neue Facebook-Lösung, die mir mangels Kooperationswille seitens Apple aber wohl noch sehr lange vorenthalten bleiben wird. Aus User-Sicht ist die neue Lösung also sicherlich ein deutlicher Gewinn an Komfort.

Allerdings gewinnt Facebook dadurch einerseits noch mehr Macht – und andererseits erhält es die Möglichkeit, im für die Zukunft des Unternehmens entscheidenden mobilen Markt noch besser vertreten zu sein und sich dort von der Konkurrenz absetzen zu können. Unter Umständen bezahlen die User das bißchen mehr Komfort also sehr teuer mit einer noch stärkeren Monopolisierung von Facebook.

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Spotify jetzt auch in Deutschland – ein Kurztest

[slideshow] Nach langen Monaten des Wartens (und vermutlich sehr „lustigen“ Verhandlungen mit der Gema) ist der Musik-Abo-Dienst „Spotify“ nun auch in Deutschland verfügbar. Ich habe den Dienst mit dem Mac-Client kurz getestet.

Das erste Ärgernis ist für viele Datenschutz-Fanatiker die Tatsache dass man sich nur mit Hilfe eines vorhandenen Facebook-Userkontos bei Spotify einloggen kann. Ich sage: So what, jedenfalls muß ich mir auf diese Art nicht NOCH ein Passwort merken.

Nach der Anmeldung übernimmt Spotify alle relevanten Daten von Facebook (böse, böse!), scannt die lokale Musikbibliothek von iTunes, und es kann losgehen.

Einwandfrei funktioniert das Anhören lokaler mp3-Dateien – aber gut, das könnte man auch direkt mit iTunes machen. Der Mehrwert von Spotify ist das Streamen von Musik. Das heißt hier „Radio“ und geht in der kostenlosen Variante von Spotify (es gibt noch zwei Bezahlmodelle) nur online. Im Prinzip sucht man sich einen Künstler von der lokalen Festplatte, und Spotify erstellt daraus (ähnlich Last FM) dann einen Stream mit „ähnlicher“ Musik. Wie gesagt: Das geht mit Last FM genauso.

Eine echte Schwäche hat Spotify derzeit bei der Suchfunktion bzw. beim Inventar: Aktuelle Hits z. B. von Adele fehlen völlig im Programm. Das ist schlecht.

Dann hat Spotify natürlich eine „soziale“ Komponente. Am rechten Bildschirmrand sieht man, was seine „Facebook-Freunde“ gerade so hören. Ok, das ist ganz nett, aber auch nicht neu und für mich so unspannend, dass ich bis heute kein Nutzer des Apple-Musiknetzwerkes „Ping“ geworden bin.

Als weiteren Punkt gibt es in Spotify noch so genannte „Apps“, die zum Beispiel zum Erstellen individueller Hitlisten dienen. Auch da sage ich: Wen´s interessiert, ich brauche das nicht.

Alles in allem also: Ich kann die weltverändernde Macht von Spotify zumindest derzeit nicht erkennen, ich halte den Dienst in dieser Form schlicht für überflüssig.

+++UPDATE

Nach dieser Meldung von Golem.de von heute ist Spotify in Deutschland offensichtlich ohne Gema-Vertrag gestartet. Hört, hört!

+++UPDATE 2

Nochmal golem.de: Wie zu erwarten war, beginnen deutsche Datenschützer, gegen Spotify zu meckern.

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Branchout: Facebook als Plattform der Plattformen

Irgendwie war es abzusehen: Facebook ist mittlerweile derartig ubiquitär, dass es sich sozusagen als „Plattform für Plattformen“ eignen. Mit anderen Worten: Es sind so viele Leute auf Facebook, dass man auf dieser Datenbasis „kleinere“ Sub-Netzwerke für spezielle Themen bauen kann.

Genau dies haben die Macher von „BranchOut“ gemacht, und zwar für das Thema Business-Kontakte. Nach eigenen Angaben hat man zum Ende des 1. Quartals 2011 eine Zahl von 500.000 Usern erreicht. Das ist – verglichen mit Facebook – geradezu winzig.

Aber dennoch lohnt „BranchOut“ das genauere Hinschauen, denn es könnte ein Modell für die Zukunft sein. Plattformen wie „Xing“ oder „Linkedin“ leiden schließlich darunter, dass man (aus historischen Gründen) einerseits seine Daten dort extra nochmal pflegen muß, obwohl sie ja auf Facebook schon vorhanden sind – und außerdem gibt es immer Leute, die diese Plattformen nicht nutzen, obwohl sie fleißige Facebooker sind.

Mit „BranchOut“ gibt es diese Probleme nicht. Im Gegenteil: Ich logge mich ein, und schon habe ich -zig Vorschläge von „Facebook-Freunden“, mit denen ich mich nun auch hier vernetzen kann. Die Eintrittsschwelle ist also äußerst niedrig, das Bedienkonzept genau das gleiche wie bei Facebook. Eine ganz andere Frage ist allerdings, wie man eine solche Plattform profitabel machen will – und natürlich, was passiert, wenn Facebook sowas eines Tages einfach selbst anbietet.

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Gesichtserkennung bei Facebook: Alles nicht so einfach

Seit gestern geht ein Raunen durch die Presse: „Facebook hat die Gesichtserkennung eingeführt! Böse!!!“. Das offenbart zweierlei: Erstens die Richtung, in die Facebook schon lange geht. Aber zweitens auch die Uninformiertheit mancher Journalisten-Kollegen.

„Gesichtserkennung“ in Anführungszeichen gibt es bei Facebook schließlich schon lange: In hochgeladenen Fotos kann ich die Gesichter meiner Freunde markieren und mit deren Namen versehen. Entscheidender Punkt dabei: Das Ganze geht ohne die Zustimmung des jeweiligen „Facebook-Freundes“ und widerspricht damit dem in Deutschland geltenden Recht (am eigenen Bild). Die neue Funktion setzt nun „nur“ eins drauf und schlägt jemandem, der ein Gesicht manuell markiert hat, weitere Fotos vor, auf denen nach Ansicht der Software der gleiche Mensch drauf ist.

Das ist Stand der Technik, viele Offline-Bildbearbeitungsprogramme wie etwa „Aperture“ und „iPhoto“ von Apple (dem anderen oft als „böse“ empfundenen Softwarekonzern) können das längst auch.

Insoweit also ist die Aufregung mal wieder weit übertrieben.

Aber. Die Horrorvision ist eine andere: WIRKLICH irre sind die Möglichkeiten, die Facebook mit solchen Funktionen hat, wenn es sie konsequent einsetzt (und möglicherweise sogar so, dass die Nutzer es gar nicht merken). Man denke nur mal daran, dass Digitalfotos heute fast immer ihren Entstehungszeitpunkt digital mit sich tragen – und immer öfter ist auch der Aufnahmeort mit gespeichert. Wenn ich nun also über die automatische Gesichtserkennung feststellen kann, wer wann mit wem an welchem Ort war: Dann wird es lustig.

(PS: Ein recht guter Artikel über die Gesichtserkennung steht bei Zeit Online)

Update, 09.06., 16.00 Uhr: Eine sehr gute Zusammenfassung des Themas und vor allem eine Step-by-Step-Anleitung, wie man die Gesichtserkennung ausschalten kann, im Blog von Richard Gutjahr!

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