Das wahre Problem der Paywalls bei Online-Zeitungen

Deutsch: Dr. Mathias Döpfner
Deutsch: Dr. Mathias Döpfner (Photo credit: Wikipedia)

Jüngst hat Springer-Chef Mathias Döpfner angekündigt, sein Haus denke ganz konkret darüber nach, bei den Online-Ausgaben der Springer-Medien eine Bezahlschranke nach dem Vorbild der „New York Times“ einzuführen. Dort kann man eine bestimmte Anzahl von Artikeln pro Monat kostenfrei lesen, bevor man sich dann entweder als Abonnent einloggen oder eben bezahlen muß.

Döpfner ist mit seinen Gedanken nicht alleine, sondern schwimmt in diesem Punkt eher im Mainstream.

Es gibt dabei allerdings ein Problem, das gerne übersehen wird. Der Journalismus der New York Times ist nämlich ein ganz anderer als derjenige einer typischen Regionalzeitung – und auch ein anderer als derjenige der BILD.

Große, nationale oder sogar übernationale Zeitungen wie die NYT haben einen sehr hohen Anteil an eigenrecherchierten Beiträgen, vulgo also exklusive Inhalte. Und wenn ich einen bestimmten Inhalt nur dort bekomme, dann bin ich vielleicht auch motiviert, zu bezahlen – allerdings: nur dann.

Wenn aber die journalistische Leistung eines Mediums nur darin besteht, eine Pressemitteilung abzutippen oder den Ausführungen irgendeines wichtigen Menschen angelegentlich einer Pressekonferenz gelauscht zu haben – dann brauche ich das entweder überhaupt nicht, oder ich bekomme es im Zweifelsfall auch anderswo, und zwar umsonst.

Viele Leute in den Medien haben noch nicht begriffen, dass der Bürgermeister heute keine Pressekonferenzen mehr braucht: Es gibt ja Twitter, Facebook und die eigene Homepage der Stadt. Als vor einiger Zeit die Berliner Hauptstadt-Journaille feststellen mußte, dass Regierungssprecher Seibert die Termine und Aussagen der Kanzlerin einfach direkt via Twitter ans Volk sandte (Seibert hat dort derzeit knapp 80.000 „Follower“), regte sich ein kurzer, aber völlig folgenloser Aufstand. Seibert twittert selbstverständlich weiter.

Alles in allem also: Die schöne Idee mit den Bezahlschranken wird nur dann funktionieren, wenn sich der Journalismus ändert. Und zwar so, wie es die neue Medienwelt gebietet: Weniger nachplappern von bereits Bekanntem, weniger Terminjournalismus, mehr Eigenrecherche, mehr eigene Themen, mehr Konzentration auf das wesentliche.

Das wird schwierig.

(Disclaimer: Ich bin bei einem regionalen Zeitungsverlag angestellt, dieser Beitrag gibt aber ausschließlich meine private Meinung wider.)

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„Dead Drops“: Daten in der Mauer

Klingt seltsam, ist aber so: Es gibt Menschen, die haben durchaus nachvollziehbare Argumente gegen die mittlerweile fast allgegenwärtige „Cloud“, also anynomen Speicherplatz, auf dem man seine Daten sehr bequem, aber auch sehr fremdbestimmt ablegen kann. Google, Amazon und viele andere bieten derlei an, demnächst wohl auch Apple.

Die Lösung des Problems: Man mauert seine Daten einfach ein.

Wie?

Einmauern?

Ja, genau. Einmauern. In eine Wand. Also: Man nehme einen USB-Stick und etwas Mörtel und suche sich eine geeignete, möglichst öffentlich zugängliche Wand. Dahinein mörtelt man nun den Stick – und schon kann jeder, der vorbeikommt, das Ding benutzen und beliebig Daten hoch- und runterladen. Einen Netzwerkzugang hat das Ding natürlich nicht, damit ist es der genaue Gegenentwurf zur Cloud. Allerdings: Privat oder geschützt sind die Daten so natürlich nicht. Aber zumindest sind sie dem Zugriff der bösen Internet-Multis entzogen – solange, bis der erste User sie da hoch lädt.

Also: Eine interessante Anekdote, aber dass die „Dead Drops“ sich wirklich durchsetzen werden, das glaube ich jetzt erstmal eher nicht…

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