Gesichtserkennung bei Facebook: Alles nicht so einfach

Seit gestern geht ein Raunen durch die Presse: „Facebook hat die Gesichtserkennung eingeführt! Böse!!!“. Das offenbart zweierlei: Erstens die Richtung, in die Facebook schon lange geht. Aber zweitens auch die Uninformiertheit mancher Journalisten-Kollegen.

„Gesichtserkennung“ in Anführungszeichen gibt es bei Facebook schließlich schon lange: In hochgeladenen Fotos kann ich die Gesichter meiner Freunde markieren und mit deren Namen versehen. Entscheidender Punkt dabei: Das Ganze geht ohne die Zustimmung des jeweiligen „Facebook-Freundes“ und widerspricht damit dem in Deutschland geltenden Recht (am eigenen Bild). Die neue Funktion setzt nun „nur“ eins drauf und schlägt jemandem, der ein Gesicht manuell markiert hat, weitere Fotos vor, auf denen nach Ansicht der Software der gleiche Mensch drauf ist.

Das ist Stand der Technik, viele Offline-Bildbearbeitungsprogramme wie etwa „Aperture“ und „iPhoto“ von Apple (dem anderen oft als „böse“ empfundenen Softwarekonzern) können das längst auch.

Insoweit also ist die Aufregung mal wieder weit übertrieben.

Aber. Die Horrorvision ist eine andere: WIRKLICH irre sind die Möglichkeiten, die Facebook mit solchen Funktionen hat, wenn es sie konsequent einsetzt (und möglicherweise sogar so, dass die Nutzer es gar nicht merken). Man denke nur mal daran, dass Digitalfotos heute fast immer ihren Entstehungszeitpunkt digital mit sich tragen – und immer öfter ist auch der Aufnahmeort mit gespeichert. Wenn ich nun also über die automatische Gesichtserkennung feststellen kann, wer wann mit wem an welchem Ort war: Dann wird es lustig.

(PS: Ein recht guter Artikel über die Gesichtserkennung steht bei Zeit Online)

Update, 09.06., 16.00 Uhr: Eine sehr gute Zusammenfassung des Themas und vor allem eine Step-by-Step-Anleitung, wie man die Gesichtserkennung ausschalten kann, im Blog von Richard Gutjahr!

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