Mediamarkt: Crossmedia-Revolution via Print-Anzeige

Ein weiterer Schritt weg von Print: Der Mediamarkt hat heute erstmals in vielen deutschen Zeitungen (hier: Nürnberger Nachrichten/Nürnberger Zeitung) eine ganzseitige Anzeige geschaltet, die revolutionär ist. Die Anzeige enthält keine Produktwerbung, sondern verweist die Zeitungsleser ins Internet, wo der sonst in Print beiliegende Prospekt als PDF-Version angeschaut werden kann.

Golem.de meldet dazu, dass offenbar aufgrund dieser Anzeige (und einer Fernseh-Kampagne) der Mediamarkt-Server fast nicht zu erreichen ist. Golem zitiert eine Unternehmenssprecherin des Mediamarktes so:

„Die Fernsehwerbung wurde gestern gesendet. Der Prospekt wird sonst auch immer den Zeitungen beigelegt, heute ist in den Zeitungen nur angekündigt, wo der Prospekt online abzurufen ist. Wir experimentieren hier etwas, wir testen den Onlineprospekt.“

Das bedeutet zweierlei:

  • Crossmedia funktioniert: Die Leser fahren tatsächlich ihren Rechner hoch, starten den Browser und geben eine URL ein, die sie in einer Print-Anzeige gelesen haben. Das hätte ich nicht gedacht.
  • Das Web funktioniert: Offenbar werden PDF-Blätterkataloge tatsächlich genutzt. Auch das hätte ich in diesem Ausmaß nicht gedacht.

Am Ende ist nur die Frage: Braucht man für diesen Mechanismus die Komponente „Print“ zwingend, oder funktioniert das Ganze auch rein online?

Weiterlesen

Werbung auf der Autobahn: So nicht!

Man sieht es immer wieder auf deutschen Autobahnen: Leute, die es immer noch nicht kapiert haben und eine Web-Adresse auf ihr Auto pinseln. Hallo? Soll ich mir die URL etwa bei über 100 Sachen mal kurz mit Bleistift auf Papier notieren? Habe ich überhaupt Bleistift und Papier dabei?

Und selbst wenn ich es könnte: Weshalb sollte ich mir die Webadresse aufschreiben? Was habe ich davon? Was bringt mir das?

Im vorliegenden Fall sieht man noch einen anderen Punkt ganz gut: OK, da steht also die Web-Adresse einer Fahrschule. ABER: Wo bitteschön befindet sich diese Fahrschule? Das wäre ja eine nicht ganz unwesentliche Info, wenn ich tatsächlich den Führerschein machen will (OK, wir reden hier nicht darüber, wie schlau es ist, Werbung für eine Fahrschule auf der Straße zu machen, also dort, wo schon alle einen Führerschein haben…). Warum soll ich gerade zu dieser Fahrschule gehen? Das steht jedenfalls nicht auf dem Auto.

Und ein letzter Punkt: Denken die Leute eigentlich, es gibt kein Google? Also wenn ich schon über die (sehr hohe) Hürde springe und mir daheim am Rechner eine Seite anschaue, von der ich vor minuten bis Stunden im Vorbeifahren erfahren habe – werfe ich dann nicht einfach Google an und gebe einen Suchbegriff ein? Eben.

Also, hiermit letztmals: KEINE WEBADRESSEN AUF AUTOS!!!!

Weiterlesen

Der gläserne User: Es wird ernst

Eben kam über Golem.de die Meldung:

— RTL Now: Mobile Videostreams erst nach Nutzerortung —
Das Video-on-Demand-Angebot von RTL kann auf dem iPhone nur noch nach
einer Standortbestimmung des Nutzers verwendet werden. Die
kostenpflichtige iOS-App RTL Now verweigert andernfalls ihren Dienst.

Damit ist es also soweit. Meines Wissens ist das das erste Mal, das die in heutigen Smartphones omnipräsente GPS-Technik für offensichtliche Marketing-Zwecke innerhalb einer kostenpflichtigen App eingesetzt wird, ohne dass der User eine Alternative bekommt. Will ich die Software nutzen, muß ich verraten, wo ich bin.

Nun ist ja das Erheben persönlicher Daten in diesem Bereich ein alter Hut. Schon lange gibt es das Prinzip „Software gegen Daten“. Aber der Unterschied ist:

  1. Ist es relativ leicht, Webformulare mit erfundenenn Falschdaten zu füllen und so die Datensammelwut ins Leere laufen zu lassen. Bei GPS geht das nicht.
  2. Ist die Informations-Kombi, WANN ICH mich an WELCHEM ORT aufhalte noch weitaus sprengkräftiger als „nur“ mein Name und meine Adresse. Denn damit werde ich jederzeit ortbar und damit tatsächlich erstmals zum gläsernen User.

Und letztendlich zeigt sich auch hier mal wieder: Jede Technik, die für gute und „böse“ Zwecke eingesetzt werden kann, wird auch irgendwann für beides eingesetzt. Wir sollten uns auf derlei nicht freiwillig einlassen.

Weiterlesen

Mein klitzekleines Twitter-Manifest

1. Don´t be langweilig.

2. Don´t be aufdringlich.

3. Hallo? Twitter ist ein DIALOG-Medium!!!

4. Versuche, mehr für andere zu tun als für dich selbst!

5. Don´t be unfreundlich.

6. Don´t fühl yourself too wichtig.

7. Achte auf Retweets.

8. Be fleißig, aber nicht zu fleißig.

9. Be witzig, if you can. Otherwise don´t try to.

10. Oh, and generally just try to be nice to other people.

11. KEINE WETTERTWEETS!!!!!

Weiterlesen

Das Überall-Hier-Jetzt-Internet

Ich hab mir da mal ein paar Gedanken gemacht. Nach meinem Eindruck tut sich im Moment Gewaltiges mit dem Internet. Das Internet, das wir aus den letzten knapp 15 Jahren kennen, wandelt sich immer stärker – auch das, was wir gemeinhin „Web 2.0“ nennen, ist im Wandel. Ich sehe da drei große Trends:

1. Das überall-Internet

Eigentlich banal, aber es ist halt so: Mein Auto kann Internet. Mein Handy kann Internet. Mein Kindle (kommt hoffentlich Ende der Woche) kann (theoretisch) auch so eine Art Internet. Mein Netbook könnte Internet, wenn ich eines hätte (ein Netbook). Und das Web stllt sich darauf ein, indem Ortsinformationen und auch ortsbezogene Informationen eine immer stärkere Rolle spielen. Also: Die neue twhirl-App fürs iPhone kann auf einer Google-Map anzeigen, wo sich die nächstgelegenen Twitterer befinden; Aka-Aki baut genau auf diesem Thema eine ganze Social-Networking-Plattform auf.

2. Das hier-Internet

Womit wir beim zweiten Punkt wären: „Überall“ interessiert mich, „Hier“ interessiert mich viel mehr. Wenn ich mit dem iPhone während der Mittagspause im Café sitze, will ich wissen, was gerade um mich herum geschieht und ob der Nachbar am Nebentisch eventuell ein Twitter-Kollege ist. Ich will wissen, ob die Apotheke, die auf meinem Rückweg ins Büro liegt, gerade Mittagspause hat. Ich will wissen, welche Restaurants im Umkreis liegen und wie sie von ihren „Usern“ (oder heißt es „Gästen“?) bewertet werden. Das alles hat ganz viel mit dem „Hier“ zu tun, aber noch etwas:

3. das jetzt-Internet

Natürlich interessiert mich das alles in Echtzeit. Wie gesagt: Hat die Apotheke JETZT Mittagspause. Ist beim Italiener nebenan JETZT Happy Hour, demonstrieren JETZT Gewerkschaftler vor der Lorenzkirche. Der Zusammenhang zwischen „hier“ und „jetzt“ ist dabei nicht zwingend. Wenn wir die heutige Nachrichtenlage anschauen, dann interessiert mich das Thema „Quelle“ JETZT, auch wenn es nicht unbedingt „hier“ ist. Umgekehrt geht es auch: Wenn ich vor der Sebalduskirche stehe, will ich vielleicht auch abrufen können, wie die zerstörte Kirche unmittelbar nach dem Krieg aussah oder ähnliches. Das ist dann alles andere als JETZT, dafür durchaus „hier“.

Zusammenfassend glaube ich: Es macht derzeit sehr viel Sinn, über das Internet nachzudenken in den drei Kategorien „überall“, „hier“ und „jetzt“. Viel Spaß dabei!

Weiterlesen

Ein letztes Mal: „Mein Restaurant“

Ja. Gestern abend war es ja soweit: „Mein Restaurant“ ist vorbei. München hat (erwartungsgemäß) gewonnen. Und ich hab noch ein paar Sachen nachzutragen:

Erstens. Bisher übersehen hatte ich die Blogs zur Serie, die zwar offenbar usermässig ein totaler Flop waren, aber doch irgendwie was Rührendes haben. Siehe hier.

Zweitens. Bis jetzt (16:01 am Tag nach dem Finale) haben es beide Finalisten noch nicht geschafft, ihre Homepages zu aktualisieren. Das Team vom „Graurocks“ hat sicher was anderes zu tun, aber in München geht es ja weiter. Da sollte man den Online-Auftritt vielleicht etwas wichtiger nehmen.

Drittens. Als einziges der Restaurants hatte das „Graurocks“ in seiner Speisekarte folgenden Hinweis:

Sehr geehrte Damen und Herren, heute finden ganztägig in diesem Restaurant Fernseh-Aufzeichnungen durch
sichtbare, sowie nicht sichtbare Kameras für die Sendung „Mein Restaurant“ für den Sender VOX statt.

Indem Sie das Restaurant während der Aufzeichnungsarbeiten betreten, räumen Sie der Produktionsfirma Granada Produktion für Film und Fernsehen GmbH unentgeltlich das unwiderrufliche Recht ein , Bild- und Tonaufnahmen von Ihrem Bildnis und Ihrer Stimme anzufertigen und diese im Rahmen der Produktion zeitlich, inhaltlich und örtlich unbeschränkt auszuwerten. Weiter erteilen Sie uns die Befugnis, sämtliche Rechte an Dritte, insbesondere an den Auftrag gebenden Sender VOX zur Auswertung weiter einzuräumen. Für den Fall, dass Sie diese Genehmigung nicht geben wollen, bitten wir Sie, das Restaurant erst nach Abschluss der Dreharbeiten zu betreten oder uns kurz zu benachrichtigen.

Ich sag mal: Soviel zum Thema „Recht am eigenen Bild“. Eigentlich müsste man eine Sendung boykottieren, die sich derartig wenig um die Rechte der gefilmten Personen kümmert. Ich fürchte bloß, dass wir solche Situationen in Zukunft noch öfter erleben werden. Außerdem frage ich mich: Wenn schon die Besucher der Restaurants derartig in ihren Rechten beschnitten werden – was haben da erst die Restaurantbesitzer für Verträge unterschrieben?

Weiterlesen

Was an „Mein Restaurant“ (Vox) so genial ist

Man kann ja über Reality TV sehr unterschiedlicher Meinung sein. Aber egal, wie diese Meinung aussieht: Die Serie „Mein Restaurant“ hat eine Marketing-Strategie und ein Geschäftsmodell entwickelt, das schlichtweg genial ist. Die Gründe:

  1. Die (zum Rauswurf) „nominierten“ Restaurants müssen Werbung für sich machen. Die Besitzer gehen zum Beispiel in Eishockey-Arenen und geben dort die Telefonvoting-Nummer bekannt. Nur machen sie dabei natürlich nicht (nur) Werbung für sich, sondern für die Sendung, für Vox und für den Telefon-Umsatz des Votings. Die Ideen liefern die Restaurantbesitzer kostenlos, die viralen Effekte sind vermutlich nicht zu unterschätzen.
  2. Die Telefon-Votings machen vermutlich genausoviel Umsatz wie die Werbung innerhalb der Sendung.
  3. Die Sendung ist bis unters Dach versponsert und verproductplacemented. Siehe hier. Auch das trägt sicher nicht wenig zum Umsatz bei.
  4. Die Sendung hat eine recht gute Homepage, die durch aktuelle News auch zwischen den Sendeterminen für Klick-Anreize sorgt. Damit werden zusätzliche Werbeerlöse generiert und vermutlich auch ein bisschen Traffic für die eigentliche Vox-Homepage.
  5. Auch in der Blogosphäre kann man Etliches über die Serie lesen. Dadurch entsteht ein weiterer viraler Marketing-Effekt zugunsten von Vox.
  6. Die Dramaturgie der Sendung hat einen hohen Sucht-Faktor. Durch die sehr brutalen (manche sagen vielleicht sogar: grenzwertig menschenunwürdigen) Regeln des Rauswurfs entsteht so eine Art Brot-und-Spiele-Effekt. Also so ähnlich wie bei den Gladiatoren und den Löwen, damals in Rom im Colosseum.
  7. Durch die Restaurants und deren lokale Werbung (und besser noch: deren lokale PR) bekommt VOX plötzlich in fünf deutschen Großstädten eine lokale Präsenz, das alles weitgehend kostenlos.
  8. Wenn man böse wäre, könnte man noch folgende Fragen stellen: Was passiert eigentlich mit den aufwändig renovierten und eingerichteten Restaurants, die im Laufe der Sendung geschlossen werden? Sicherlich kann man die auf dem Immobilienmarkt auch noch zu Geld machen.
  9. Nächste böse Frage: Wer hat eigentlich die Rechte an den Namen der Restaurants? Doch wohl nicht Vox, oder???

Zum Schluß noch ein paar Infos: Die Serie stammt ursprünglich aus Australien, lief dort zwei Staffeln lang von 2004 bis 2005 unter dem Titel „My Restaurant Rules“ (hierzu Wikipedia). „Lustig“ am Rande: Die Gewinner der ersten Staffel mußten nach einem Jahr feststellen, dass ihr Restaurant zum Abriss vorgesehen war. Aufgrund des Knebelvertrages, den die Gastronomen mit dem Sender abgeschlossen hatten, war das auch nicht zu ändern, und so standen die Serien-Gewinner wieder vor dem aus. Die Homepage des Gewinners der zweiten Staffel kann man aber noch besichtigen.

Also dann: Wir sehen uns heute abend vor dem Fernseher!

Weiterlesen