Chris Anderson – alles nix Neues

Wir kennen ja Chris Anderson. Der mit dem „Long Tail“ und so. Schreibt gerade ein neues Buch, Kernthese: Das neue am Web 2.0/2.1/2.5/3.0 ist die Tatsache, dass es die Produkte meist kostenlos gibt. Zum Beispiel auch die Software, mit deren Hilfe dieses Blog hier geschrieben wird.

Schön.

Aber erstens: Es ist ja schon noch in allem ziemlich viel „Old Economy“ drin, und im Negroponte´schen Sinne Atom-Rumschieberei. Amazon, die ganzen Webshops und so weiter – und selbst bei iTunes wird ja schön brav bezahlt.

Davon mal abgesehen.

Die Mechanik hinter der ganzen Kostenlos-Kultur ist ja diese: Ich schenke Dir was (zum Beispiel Blogsoftware), und dafür generierst Du Inhalt oder wenigstens Reichweite. Das Ganze dann vor dem Hintergrund, dass man die Reichweite durch Werbung vermarkten kann.

Und da sind wir beim klassischen Werbegeschenk. Die ganzen Kugelschreiber, Luftballons, USB-Sticks usw. gibt´s ja auch schon immer umsonst (nebenbei: Deren Produktion und Vertrieb ist genausowenig wirklich „kostenlos“, wie es Anderson offenbar für die Publikation von Web-Inhalten postuliert) – und auch schon immer um denselben „Preis“: Ich akzeptiere, zur Litfaßsäule für jemand anders zu werden.

Klar, die Skala ist anders, mithin auch die negativen Auswirkungen auf jene, die das digitale Äquivalent eines Kugelschreibers gerne gegen Geld verkaufen möchten. Nur, was passierte denn in der alten, langweiligen Welt der Atome: Wirklich schöne Kugelschreiber kriege ich nur geschenkt, wenn ich wirklich VIP bin – ansonsten muß ich sie kaufen. Vielleicht ist diese These wenigstens für bestimmte Branchen erlaubt, zum Beispiel die Medien. Allerdings sicher nur dann, wenn man sie sozusagen umdreht: Hochwertiger Content im Web zieht eine hochwertige Zielgruppe (denn die anderen sind mit dem 1-Euro-Kugelschreiber vollauf zufrieden) und bildet eine Plattform für hochwertige Werbung. Das könnte doch funktionieren.

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