Falsche Doktoren – mal anders betrachtet

Die Aufregung um abgeschriebene Doktorarbeiten (Guttenberg, Stoiber, Koch-Mehrin etc.) ist ein bißchen billig. Auch das Verhalten der Uni Bayreuth, die den Fall Guttenberg jetzt unbedingt nochmal an die Öffentlichkeit zerren möchte, hat den Hautgout der Bigotterie.

Warum das so ist?

Weil man sich auch mal fragen muß, was die akademische Welt eigentlich will. Also: Will man fundierte Doktorarbeiten von über 400 Seiten, in denen jedes Komma sauber wissenschaftlich erforscht wurde? Dann darf man es nicht zulassen, dass anderweitig berufstätige Menschen quasi im Nebenerwerb ihren Doktor „bauen“. Wenn man genau das aber zulässt, dann ist aus meiner Sicht die Frage legitim, ob innerhalb der verschiedenen universitären Fakultäten wirklich noch alles zusammenpasst.

Denn es ist ja immer noch so, dass man beispielsweise als Mediziner mit einer Arbeitsleistung den Doktortitel erwerben kann, über die ein Germanist nur müde lächelt – er schreibt Aufsätze von gleichem Umfang schließlich oft bereits als Hauptseminar-Arbeit. Und es ist ja vielleicht wirklich nicht so, dass der sittliche Mehrwert von 450 Seiten nicht zehnmal so groß ist wie der von 45.

Klar: Wenn ich die Anzahl der Doktoren verknappen will, schraube ich die Anforderungen hoch. Aber dann darf es nicht sein, dass die Gnade adliger Geburt oder der Wettbewerbsvorteil, den der akademische Dienst des Bundestages bietet, darüber entscheiden, ob jemand nebenher seinen Doktor machen kann oder nicht.

Die Affäre Guttenberg wirf also ein durchaus übles Licht auf den akademischen Betrieb. Die Herren (und sehr wenigen Damen) dort sollten sich durchaus auch mal an die eigene Nase fassen.

(Hier geht´s zum „VroniPlag“ mit einer Auflistung aktueller Plagiatsfunde)

2 Kommentare zu “Falsche Doktoren – mal anders betrachtet

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert