DAB-Radio? Braucht kein Mensch.

DAB Digital Audio Broadcasting

Die Spatzen pfeifen es, wie man so schön sagt, schon länger von den Dächern: Die Tage des guten alten UKW-Radios sind gezählt, die Zukunft heißt „DAB“ („Digital Audio Broadcasting“). Damit wird, wie schon vor einigen Jahren beim terrestrischen Fernsehen, nun auch das letzte analoge Massenmedium auf digital umgestellt.

Das Problem ist nur: Das braucht kein Mensch. Der Mehrwert von DAB (oder, wie man für Deutschland technisch korrekt sagen muß: DAB+) gegenüber UKW ist: geringfügig besserer Sound sowie die Möglichkeit, parallel zu Audio noch weitere Daten zu übertragen – etwa die Information, welcher Song gerade läuft.

Das gibt es allerdings schon längst. Jedes halbwegs aktuelle Smartphone ist in der Lage, über schnelle Handynetze wie 3G und LTE Web-Radio in toller Soundqualität zu empfangen. Auch hier gibt es parallel zum Tonsignal noch Zusatz-Infos. Und obendrein liegt es in der Natur der Sache, dass man Web-Radios aus aller Welt mit ein und demselben Interface „empfangen“ kann. Auch die letzte Bastion des UKW-Radios, das Automobil, ist längst gefallen. Aktuelle Modelle fast aller Hersteller koppeln sich dazu einfach mit dem Handy und nutzen dessen Internet-Verbindung, um über die Lautsprecher im PKW ebenfalls Webradio abzuspielen. Überflüssig zu erwähnen: Das Ganze kostet nichts – jedenfalls solange, wie der Nutzer über eine ausreichende Daten-Flatrate verfügt. Das aber ist ebenfalls immer häufiger der Fall.

Es kann keine andere Diagnose geben als diese: Terrestrischer Rundfunk war gestern. Mobiler Internetzugang ist heute.

Wozu also noch DAB? Mir fallen nur zwei Gründe ein:

  1. Den Geräteherstellern zuliebe, die bereits seit langem die entsprechenden Endgeräte im Regal stehen haben und diese gerne verkaufen möchten
  2. Der BLM und anderen Regulierungsbehörden zuliebe, denen die Felle davonzuschwimmen drohen, wenn es mangels klassischem „Rundfunk“ nichts mehr zu regulieren gibt

Beide Gründe sind nicht besonders ehrenvoll.

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Spiegel TV: Die Zukunft des Fernsehens?

So, es ist soweit. Der Spiegel hat jetzt genau das getan, vor dem beispielsweise bayerische Medienwächter seit Jahren Angst haben: Der Spiegel hat seinen eigenen Fernsehsender ins Netz gestellt.

Das Konzept von „spiegel.tv“ ist denkbar einfach: Wer die URL aufruft, bekommt einen fast leeren Bildschirm zu sehen, in dessen Mitte ein Playerfenster prangt. In diesem Player läuft – na ja: Fernsehen halt. Ohne Paus. Ohne, dass man als Zuschauer irgendetwas tun muss außer Chips essen und Bier trinken. 24 Stunden am Tag.

Nach der geltenden Auffassung der bayerischen Landeszentrale für neue Medien ist derlei Fernsehen, muß also reguliert werden. Vor Jahren schon machten sich die Münchner sauber lächerlich, als sie von einem ortsansässigen Zeitungsverlag eine Sendelizenz verlangten, bloß weil der auf seiner Website auch Videos anbot.

Das Angebot von Spiegel TV geht da tatsächlich einen Schritt weiter. Aber wo ist bitte das Problem? Der Regulationsbedarf beim Fernsehen ist schließlich alleine daraus entstanden, dass das terrestrische Frequenzspektrum (und später dasjenige des TV-Kabels und der Satelliten) schmal war und weniger Sender zuließ, als man vielleicht gerne gehabt hätte. Die geringe Zahl der TV-Kanäle war als Phänomen die Folge eines technischen Mangels. Aus diesem Mangel leiten bis heute gewisse Gremien und Institutionen, aber auch die öffentlich-rechtlichen Sender selbst mindestens teilweise ihre Existenzberechtigung ab.

Aber den Mangel gibt es nicht mehr.

Über das Web kann nun im Prinzip jeder genau wie Spiegel.tv Live-Fernsehen rund um die Uhr anbieten. Die Gefahr der politischen Einseitigkeit, wie man sie beim Fernsehen immer befürchtet hat (eine weitere Existenzberechtigung der öffentlich-rechtlichen Sender) gibt es dabei kaum: Im Netz ist schließlich Platz für alle. Schon klar, ein Angebot wie Spiegel.tv oder auch das Live-Streaming von ARD und ZDF zur Königshochzeit im April erfordert auf der Hardware-Seite noch immer gehörig viel Eisen. Aber dieses Problem wird sich mit schnelleren Servern analog zu Moore´s Law schrittweise lösen.

Also: Ich freue mich über das neue Angebot. Ich hätte gar nichts dagegen, wenn mittelfristig alles Fernsehen ins Netz wandert – nur hätte ich dann gerne einen schnelleren Web-Zugang.

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