Bombay und die Blogger

Angesichts der Anschläge in Bombay hat man ja wieder mal gesehen, auf welchem Wege die News am schnellsten ins Netz kommen: Durch die Blogger. Einige davon sollen sogar im belagerten Hotel bereits erste Postings gesendet haben, als sie noch in Deckung unter dem Tisch im Restaurant lagen.

Jetzt geht natürlich die Diskussion wieder los: Nicht alles, was Blogger so bloggen, genügt ja strengen journalistischen Anforderungen. Manches war auch schlicht falsch oder bei irgendeinem anderen Blog abgeschrieben.

Flugs wird daraus eine Existenzberechtigung für uns Journalisten sowie für die klassischen Medien gezimmert.

Nun: Das wäre natürlich schön.

Allerdings glaube ich nicht, dass es wirklich so einfach ist und wir uns entspannt zurücklehnen können, weil unsere Dienste ja auch in Zeiten der Blogosphäre weiterhin gebraucht werden. Folgende Probleme gibt es:

  1. „klassische“ Journalisten haben oft noch große Berührungsängste, wenn es um sowas wie Blogs geht. Bloggen sie selbst, dann entstehen eigentlich fast immer keine Postings, sondern „Artikel“. Das ist aber kein Blogging, das ist Zeitungsschreibe.
  2. Es gibt (jedenfalls meines Wissens) keinerlei Ausbildungsbemühungen, um dem Nachwuchs beizubringen, wie man Blogs etc. für die Recherche verwenden kann. Dies vermutlich weil
  3. Die Branche selbst noch keine Meinung hat, ob es nun tatsächlich besser ist, Blogs als Quelle oder inhaltlichen „Steinbruch“ zu verwenden, oder ob man sie besser ignoriert, und schließlich
  4. Die Blogosphäre selbst derartig amorph und, ja, „schnell“ ist, dass sie sich den behäbigen Mechanismen des, sagen wir mal „journalistischen Establishments“ ganz einfach durch Geschwindigkeit entzieht.

Ich sehe da eigentlich nur die Chance, dass wir wirklich ernsthaft am Nachwuchs arbeiten. Denn ehrlicherweise muß ch sagen, dass auch ich jetzt nicht spontan wüßte, wie man im Falle Bombay die blogmässige Spreu vom Weizen trennen könnte.

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