HD Audio: Die Musikindustrie lernt´s nie.

Bildschirmfoto 2012-12-31 um 17.46.25MP3 war der Tod der Musikindustrie, wie wir sie bis in die 90er Jahre kannten. Damals erzielten Sony Musik, Warner Brothers und wie sie alle hießen Traum-Renditen mit dem Verkauf von Tonträgern.

Doch dem Rausch folgte der Kater, als die Welt auf einmal keine Tonträger mehr brauchte, weil Musik sich dank des in Erlangen erfundenen mp3-Formats auch digital und körperlos wunderbar austauschen ließ. Die Industrie versäumte es, für diese neue Welt auch neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. Stattdessen verwendete man alle Kraft darauf, alle mp3-Tauscher zu kriminalisieren und jeglichen Ansatz, mit mp3 Geld zu verdienen, im Keim zu ersticken.

Die Folgen sind längst Geschichte: Die ehemalige Schallplatten-Industrie hat die mit Abstand schlechtesten zehn Jahre ihrer Geschichte hinter sich.

Und offenbar hat niemand etwas draus gelernt.

Es gibt nämlich noch eine Nische im Markt für Musik, die gerade erblüht: Der Handel mit hochaufgelösten Musikdateien, im Fachjargon „Lossless“ oder HiRes-Audio genannt. Wobei, die Begriffe meinen eigentlich Unterschiedliches: „Lossless“ steht für verlustlos gesampelte CDs (Für Fachleute: das sind technisch WAVs mit 44 kHz Sample-Freqenz und 16 Bit Auflösung). HiRes dagegen geht noch einen Schritt weiter: Hier werden original-Studioaufnahmen entweder direkt verkauft oder neu digitalisiert, und das mit Frequenzen bis 196 kHz und 24 bit Auflösung. Solche Musik klingt wirklich toll (auf der entsprechenden Anlage) und hat ihren Preis. Ein Album kostet dann nicht wie bei iTunes zehn, sondern gerne auch mal über 30 Euro – und die betuchten Freaks, deren Stereoanlagen locker fünf- bis sechsstellige Eurosummen verschlingen, zahlen gerne.

Oder vielmehr: Sie würden gerne zahlen.

Denn auch hier befindet sich die Musikindustrie im Wachkoma. Es gibt nicht ein einziges legales Angebot der etablierten Firmen. Wie schon bei den mp3s mit iTunes müssen auch hier eigentlich Branchenfremde in die Bresche springen, zum Beispiel Linn Records, der Ableger eines schottischen Produzenten von Edel-Stereoanlagen. Dort ist das Angebot allerdings winzig und beschränkt sich vornehmlich auf den Klassik-Markt. Pop und Rock sucht man meist vergeblich.

Es gibt allerdings mit „HD Tracks“ einen Anbieter, der dem Hifi-Freak ein wahres Schlaraffenland anzubieten hat: Schätze von Bob Dylan über die Eagles und Eric Clapton bis hin zu Brice Springsteen. Doch, ach: Wer hierzulande versucht, sich etwas aus diesem Angebot kostenpflichtig herunterzuladen, der sieht nur eine schnöde Hinweisbox: Aufgrund „lizenzrechtlicher Probleme“, heißt es da, sei die gewünschte Musik „in your territorry“ leider nicht verfügbar (s. Bild). Im Klartext heißt das: Die Musikindustrie verhindert, dass die hochauflösenden Dateien in Deutschland angeboten werden.

Was sie jedoch auch diesmal nicht verhindern kann: Eine entsprechende Suche bei Google offenbart gleich dutzende Quellen, von denen man das „nicht verfügbare“ Material mit wenigen Klicks herunterladen kann – illegal, aber kostenlos.

Da kann man wirklich nur noch Eines sagen: Manche lernen´s nie.

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