Web will eat itself

Es waren einmal die frühen 90er Jahre. Damals war Popmusik noch ein Geschäft. Allerdings veränderte sich die Musik gerade: Durch neue digitale Techniken wurde es möglich, Teile von Songs zu digitalisieren (zu „sampeln“) und in unveränderter oder auch bearbeiteter Form in neue Stücke einzubauen.

Schlaue Leute entwickelten daraus die These, mit der Technik des Sampelns höre eigentlich die Innovation auf, weil eigentlich immer nur noch bereits vorhandenes „recycelt“ und neu zusammengebaut würde. Also: „Pop will eat itself“.

Nun, 15 Jahre später, war mal wieder alles nicht so schlimm.

Aber ich frage mich gerade, ob man nicht der alten These angesichts der Blogosphäre einen zweiten Frühling gönnen sollte.

Zurzeit lese ich sehr viele Blogs (sicherlich: nicht wahllos, sondern vornehmlich zu Medienthemen). Und da fällt mir auf, dass 90% dessen, was man da liest, Zitate sind aus anderen Blogs oder den „etablierten Medien“. Also: Gestern steht in der Hunnington Post, dass die New York Times neues zu berichten hätte über die Gesundheit von Apple-Chef Steve Jobs. Einen Tag später findet man das Ganze auf Macnews.com und auf Golem. Also das Zitat vom Zitat des Zitates. So ähnlich vergangene Woche mit der Bankhofer-Geschichte: Niggemeier zitiert die „Stationäre Aufnahme“ und wird selber im Handelsblatt-Blog zitiert. ddp greift das Ganze schließlich auf, der WDR wirft Bankhofer raus und das Ganze wird wiederum von Niggemeier und Stationäre Aufnahme kommentiert.

Sicher: Auch in den Papiermedien geistert ein- und dieselbe Meldung manchmal eine ganze Woche lang herum. Aber dort hat das auch mit Redaktionsschlüssen und Andruckterminen zu tun. Die gibt´s im Web nicht, also muß die Frage erlaubt sein: Will Web eat itself?

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