Google Knol – hat uns das noch gefehlt?

Man kennt ja mittlerweile dank Chris Anderson hinlänglich die Mechanik hinter Wikipedia. Stichwort: Intelligenz der Masse, also Selbstkorrektur von Fehlern bei hinreichend großer Anzahl von „Mitschreibern“.

Das konnte sich Google natürlich nicht gefallen lassen, dass hier massenweise Content entsteht, auf dem man nicht den Daumen draufhat.

Also gibt es jetzt seit ca. einem Monat das Gegenmodell: Google Knol. Dahinter steckt tatsächlich ein Gegenmodell. Hier kann nämlich immer nur ein Autor an einem Artikel arbeiten. Die anderen können höchstens kommentieren und bewerten (es gibt Sternchen von eins bis fünf).

„Knol“ (der Begriff steht übrigens für „A Unit of Knowledge“) hat sich in den ersten vier Wochen seiner Existenz zu einem relativ staubtrockenen Paradies für Hypochonder entwickelt. Das subjektiv am meisten behandelte Thema sind Krankheiten aller Art. Dies (soweit ich das beurteilen kann) durchaus kompetent, denn die meisten Artikel stammen offenbar von Ärzten.

Doch das hat zwei Nachteile.

  1. Dadurch, dass es je Artikel nur einen Autor gibt, erfährt man als Leser auch nur eine Sichtweise. Da scheint mir das Team-Modell von Wikipedia doch viel besser zu sein.
  2. Die Knol-Aritkel neigen (derzeit) dazu, sehr akademisch und umfassend, aber dafür nicht sehr allgemeinverständlich zu sein. Also eher von Fachleuten für Fachleute.

Für mich ein weiterer großer Nachteil: Ausgerechnet die Suchfunktion, die bei Google ja eigentlich die größte Stärke sein sollte, funktioniert offenbar noch nicht so richtig. So ergab eine Suche bei Knol nach dem Begriff „Windows“  folgende Top-Treffer: 1. ein Artikel über Autos (???), 2. ein Artikel über Evidenz-basierte Medizin, 3. ein Aufsatz über Parmakologische Stress-Tests und 4. eine Abhandlung über „Safe Sex“. Tja.

Aber dennoch: In manchen Punkten ist Knol heute schon besser als Wikipedia – aber halt hauptsächlich bei eher speziellen Fachthemen.

So ergab eine Suche nach dem Begriff „Chatterbot“ bei Knol einen sehr fundierten Artikel zu diesem Fachbereich der künstlichen Intelligenz, der mehrere Seiten lang und sehr umfassend war. Bei Wikipedia dagegen stand zwar das Nötigste zu dem Thema, aber mehr halt auch nicht.

Ob Google tatsächlich beabsichtigt, mit Knol nur ein Nischen-Publikum zu erreichen – das ist die große Frage.

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