Die Social-Web-Wasserscheide

Schon lange gibt es die These von der „digital Divide“, also der „digitalen Wasserscheide“, die unsere Gesellschaft teil. Und zwar in einen Teil, der aus „Digital Natives“ (oder, neuerdings, „Digital Residents“) besteht. Und in einen Teil, der am digitalen Leben nicht teilnimmt.

Ich finde, mittlerweile muß man es anders sagen: Es gibt eine Social-Web-Wasserscheide.

Im Internet ist ja mittlerweile irgendwie jeder. Aber auf zwei deutlich unterschiedliche Arten: Die einen Facebooken und twittern, was das Zeug hält. Sie sind perfekt vernetzt und, falls sie Mittelständler sind, wickeln sie auch immer mehr Geschäft und vor allem Werbung über die Sozialmedien ab. Die Augsburger Textilfirma „manomama“ oder der Online-Metzger Ludger „Lusches“ Freese sind da die besten Beispiele.

Aber es gibt daneben – in der Bevölkerung wie innerhalb des Unternehmertums – auch diejenigen, die dem Social Web skeptisch gegenüber stehen oder, schlimmer noch über dessen Wirkmechanismen nicht informiert sind und daher schlicht nicht damit umgehen können. Natürlich: Es gibt Gewerke, die grundsätzlich für´s Social Web weniger prädestiniert sind. Zum Beispiel möchte ich in meiner Twitter-Timeline nicht unbedingt die heißesten News meines Rohrreinigers des Vertrauens lesen. Aber ganz generell besteht dennoch die Gefahr, dass hier Teile der Bevölkerung und der Wirtschaft schlicht und einfach auf der Strecke bleiben. Man darf ja auch nie vergessen, dass auch das Social Web worldwide ist und damit die Wettbewerbssituation gegenüber dem „richtigen Leben“ enorm verschärft ist. Also: tun wir was!

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Raus aus dem Web!

Ach, was war das schön vor 10 Jahren: Wenn einen ein Mittelständler fragte, wie er sich einmalig machen und gleichzeitig total innovativ sein kann, gab´s nur eine Antwort: Rein ins Web!

Jede Klitsche mit Internet-Auftritt war anfangs sogar der Lokalpresse eine Meldung wert. Wie sinnvoll aber ein Web-Auftritt für einen Bäcker, Schreiner oder Dönerbräter ist – man sprach am besten nicht weiter drüber.

Aus dieser Zeit gibt es ja auch den berühmten Cartoon, auf dem die Klofrau vom Hauptbahnhof abgebildet ist, dahinter an der Wand ein Schild: „Wir im Internet: www.scheisse.de“.

Aber irgendwie war alles cool, was mit dem Web zu tun hatte. Wer sich zum Webdesigner berufen fühlte, kaufte sich bei Karstadt oder Vobis ein Frontpage, und los ging´s.

Diese Zeiten sind vorbei. Wenn mich heute ein Apotheker, Elektriker oder Pizzabäcker aus dem Bekanntenkreis mit seinen „tollen“ Ideen für seinen Internet-Auftritt belästigt, sage ich meistens:

– Hast Du Dir mal überlegt, was Du eigentlich mit Deiner Homepage erreichen willst?

– Hast Du mal geguckt, was Deine Konkurrenz im Web so macht?

– Was darf Dein Internet-Auftritt den kosten?

– Was willst Du mit Deinem Internet-Auftritt erreichen, das Du auf keinem anderen Weg erreichen kannst?

Wenn die Antwort auf nur eine einzige dieser Fragen „Nein“, „nichts“ oder „weiß nicht“ lautet, dann ist mein Rat klar: LASS ES!

Denn es gibt schon viel zu viele Web-Auftritte wie diese:

http://www.schreinerei-kempf.de/index.html

http://www.flachhuber.de/

http://www.haarkontakt.de/

http://www.wundw-gmbh.de/

http://www.elektro-schlitter.de/

Es ist ja so: Nicht nur, dass solche Web-Auftritte ineffektiv sind, also „nichts nützen“. Es ist schlimmer. Mit solchen Webseiten mache ich mich heute als Unternehmer lächerlich und damit unglaubwürdig – auch wenn (wie sicherlich in allen oben genannten Beispielen) meine Firma in Wahrheit topp ist und eine super Arbeit abliefert.

Das Internet ist heute ein professionelles Medium geworden, also erwartet der User auch professionelle Auftritte. Immer. Diese wiederum kosten leider Geld, und das hat der typische Mittelständler nicht immer bzw. will es nicht ausgeben. Aber dann hat er ein Problem. Denn seine Internet-Seite kann nicht erfolgreich sein, wenn sie auf Balste-Niveau erstellt wurde.

Deswegen ist es wirklich nur gut gemeint, wenn ich sage: Raus aus dem Web! Denn das ist heute das eigentliche Alleinstellungsmerkmal.

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