Das Ende des Surfers

Mist. Webdesign-Guru Jacob Nielsen hat jetzt rausgefunden, was wir alle schon irgendwie geahnt haben: Die Leute wollen nicht surfen.

Sie wollen auf Webseiten einfach nur das erledigen, was sie sich vorgenommen haben.Unser aller Versuche, Webdesign so zu machen, dass der User möglichst viel klicken muss, sind also eine ganz, ganz schlechte Idee.

Die Frage ist bloß, was diejenigen Anbieter machen sollen, die nun mal von der Reichweite ihrer Sites (bzw. von der Werbung) leben. Sicher nicht weiterhin dem Diashow-Wahn verfallen, den Kollege Niggemeier immer so schön anprangert. Anders gesagt: Es bleibt weiterhin schwierig, den Spagat auszuhalten zwischen Klickmaschine und Userservice.

Weiterlesen

Web will eat itself

Es waren einmal die frühen 90er Jahre. Damals war Popmusik noch ein Geschäft. Allerdings veränderte sich die Musik gerade: Durch neue digitale Techniken wurde es möglich, Teile von Songs zu digitalisieren (zu „sampeln“) und in unveränderter oder auch bearbeiteter Form in neue Stücke einzubauen.

Schlaue Leute entwickelten daraus die These, mit der Technik des Sampelns höre eigentlich die Innovation auf, weil eigentlich immer nur noch bereits vorhandenes „recycelt“ und neu zusammengebaut würde. Also: „Pop will eat itself“.

Nun, 15 Jahre später, war mal wieder alles nicht so schlimm.

Aber ich frage mich gerade, ob man nicht der alten These angesichts der Blogosphäre einen zweiten Frühling gönnen sollte.

Zurzeit lese ich sehr viele Blogs (sicherlich: nicht wahllos, sondern vornehmlich zu Medienthemen). Und da fällt mir auf, dass 90% dessen, was man da liest, Zitate sind aus anderen Blogs oder den „etablierten Medien“. Also: Gestern steht in der Hunnington Post, dass die New York Times neues zu berichten hätte über die Gesundheit von Apple-Chef Steve Jobs. Einen Tag später findet man das Ganze auf Macnews.com und auf Golem. Also das Zitat vom Zitat des Zitates. So ähnlich vergangene Woche mit der Bankhofer-Geschichte: Niggemeier zitiert die „Stationäre Aufnahme“ und wird selber im Handelsblatt-Blog zitiert. ddp greift das Ganze schließlich auf, der WDR wirft Bankhofer raus und das Ganze wird wiederum von Niggemeier und Stationäre Aufnahme kommentiert.

Sicher: Auch in den Papiermedien geistert ein- und dieselbe Meldung manchmal eine ganze Woche lang herum. Aber dort hat das auch mit Redaktionsschlüssen und Andruckterminen zu tun. Die gibt´s im Web nicht, also muß die Frage erlaubt sein: Will Web eat itself?

Weiterlesen

Der Fall Bankhofer

Also, Professor Hademar Bankhofer. Kennen Sie. Den netten weißhaarigen Onkel, der immer so dolle natürliche Gesundheitstipps hat. Bis Donnerstag auch im ARD-Morgenmagazin.

Dann wurde Hademar Bankhofer erlegt. Der WDR, bei dem Bankhofer unter Vertrag war, hat ihn fristlos rausgeschmissen. Denn es wurde bekannt, dass Bankhofer wohl in großem Umfang Schleichwerbung betrieben hat.

Interessant ist das WIE dieses Rausschmisses. Den Skandal hat nämlich nicht eines unserer Leitmedien aufgedeckt, sondern die Bloggerszene.

Angefangen hat alles mit einem Video-Zusammenschnitt mit Bankhofer-Szenen, der auf Youtube veröffentlicht wurde. Im Blog „Stationäre Aufnahme“ gab es die Geschichte dazu, die wiederum Medienblogger Stefan Niggemeier in seinem Blog aufgriff. Von da an wurden die etablierten Medien aufmerksam, als erstes ein Blogger in Diensten des Handelsblatts.

Der Rest ist Geschichte und gewissermaßen „normal“.

Nun ist es nicht nur ganz lustig, dass der „SPIEGEL“ der deutschen Blogosphäre bescheinigt hatte, völlig wirkungslos zu sein.

Der SPIEGEL hat ja nicht Unrecht, Bankhofer hin oder her. Und sicherlich ist auch Niggemeiers These richtig, dass nämlich Bankhofer nicht eigentlich von der Bloggerszene zu Fall gebracht wurde, sondern von der eigenen Doofheit.

Aber trotzdem bleibt eines festzuhalten. Nämlich, dass es seit dem Fall Bankhofer immerhin möglich ist, Skandale via Blogosphäre ans Licht zu bringen. Ganz ohne die klassische Journaille freilich geht es nicht. Noch nicht.

Weiterlesen