Lokaljournalismus wirkt

Eine Geschichte fast wie aus dem Märchen: Am Nürnberger Stadtpark gab es schon seit einiger Zeit immer wieder Streß: Auf einer Gruppe von Parkbänken am Rande der Anlage ließen sich regelmässig – sprich: täglich – einige Menschen nieder, die den Tag über offenbar nichts besseres zu tun hatten, als sich schön professionell und schön langsam (aber keineswegs leise) vollaufen zu lassen. Von dem Lärm, der teilweise bis in die Nacht dauerte, fühlten sich die Anwohner teils massiv gestört. Trotz zahlreicher Beschwerden ist aber lange nichts passiert. Bis der Nürnberger Stadtanzeiger, eine Publikation meines Arbeitgebers, des Verlags Nürnberger Presse, sich des Themas angenommen hat (im Bild sieht man, wie ein Anwohner die Geschichte nebst weiteren Materialien im Treppenhaus eines Anlieger-Hauses aufgehängt hat).

Seit einigen Tagen sind die Parkbänke abmontiert und die Trinker weg.

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Wikicon Nürnberg – eine Nachlese

„Für die meisten Leute ist die Vorstellung, einen Text schreiben zu müssen, eine Strafe.“

Dieser Satz ist für mich sowas wie der Schlüsselsatz der WikiCon am vergangenen Wochenende in Nürnberg. Gesagt hat ihn Henriette Fiebig in einer Diskussionsrunde zum Thema „Sind Frauen die besseren Wikipedia-Autoren“? – Auch das für mich ein Schlüsselerlebnis.

Aber zurück zum Schlüsselsatz. Warum trifft er so genau den Punkt?

Es ist ja schon genügend geschrieben worden zum Thema „Warum funktioniert Wikipedia“ – das meiste davon sogar schon vor Jahren. In jüngerer Zeit drehte sich die Diskussion dann nach meinem Eindruck eher darum, warum (insbesondere die deutsche Wikipedia) teilweise eher schlecht bis nicht funktioniert hat (Stichwort: Relevanz-Diskussion…).
Der Schlüsselsatz aber beschreibt sehr gut, warum Wikipedia nie eine Massenveranstaltung werden wird: Weil Menschen in der Regel weder (gut) schreiben können noch schreiben wollen. Wohlgemerkt: Wir reden hier noch gar nicht über das Faktenwissen, das in einem Wikipedia-Artikel dargestellt werden soll – Fazit also: Bei vielen, bei der Mehrheit scheitert die Mitarbeit an Wikipedia schon ganz weit im Vorfeld.
Das hat unter anderem zur Folge, das viel sicherlich hochwertiges Fachwissen, das in den Köpfen der Leute vorliegt, gar nicht den Weg ins große Lexikon findet. Und das alleine aufgrund von Schreibfaulheit. Woher die kommt, ob es die in anderen Ländern (USA!) auch so gibt und wer daran schuld ist – das sind alles Randaspekte.

Wichtig ist: Die Grundgesamtheit der deutschen Wikipedia-Autoren ist sehr klein, und sie wird es bleiben. Zweitens: Diese Grundgesamtheit kommt nicht aus der Mitte der Gesellschaft (denn die Mitte schreibt nicht), sondern vom Rand. Wobei „Rand“ keine Abwertung sein muß oder sein soll – es kann auch eine Aufwertung sein. Aber unter dem Strich gilt die Aussage, glaube ich.

Der „Rand“ funktioniert teilweise nach eigenen Regeln. Wenn man beispielsweise hört, wie die Auswahl (und auch die „Wahl“) von Administratoren abläuft, dann muß man sagen: Echte Demokratie geht anders.

Warum ich teilweise Gänsehaut bekam, als mir auf der Wikicon solche Sachen klar wurden:

  1. Administratoren bei Wikipedia haben Macht über andere. Sie können deren Texte verändern oder sogar Benutzer sperren. Macht aber ist generell für Menschen immer gefährlich. Deswegen gibt es ja in den westlichen Demokratien so viele „Checks and Balances“, die die uneingeschränkte Ausübung von Macht letztlich wirkungsvoll verhindern. Bei Wikipedia gibt es diese Mechanismen aus meiner Sicht nicht hinreichend, bzw. gibt es keinen Kodex oder ein gemeinsames Wertesystem, nach dessen Regeln die Ausübung administrativer Macht geordnet ablaufen könnte. Und mit der Abkehr vom „Jeder-darf-Alles“-Prinzip der Anfangsjahre steht damit auch das Postulat der Schwarm-Intelligenz zur Disposition, denn nun dürfen ja nur noch wenige vieles.
  2. Die Wikipedia ist mittlerweile für unsere Gesellschaft (oder sagen wir präziser, für deren jüngere Hälfte) zu wichtig geworden, um solch letzten Endes willkürliche Prozesse tolerieren zu können. In dem Moment, da große Teile, um nicht zu sagen: die Mitte der Gesellschaft das für Wahrheit hält, was der Rand (s.o.) produziert, kann es zumindest potenziell gefährlich werden.
  3. Das Projekt Wikipedia ist natürlich zu schön, um jetzt große staatliche Überwachung zu fordern. Aber es sollte erlaubt sein, sehr genau hinzuschauen.

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Wikicon Nürnberg – erster Tag

[youtube http://www.youtube.com/watch?v=F_4iLeoQkVw&w=420&h=345]Für mich ist es eine neue, eine teilweise sehr fremde Welt: Gestern hat in Nürnberg das große Pfadfindertreffen der deutschen Wikipedia, die Wikicon begonnen. Wobei: „Pfadfindertreffen“ meine ich nicht abschätzig, aber die Stimmung bei der Veranstaltung erinnert mich tatsächlich ein wenig an die Zeltlager meiner Jugend. Es gibt hier zwar keine Zelte, aber eine sehr „zeltlagerige“ Stimmung: Da werden Schlafplätze verteilt, praktische Hinweise dazu gegeben, wie der Nürnberger Nahverkehr funktioniert und wieviele Streifenkarten man abstempeln muß. Die Referenten sind voller Herzblut für ihre Themen, kämpfen aber teilweise mit der Technik. Die Organisation ist sehr engagiert, sehr unterbesetzt und sehr lieb.

Insgesamt spürt man sehr das große Engagement dieser Leute – andererseits ist es aber auch so, dass das hier ein doch weitgehend homogener Kreis von Leuten  ist (Männer jüngeren Alters, sehr technikaffin, sehr wenig modeaffin, sehr nerdig). Und man muß sich schon irgendwie klar sein über die Tatsache, dass dieser sehr homogene Kreis über das Werkzeug Wikipedia sehr viel Einfluß darauf hat, was man in Deutschland als „Wahrheit“ ansieht.

Denn schließlich gilt gerade der jüngeren Generation die Wikipedia als DAS Nachschlagewerk schlechthin. Was in der Wikipedia steht, das gilt, das ist die Wahrheit. Und diese Wahrheit wird zum wesentlichen Teil mitbestimmt von den rund 200 Leuten, die sich dieses Wochenende auf der Wikicon treffen. Voller Eifer, voller Feuer für die Sache – aber es sind halt, ich sage es nochmal, 200 Leute, bei denen die anderen 80 Millionen Deutschen dann nachschlagen.

Insofern habe ich zwei Herzen in der Brust. Das eine sagt: Super, dass es die Leute gibt, toll, was die geschafft haben, prima, wie engagiert die sind. Das andere sagt: Au weia. Wie sind die denn qualifiziert, was gibt denen das Recht, die Regeln zu bestimmen (auch wenn sie das selbst vielleicht gar nicht so sehen), wer hat die gewählt? Ich kann noch nicht sagen, welches Herz am Ende „gewinnt“, und bin gespannt auf das Wochenende.

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Nürnberg: Die Leihräder von Noris-Bike im Test

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=BMBNcMAL4i4] Seit gut einer Woche gibt es in Nürnberg die Leihräder von Noris-Bike. Man kann sich die Leihräder an verschiedenen Stationen abholen und an einer beliebigen anderen (oder auch der gleichen) Station wieder abgeben. Die Leihgebühr von einem Euro pro Stunde wird dann entweder vom Konto oder der Kreditkarte abgebucht. Ich habe das Ganze einfach mal getestet.

Detail am Rande: Das Video ist komplett mit dem iPhone gedreht und mit iMovie ebenfalls auf dem iPhone geschnitten (ausgespielt in Quicktime HD 720p). Teilweise habe ich für den Ton ein Mikrofon von iRig verwendet.

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