Wie Amazons „Send to Kindle“ Button das Internet verändert

screenshot-sendtokindle-wapoMan kennt das ja: Auf allen größeren Websites – und mittlerweile auch auf jedem Hobbyblog, der auf sich hält – finden sich diverse „Social Sharing“-Buttons. Ich kann also direkt bei einem Artikel, Bild oder Video einen „Like“ auf Facebook vergeben oder den Link auf die Seite direkt Twittern.

Jetzt hat sich Amazon einen neuen Button einfallen lassen – der es allerdings in sich hat: Der Button besteht aus einem kleinen orangen „k“. Und wer draufklickt, bekommt erst einmal das Login-Fenster von Amazon zu sehen. Im nächsten Schritt kann man dann den jeweiligen Inhalt direkt auf seinen Amazon Kindle schicken (wer mehrere Geräte hat, kann sogar auswählen, auf welches davon). Außerdem kann man auswählen, ob der Content via WLAN (geht bei allen Kindles) oder Amazons „Whispernet“ (also übers Handynetz) versendet werden soll. Whispernet klappt natürlich nur bei solchen Kindles, die das entsprechende Modul eingebaut haben, also z. B. generell nicht bei den Fires.

Zum Start hat Amazon nach eigenen Angaben die Washington Post, das Time Magazine und den BoingBoing-Blog dabei. Bei BoingBoing habe ich den Button (noch) nicht gesehen, aber bei der Washington Post kann man ihn schon ausprobieren. Ich finde: Das Ganze funktioniert super.

Aber warum muß man ein solches Aufhebens um ein kleines Knöpflein machen?

Weil sich dadurch das Internet-Ökosystem ändert – zumindest ein wenig. Bisher führte der Kindle (also die E-Reader mit Schwarzweißdisplay; bei den Fires sieht die Sache anders aus) eher ein Nischendasein, denn sein Browser taugt eigentlich nichts, und durch die Display-Technologie kann man damit wenig anfangen außer Bücher lesen. Auch der Datenaustausch mit Content, der nicht direkt von Amazon kommt, war bisher zwar möglich, aber eher hakelig und kompliziert.

Deshalb ist der Button eine riesige Aufwertung des Kindle, dessen Tod bereits von vielen Fachleuten als unmittelbar bevorstehend gesehen wurde.

Aber es geht noch weiter. Der Button hat zumindest das Potenzial, auch unser Surf-Verhalten zu ändern. Jetzt gehen die meisten von uns (jedenfalls ich) so vor: Man surft eine Website an, scrollt einmal über die Homepage, findet zwei, drei interessante Artikel – und die liest man dann. Danach gehts weiter zur nächsten Website, oder man folgt einem Link in einem Artikel, und liest wieder. Das Ganze fühlt sich für mich ziemlich hektisch und zeitraubend an, und es zerreißt meinen Tag sehr stark. Viel schöner fände ich es eigentlich, zum Beispiel Abends in aller Ruhe auf dem Sofa die Sachen zu lesen, die mir den Tag über so untergekommen sind. Ich werde jetzt mal ausprobieren, ob das mit dem „Send-to-Kindle“-Button leichter wird. Dazu müssen ihn aber erst noch mehr Seiten tatsächlich anbieten.

Für die Verlage steckt übrigens eine Chance in dem Thema, die die Washington Post bereits nutzt: Sie können auf den beiden Screens, die man durchklicken muß, bevor der Content tatsächlich auf den Kindle geschickt wird, ihr Kindle-Abo anbieten und haben dafür die ideale Plattform.

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