Warum der Kindle so erfolgreich ist

Kindle

Es gibt E-Reader, andere E-Reader und noch mehr E-Reader. Und es gibt den Kindle. Während manche sagen, die Gerätegattung „Bücherlesegerät mit Schwarzweißdisplay“ sei nur wenige Jahre nach Ihrer Entstehung schon wieder tot, sage ich: Meinetwegen. Aber in jedem Falle kann man vom Kindle etwas lernen.

Denn es ist ja nicht „der Kindle“, es ist das „System Kindle“. Und dieses System ist, finde ich, der Grund dafür, warum Amazon mehr oder weniger ein Monopol auf elektronische Bücher hat.

  1. Es gibt eine ungeheure Vielfalt an Inhalten für den Kindle. Amazon hat Gottseidank nicht den Fehler gemacht, künstliche Beschränkungen einzuführen, sodass man z. B. im deutschen Kindle-Shop keine englischsprachigen Bücher kaufen könnte. Das geht im Gegenteil ganz problemlos, und das ist eine Stärke, denn es führt dazu, dass ich neben dem Kindle-Store keine anderen Einkaufsquellen brauche (die es ohnehin nicht wirklich gäbe). 
  2. Es gibt viele kostenlose Inhalte, und die kostenpflichtigen haben attraktive Preise. Gerade im englischsprachigen Segment bekommt man oft topaktuelle Bücher für wenige Euros. Gut, dass die Verlage ihre Kostenvorteile hier weitergeben, denn es führt dazu, dass mehr Bücher gekauft werden. Und je mehr Bücher ich auf meinem Kindle habe, desto häufiger nutze ich das Gerät.
  3. Amazon hat mehr oder weniger im Alleingang das „social Reading“ erfunden. Ich kann also beim Lesen sehen, was andere Leser desselben Buches markiert haben – gerade bei Fachbüchern ein unschätzbarer Vorteil, der das Lesen nicht nur vereinfacht, sondern auch beschleunigt. Mit „Radar“ gibt es noch ein weiteres Tool, an dem sich zeigt, dass man bei Amazon wirklich darüber nachgedacht hat, was elektronisches Lesen wirklich bedeutet (und vor allem: Was es vom Lesen auf Papier unterscheidet).
  4. Für mich der größte Vorteil: Kindle ist ubiquitär. Es ist völlig egal, ob ich meinen schwarzweißen Kindle Touch, den bunten Fire HD, mein iPhone, iPad oder meinen Computer gerade vor mir habe – für alle Plattformen gibt es mindestens eine App, die sehr leicht zu bedienen ist und die vor allem meine Inhalte ständig synchronisiert hat. Ich kann also zum Beispiel daheim beim Frühstück am Touch ein Buch lesen, dann in der U-Bahn auf dem iPhone nahtlos weitermachen, in der Mittagspause auf dem iPad genau an der Stelle weiterlesen, an der ich vorhin in der U-Bahn aufgehört habe – und wenn ich Abends heimkomme, weiß auch der Mac im Arbeitszimmer, bis zu welcher Stelle ich mittags gekommen war. Die Amerikaner nennen sowas eine „Experience“. Ich nenne sowas durchdacht. Und einfach klasse.

Daran zeigt sich aber ein fundamentaler Wandel in der Elektronik-Industrie, den gerade im Augenblick auch die Fernseher-Hersteller massiv zu spüren bekommen. Dieser Wandel besteht darin, dass es heute nicht mehr reicht, ein gutes Gerät zu haben. Man braucht dazu noch ein gutes Konzept. Nur damit läßt sich noch ein Blumentopf gewinnen.

Ein Kommentar zu “Warum der Kindle so erfolgreich ist

  1. Ein gutes Konzept? Mag sein, obwohl man da auch geteilter Meinung sein kann. Aber der Preis dafür ist hoch: was ist mit Amazons Verhältnis zum Datenschutz, mit den prekären Arbeitsverhältnissen bei Amazon, der hohen Marktmacht des Unternehmens, dass den Verlagen hohe Rabatte abzwingt und so ambitionierte Literatur gefährdet, was ist mit gefakten Besprechungstexten auf Amazon, der Verbreitung rechtsextremer Inhalte und Artikel über Amazon usw. …

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