Wie der „Open Graph“ das Social Web tötet

Wieder so ein Schlagwort: „Open Graph“ – das heißt: Alles, was ich auf irgendeiner Website anschaue, anklicke, kommentiere oder „like“, erscheint auf meiner Facebook-Pinwand. Fachleute nennen das „frictionless sharing“, weil ich gar nichts mehr explizit tun muß, um meine Aktivitäten mit meinen Facebook-Freunden zu teilen (und ähnliches droht natürlich auch bei Google+ und Co).

Das Problem an der Sache fasst dieser Artikel bei TechCrunch sehr gut zusammen:

Durch das „frictionless sharing“ entsteht eine ungeheure Menge an „Rauschen“, die das „Nutzsignal“ zu überdecken droht: Schließlich gucke ich im Web auch unglaublich viel Quatsch an, verklicke mich mal, lese quer, schaue nur die ersten drei Sekunden eines Videos, bevor ich merke, dass es mich eigentlich nicht interessiert.

Das Lustige dabei ist, dass die Advokaten des „frictionless sharing“ offenbar noch nicht gemerkt haben, was sie da fordern – vermutlich deshalb, weil die Social-Media-Unternehmen groß geworden sind durch eine Art Grundreflex, der immer mehr Sharing (und damit immer mehr Inhalt für Facebook und die anderen) fordert. Ich bin mal gespannt, wie lange es noch dauert, bis ein Soziales Netzwerk auftaucht, dass sich von den anderen durch gezielte Reduktion des angebotenen Materials abhebt. Facebook versucht das ja schon seit einigen Wochen in seiner neuen Timeline – allerdings für die User (oder wenigstens mich) auf völlig intransparente Weise. Ich kapiere schlichtweg nicht, wie ich es schaffe, die richtigen, weil interessanten Artikel in meine Timeline zu bekommen. Und ich habe den fatalen Verdacht, dass mit jedem Klick auf einen Eintrag der Verfasser dieses Eintrags sukzessive immer „wichtiger“ wird für die Timeline und umgekehrt Facebook-Freunde, auf deren Einträge ich nicht klicke, irgendwann gar nicht mehr auftauchen. Diese Art „Teufelskreis“ führt irgendwann dazu, dass ich irgendwann nur noch im eigenen Saft schmore. Von daher: Wir brauchen intelligentere Lösungen, sonst ist der „Open Graph“ nicht beherrschbar. Und insofern bleibt es äußerst spannend.

2 Kommentare zu “Wie der „Open Graph“ das Social Web tötet

    1. Richtig. Aber erstens sterben denen in letzter Zeit irgendwie die Leute weg, zweitens ist hier noch nichts auf der Straße. Aber: Das wäre genau ein guter Weg.

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