Wikicon Nürnberg – erster Tag

[youtube http://www.youtube.com/watch?v=F_4iLeoQkVw&w=420&h=345]Für mich ist es eine neue, eine teilweise sehr fremde Welt: Gestern hat in Nürnberg das große Pfadfindertreffen der deutschen Wikipedia, die Wikicon begonnen. Wobei: „Pfadfindertreffen“ meine ich nicht abschätzig, aber die Stimmung bei der Veranstaltung erinnert mich tatsächlich ein wenig an die Zeltlager meiner Jugend. Es gibt hier zwar keine Zelte, aber eine sehr „zeltlagerige“ Stimmung: Da werden Schlafplätze verteilt, praktische Hinweise dazu gegeben, wie der Nürnberger Nahverkehr funktioniert und wieviele Streifenkarten man abstempeln muß. Die Referenten sind voller Herzblut für ihre Themen, kämpfen aber teilweise mit der Technik. Die Organisation ist sehr engagiert, sehr unterbesetzt und sehr lieb.

Insgesamt spürt man sehr das große Engagement dieser Leute – andererseits ist es aber auch so, dass das hier ein doch weitgehend homogener Kreis von Leuten  ist (Männer jüngeren Alters, sehr technikaffin, sehr wenig modeaffin, sehr nerdig). Und man muß sich schon irgendwie klar sein über die Tatsache, dass dieser sehr homogene Kreis über das Werkzeug Wikipedia sehr viel Einfluß darauf hat, was man in Deutschland als „Wahrheit“ ansieht.

Denn schließlich gilt gerade der jüngeren Generation die Wikipedia als DAS Nachschlagewerk schlechthin. Was in der Wikipedia steht, das gilt, das ist die Wahrheit. Und diese Wahrheit wird zum wesentlichen Teil mitbestimmt von den rund 200 Leuten, die sich dieses Wochenende auf der Wikicon treffen. Voller Eifer, voller Feuer für die Sache – aber es sind halt, ich sage es nochmal, 200 Leute, bei denen die anderen 80 Millionen Deutschen dann nachschlagen.

Insofern habe ich zwei Herzen in der Brust. Das eine sagt: Super, dass es die Leute gibt, toll, was die geschafft haben, prima, wie engagiert die sind. Das andere sagt: Au weia. Wie sind die denn qualifiziert, was gibt denen das Recht, die Regeln zu bestimmen (auch wenn sie das selbst vielleicht gar nicht so sehen), wer hat die gewählt? Ich kann noch nicht sagen, welches Herz am Ende „gewinnt“, und bin gespannt auf das Wochenende.

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