Urheberrecht: Warum der Streit bigott ist

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=3GWTZFb-NAk]Eben habe ich – aus welchen Gründen auch immer – einen Kinofilm entdeckt, den ich bisher nicht kannte, der sich aber nach Ansicht des Trailers für mich äußerst interessant anhört: „Baching“ aus dem Jahr 2009. Ich kenne den einen oder anderen der Schauspieler, die Geschichte klingt interessant. Also würde ich den Film gerne gucken – egal, ob mich das etwas kostet oder nicht. Die paar Euro, die iTunes üblicherweise verlangt, wären absolut kein Problem für mich. Illegale Portale – die es natürlich gibt – schrecken mich eher ab, denn als relativer Computerlaie habe ich einfach Angst, mir irgendeinen Virus einzufangen – zu schweigen davon, dass ich natürlich nichts verbotenes tun möchte.

Also habe ich mein iTunes angeworfen und dort einfach mal „Baching“ im iTunes-Store in der Rubrik „Video“ eingegeben. Ergebnis: Nix. Null.  Nada. Es gibt den Film dort einfach nicht.

Also, zweiter Versuch: Browser öffnen, Google ansurfen, „Baching“ als Suchbegriff eingeben, „Video“ als Sparte auswählen. Ergebnis siehe Bild in diesem Artikel. Auch Google gibt mir also ebenso wie iTunes keine Chance, den Film legal zu erwerben. Nochmal: Das würde ich sofort und ohne Zögern tun. Aber es geht nicht.

Stattdessen bekomme ich illegale Links ohne Ende, die ich nur anklicken müsste – und schon könnte ich meinen Wunschfilm schauen – ohne zu bezahlen. Aber das will ich ja nicht. Am Ende schaue ich also in die sprichwörtliche Röhre. Der traurige Witz ist nur: Die Urheber des Films schauen auch in dieselbe, denn sie hätten eben mit mir (und ich bin sicher: mit dem einen oder anderen weiteren Filmfan außerdem) ein Geschäft machen können.

Verrückt, oder?

Ja, und ich weiß auch, warum. Es geht nämlich gar nicht um die Urheber. Es geht um die Verwerter. Sprich: Den Verleih, die „Firma“, die den Film finanziert und sich dafür von den Urhebern in der Regel sämtliche Nutzungsrechte zusichern lässt. Dieser Verwerter folgt einem in der analogen Vergangenheit gelernten Geschäftsmodell: Man schlägt aus Nutzungsrechten Kapital, indem man „Dinge“ verkauft: Videokassetten, DVDS, BluRays.

Doch so ist die Welt heute nicht mehr. Die Welt ist heute digital, „Besitz“ hat seinen Wert verloren, zumindest, was digitale Güter angeht: Wenn ich nur einfach einen Film anschauen will, muß ich ihn nicht „besitzen“, ich kann auch einfach einen Stream abrufen. Ob der legal ist oder nicht, spielt zunächst faktisch keine Rolle: Ich kann den Film so oder so sehen. Allerdings: Die „legalen“ Portale wie iTunes machen Umsätze, die sie auch gerne mit den Verwertern (wohlgemerkt: NICHT mit den Urhebern) teilen. Ein Teil davon (bei Apple sind es in der Regel 3o%) verbleiben jedoch beim Betreiber der Download-Plattform. Und ich vermute einfach mal: Die traditionsorientierten Verwerter sind schlicht zu geizig, um diese 30% abzudrücken.

Das Ergebnis ist nur leider, dass sie dann statt der verbleibenden 70% überhaupt keinen Umsatz machen – während die Leute, die gerne für den Film zahlen würden, denselben einfach illegal und kostenlos anschauen. Sie haben schließlich gar keine andere Möglichkeit.

Das Gejammer der Verwerter ist also nichts weiter als die Folge einer Haltung, die schlicht den Hals nicht voll genug kriegen kann. Sorry: Das wird nicht funktionieren.

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Youtube greift das Fernsehen an

Nach einer Meldung von Heise.de von heute startet Google jetzt auch in Deutschland die ersten „Spartenkanäle“ auf Youtube. Laut Heise geht es dabei um Unterhaltung, Gesundheit, Sport, Comedy und Auto. Google wird zitiert mit der Aussage, man habe hier ein Interesse der User erkannt, das bis dato unbefriedigt geblieben ist. Die Refinanzierung der von „Content-Partnern“ produzierten Inhalte soll über vorgeschaltet Werbetrailer gelingen – und auch hier möchte Google neue Wege gehen, indem man nicht „irgendwelche“, sondern wie von Google AdWords bereits bekannt thematisch passende, also idealerweise „relevante“ Werbung anzeigt.

Konkret zu sehen ist freilich noch nichts – außer der eine oder andere 404er und leere Youtube-Channels. Aber dennoch darf man sich schon mal Gedanken darüber machen, warum Google nun eigene (oder eingekaufte, aber jedenfalls originäre) professionelle Inhalte auf Youtube anbietet.

Wer das tut, wird schnell darauf kommen: Es ist ein Angriff aufs traditionelle Fernsehen, insbesondere auf B- und C-Sender wie Vox, Kabel Eins, Dmax oder Tele4. Sie sind mit ihren teilweise sehr trashigen Formaten in genau den von Google genannten Themengebieten aktiv – und sie erreichen dort ein großes (Werbe-) Publikum.

Technisch gesehen gibt es ja schon lange keinen Grund mehr, „Das perfekte Dinner“ oder „Der Checker“ genau zu jener Uhrzeit anzuschauen, zu der sie im Programmablauf vorgesehen sind. Es kann also für die Fans wesentlich bequemer sein, auf ihre Lieblings-Inhalte dann zuzugreifen, wenn ihnen gerade danach ist. Außerdem kann man dann nicht nur eine Folge anschauen, sondern im Extremfall alles, was online verfügbar ist. Die Bemühungen der Sender, diesen Bedarf an On-Demand-Fernsehen über Portale mit bezahlpflichtigen Inhalten  oder über iTunes zu befriedigen, waren bislang nicht übermäßig erfolgreich.

Insonfern finde ich es extrem spannend, zu beobachten, wie diese Geschichte weitergehen wird und ob es Google gelingen wird, mithilfe seiner Themenkanäle auch noch in den lukrativen Markt der Fernsehwerbung einzubrechen – was sicherlich das große Ziel sein dürfte.

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Tour de France ist ihr eigener Sender

Auch die Tour de France geht jetzt einen neuen Weg: Seit dieser Saison kann man das Radrennen auch im Internet live anschauen. Allerdings braucht es dazu keinen Fernsehsender mehr: Auf den Internet-Seiten des deutchen Tour-de-France-Partners Eurosport ist kein Livestream zu finden, und die öffentlich-rechtlichen Sender berichten ja schon lange nicht mehr in nennenswertem Umfang.

Stattdessen gibt es direkt auf der Internet-Seite der Tour unter http://letour.fr einen link, unter dem man sich für den Livestream registrieren kann. Das kostet pro Etappe ca. 3 und für die ganze Tour rund 20 Euro – ein ganz schön happiger Preis. Da der Inhalt aber exklusiv ist, hat es bei mir zumindest funktioniert. Ich bin häufig unterwegs, da ist das Web oft die einzige Möglichkeit, die Tour anzuschauen. Ärgerlich ist allerdings, dass man auf dem iPad eine eigene App braucht, und hier soll man nochmal 2o Euro zahlen. Ein Login mit den Userdaten, die man für den Online-Zugang erhalten hat, ist nicht möglich.

Trotzdem: Unter dem Strich ist das hier ein weiteres Beispiel dafür, wie sich unsere Medienlandschaft verändert – oder anders gesagt: Wie man die alten Massenmedien, hier insbesondere das Fernsehen, immer weniger braucht. Mich wundert allerdings, dass diesen Massenmedien zum Thema offenbar selbst nichts einfällt.

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Fußball-EM: Marcel ist reif

Screenshot von marcel-ist-reif.de

Nur ganz kurz: Für mich ist diese Seite schon jetzt das Phänomen der EM 2012 – und außerdem ein weiteres Menetekel dafür, dass sich die Welt der Massenmedien mit Riesenschritten ändert. Und zwar so:

 

Früher: „Oh Mann, was für ein blöder Moderator – aber gut, es gibt ja nix anderes!“

Heute: „Oh Mann, was für ein blöder Moderater – los komm, wir setzen ne Website auf und machen es einfach selbst!“

 

Was kann das Massenmedium Fernsehen dagegen tun, dass es hier quasi mit den Mitteln der Social Media gekapert wird? Nix.

Und das its auch gut so. Schaut (oder besser: hört) mal rein, das ist ech witzig.

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Scheitert mit Gottschalk auch das Fernsehen?

Thomas Gottschalk

Heute steht ein sehr nachdenklicher und deshalb sehr lesenswerter Artikel über das Aus von Thomas Gottschalks Vorabend-Talk bei Spiegel online. Die Kernthese lautet: Thomas Gottschalk ist gescheitert, weil seine Sendung Teil des „Programms“ war, also täglich zur festgelegten Zeit lief. Das Ganze hätte, so die These, weit besser funktioniert, wenn man es im Web on Demand hätte abrufen können.

Nun, darüber kann man streiten. Richtig ist aber definitiv: Immer weniger Menschen haben Lust, ihren Tagesablauf um Punkt 20 Uhr zu unterbrechen, nur weil da die Tagesschau läuft. Stattdessen holt man sich seine Nachrichten (oder seine Serien) genau dann, wenn man Zeit dafür hat. Dieser Effekt hat theoretisch die Kraft, Fernsehen als Pus-Medium überflüssig zu machen, denn ich kann mir ja alles saugen, was ich haben will.

Auf der anderen Seite hat es das Web noch immer nicht geschafft, ein Kernproblem des menschlichen Daseins zu lösen, nämlich: „Womit füll ich einen langweiligen Abend, an dem ich einfach nur auf dem Sofa sitzen und mich von irgendeinem Quatsch berieseln lassen möchte?“ – Sowas kann nur das Fernsehen.

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Fußball-EM: Der DFB hat das Internet verstanden

jogi löw

Wer den Verfasser dieser Zeilen auch nur ein ganz klein wenig kennt, der weiß: Das Thema Fußball geht an mir normalerweise völlig vorbei. Es interessiert mich einfach nicht. Aber dieser Tage komme ich trotz allem nicht umhin, mich mit der deutschen Nationalmannschaft unter Bundestrainer Jogi Löw zu beschäftigen. Genauer gesagt: Mit deren Kommunikations-Strategie.

Die nämlich hat sich nun schon seit einer Weile geändert: In der Vergangenheit gab es noch relativ viele Pressekonferenzen auch in den Trainingslagern der Nationalmannschaft, die Spieler sprachen am Rande der Trainings häufiger mal mit Journalisten und plauderten aus dem Nähkästchen.

Das ist mittlerweile komplett vorbei, wie man am aktuellen Fall gut sehen kann: Gestern schickte Jogi Löw vier Spieler aus dem Trainingslager in Südfrankreich nach Hause. Was die aussortierten darüber denken, konnte man ausschließlich einer einzigen Quelle entnehmen: Der Website des DFB, die dann auch von Medien wie dem Bayerischen Rundfunk oder Spiegel online brav zitiert wurde.

Die alte Tante DFB offenbart hier ein erstaunlich tiefgreifendes Verständnis des Mediums Internet: Die Verantwortlichen haben offenbar klar verinnerlicht, dass sie keine „externen“ Massenmedien mehr brauchen, um ihre Botschaft an die Leute zu bringen. Natürlich ist es viel kommoder, die Aussagen der Nationalspieler auf diese Art unter kompletter Kontrolle zu haben, als wenn die sich irgendeinem externen Medium gegenüber eventuell unbotmäßig äußern. Neutrale, gar kritische Berichterstattung kann man so natürlich erst mal vergessen.

Ganz nebenbei erzeugt man auf diese Art natürlich noch jede Menge Zugriffe auf die DFB-Website. Das Angebot ist zwar (noch) nicht bei der offiziellen Online-Reichweitenpolizei Infonline registriert – aber die auch auf der oben erwähnten DFB-Seite platzierte Werbung von Coca Cola hat man der Brausefirma sicherlich nicht für umme angeboten.

Wenn man das, was der DFB hier beginnt, aber andere wie etwa Regierungssprecher Steffen Seibert via Twitter auch schon längst betreiben, mal zu Ende denkt, dann ist es nichts weniger als eine Revolution: Immer mehr Themen finden ihre Leser ohne „Medium“, sprich: Der Absender einer Botschaft, sei es nun der DFB oder Bundeskanzlerin Angela Merkel, kann selbst und ohne weitere Hilfsmittel eine beliebig große Öffentlichkeit erreichen. Und den klassischen Medien bleibt nichts anderes mehr übrig, als sich als fünftes, weil komplett überflüssiges Rad an diesen Wagen mit anzuhängen. Aber eigentlich braucht man sie nicht mehr.

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Die „Rundshow“ im BR startet leicht unrund

Es hätte eine Revolution des Fernsehens werden können: Der Social-Media-Fachmann Richard Gutjahr und Gastmoderator Daniel Fiene waren angetreten, der altehrwürdigen Dame BR so richtig schön das fürchten zu lehren. Die „Rundshow“ soll (vorerst) bis Ende Juni zeigen, wie man Fernsehen und Social Media zusammenbringen kann.

Der Auftakt gestern Abend lief manchmal noch ein bißchen unrund – was erstmal absolut verständlich ist. Offenbar war speziell bei Moderator Fiene die Aufregung groß, was sicherlich nicht dadurch verbessert wurde, dass er mit einem Spanier ein Interview auf Englisch zu führen hatte.

Aber kommen wir lieber zum Positiven: Die Idee, zur Sendung eine Smartphone-App mit dem keineswegs ironiefreien Titel „Die Macht“ herauszubringen, ist wirklich hübsch. Ob aber ein Voting über die Folgen der Jugendproteste in Spanien dafür schon die Killerapplikation ist, muß man vielleicht nochmal überlegen. Dennoch, wie gesagt: Sehr hübsche Idee, vor allem deshalb, weil der Zuschauer über die App zumindest theoretisch direkt in die Sendung eingreifen und via Foto- oder Video-Upload sogar eigene Inhalte beitragen kann.

Ebenso hohes Coolheits-Potenzial haben die „Hangouts“, durch die via Google+ die Zuschauer ebenfalls direkt in die Sendung „dazugeschaltet“ werden können. Nicht alles, was man da hörte, war so richtig substanzvoll – aber: das kann durchaus noch werden.

Insgesamt also ist die Rundshow aus meiner Sicht derzeit eine Ansammlung wirklich guter Ideen, denen vielleicht noch ein bißchen der Rahmen, die übergreifende Dramaturgie fehlt. Das kann man aber hinkriegen, und dazu wünsche ich den Kollegen viel Erfolg. Ich werde die Daumen drücken und weiter zuschauen.

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Apple TV macht aus „Second Screen“ wieder „First Screen“

Apple iMac MB950LL/A 21.5-Inch Desktop

Nach einer Meldung von Golem.de von heute konkretisieren sich langsam die Gerüchte um das mutmaßliche neue TV-Gerät von Apple: Golem meldet, das Gerät sei im Design der aktuellen iMacs und Cinema-Displays gehalten, habe eine eingebaute Kamera und sei unter anderem mit der Diktiersoftware „Siri“ und der Videotelefonie-App „Facetime“ ausgestattet. Ferner könne die Glotze mit iPhones und iPads kommunizieren – und das wohl sogar in beide Richtungen.

Bemerkenswert daran sind hier mal wieder nicht die Details, die sich sicher bis zum Verkaufsstart des Apple TV noch ändern werden.

Bemerkenswert ist folgendes: Immer mehr setzt sich in letzter Zeit der Trend zum so genannten „Second Screen“ durch – das heißt: Menschen sitzen vor dem Fernseher und benutzen gleichzeitig noch einen „zweiten Bildschirm“ – nämlich den ihres Handys oder Tablets. Also: Im TV läuft der Tatort, und auf dem iPad tauscht man sich über Twitter darüber aus, ob das Geschehen nun gerade spannend ist oder nicht.

Solcherlei Aktivität macht den Menschen offenbar nicht nur Spaß – wer philosophisch argumentieren möchte, könnte hier gar eine Art „Ersatz-Familie“ erblicken, die die in unserer Single-Welt allgegenwärtige Vereinsamung ein bißchen lindert.

Nur: Elegant ist das alles nicht, denn keine der beiden „Screens“ weiß irgendetwas darüber, was auf der anderen gerade so passiert. Was gäbe es da für möglichkeiten: Bei Twitter erscheinen Tweets automatisch mit dem Hashtag „#tatort“, wenn derselbe im Fernsehen läuft. Das Video-Telefonat mit der Oma kann bei Bedarf vom iPad auf den großen Fernseher geschaltet werden und der im Moment langweilige „Tatort“ dafür nahtlos auf dem Tablet weiterlaufen – das alles ist sicher nicht nur möglich, sondern sogar recht einfach, wenn beide Geräte die gleiche Sprache sprechen.

Für mich wäre das eine sehr angenehme, weil benutzerfreundliche Vision. Deshalb kaufe ich mir jetzt erstmal lieber keinen neuen Fernseher…

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