Facebook Newswire: Das neue Nachrichten-Medium?

Facebook NewswireEigentlich ist das, was Facebook mit seinem „Facebook Newswire“ gerade macht, einfach nur konsequent: Inhalte mit Nachrichtenwert, die „sowieso“ von Nutzern auf der Seite gepostet werden, bekommen über diesen Weg den Zugang zu einem wesentlich größeren Publikum. „Kleiner“ Nebeneffekt: Es ist ein weiterer Nagel im Sarg von Nachrichtenmedien. Und das hat folgende Gründe:

  1. Durch die schiere Masse seiner User und die schiere Größenordung seiner Verbreitung hat Facebook fast automatisch Zugriff auf alle Inhalte, die potenziellen Nachrichtenwert haben.
  2. Die immer weiter fortschreitende mobile Nutzung des Dienstes sorgt zusätzlich dafür, dass von so gut wie allen Ereignissen Bilder oder Videos vorhanden sind
  3. Die ausgefeilten Mechanismen zur Einschätzung des User-Interesses in Verbinung mit dem Aufenthaltsort des Users sowie seiner im Profil hinterlegten Interessen erlauben eine genaue Steuerung im Hinblick darauf, wer welche „Nachrichten“ zu sehen bekommt.
  4. Die Möglichkeit, die Beiträge zu liken, zu teilen und sie einzubetten sorgt für weiter verbesserte Filter und nochmal zusätzliche Verbreitung.
  5. Facebook holt seine User dort ab, wo sie eh schon sind – nämlich auf Facebook. Im Unterschied zu den Beiträgen „echter“ Nachrichten-Sites wie z. B. Spiegel online muß ich nirgends mehr klicken  und auf keine andere Seite mehr gehen.

Interessant finde ich auch (s. Beispiel), dass Facebook für den neuen Dienst offenbar ein Team im Einsatz hat, dass sich bemüht, den „Roh-Content“, in meinem Beispielfall das Video aus der Überwachungskamera, quasi noch nachrichtentechnisch zu „veredeln“, indem man in den Beitrag die Facts zum jeweiligen Ereignis hineinschreibt. In meinem Beispiel ist das etwa die Zahl der Opfer sowie die Quelle, von der die Opferzahl kommt. Das ist – leider, aus Sicht der klassischen Medien – schon ziemlich gut gemacht und man wird sich als Spiegel Online oder ähnliches Medium dringend eine Strategie dagegen überlegen müssen.

 

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re:publica 2013: Laßt die Analytics sprechen

Die re:publica 2013 war bisher mein absolutes Highlight des Social-Media-Jahres 2013. Die Freunde von Buzzrank.de haben jetzt mal analysiert, wie sich die Veranstaltung in den Social Media ausgewirkt hat. Das Ergebnis haut einen schier um: Mehr als 10.000 Twitter-User haben Tweets zur Veranstaltung gesendet (offiziell waren „nur“ gut 5.000 Leute anwesend!), mehr als 60.000 Tweets wurden pro Jahr gesendet, und über 1000 Millionen mal sind die Tweets in den Timelines anderer Nutzer aufgetaucht. Die re:publica ist damit mindestens auf Twitter ein veritables Großereignis. Die genauen Zahlen von Buzzrank gibt´s hier als hochauflösende Grafik.

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GEZ: Kriegen wir ein Fernseh-Ministerium?

Head of ZDF in Mainz, Germany.

In einem sehr lesenswerten Beitrag setzt sich die „WELT“ mit der neuen „Rundfunkgebühr“ auseinander. Das Prinzip ist ja mittlerweile bekannt: Seit 1. Januar zahlen wir nicht mehr dafür, dass wir fernsehen – sondern eigentlich dafür, dass wir wohnen. Sprich: Die Frage, ob jemand Rundfunkgebühr zahlt, hängt nicht mehr wie früher davon ab, ob er oder sie überhaupt ARD oder ZDF (im Bild: Die Zentrale in Mainz) guckt.

Das Prinzip dahinter erinnert natürlich schon sehr stark an die Steuerfinanzierung anderer Aufgaben: Die Frage, ob mit meinen Steuergeldern Spielplätze gebaut werden, hängt nicht davon ab, ob ich Kinder habe.

Deshalb macht der WELT-Autor auch den Vorschlag, die Rundfunkgebühren durch eine Steuerfinanzierung der öffentlich-rechtlichen Sender zu ersetzen. Denn, nur mal nebenbei bemerkt, deren Jahresetat ist mittlerweile um ein paar Milliarden größer als etwa der des Berliner Familienministeriums.

Dieser Vorschlag hätte für mich noch eine Reihe weiterer Vorteile.

  1. Das jetzige Verfahren ist ein Win-Win-Lose-Modell: Die Sender definieren nach Art eines Wunschzettels, wie viel Geld sie denn gerne hätten (win), die Politik genehemigt das Ganze (win), aber der Verbraucher, der alles bezahlt, hat keinerlei Einfluß auf die Höhe der Gebühr oder die Frage, was damit passiert (Lose).
  2. Wenn man schon anfängt, Journalismus (nämlich den öffentlich-rechtlichen) mit Steuern zu finanzieren, könnte man auch noch den einen oder anderen Schritt weitergehen. Beispielsweise ließe sich dann die Frage vielleicht etwas eleganter lösen, ob und wie es auch im Internet eine Art staatlich finanzierte „Informations-Grundversorgung“ der Bürger geben soll. Bislang machen das ARD und ZDF sehr aufwändig (und jeweils doppelt) in Konkurrenz zu nicht gebührenfinanzierten (also für den Steuerzahler „kostenlosen“) Angeboten privatwirtschaftlich finanzierter Medien
  3. Verwandte Fragen wie etwa das geplante Leistungsschutzrecht für die Inhalte privater Medien könnten im selben Atemzug behandelt werden – zwar wären das dann streng genommen Subventionen, die man an anderer Stelle mühsam abbaut, aber durch die Ansiedlung etwa in einem „Medien-Ministerium“ (das man natürlich sauber konstruieren müsste, allen schon deshalb, um Parallelen mit dem „3. Reich“ vorzubauen) ließe eine bessere Austarierung der Interessen zwischen öffentlich-rechtlichen und privaten Medien zu.
  4. Die Konstruktion böte die Chance, auch „neue“ Medien wie etwa die Social Media ebenfalls staatlich mit zu begleiten. Es besteht derzeit hier ja das Problem, dass alle großen Social Media in den USA ansässig sind und sich damit deutscher Rechtsprechung weitgehend entziehen – die leidige Dauer-Diskussion um den Datenschutz bei Facebook ist die Folge. Da aber andererseits für das Gros der deutschen Bevölkerung heute Facebook quasi ebenso zur informationellen „Grundversorgung“ gehört wie ARD und ZDF, könnte man darüber nachdenken, auch diese Grundversorgung staatlich sicherzustellen. Und zwar auf eine Art, die deutschen Bestimmungen entspricht.

Man sieht also: Eine grundsätzlich veränderte Konstruktion der Finanzierung von ARD und ZDF böte tatsächlich viele Chancen, das Modell der öffentlich-rechtlichen Informationsversorgung, das im Grunde aus der 1. Hälfte des vorigen Jahrhunderts stammt, gründlich zu überarbeiten und auf die Höhe der Zeit zu bringen. Das Ganze hat nur einen Nachteil: Es wird nicht passieren.

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Was man aus einem Stromausfall lernen kann

20121115-101136.jpg Heute Morgen ist in München der Strom ausgefallen. Davon habe ich im Radio erfahren, auf Bayern zwei. Dort wurde nämlich berichtet, „laut Twitter“ sei in München der Strom ausgefallen, die Lage im Detail soundso.
Laut Twitter. Soweit sind wir also schon. Der großzügig mit Gebühren finanzierte öffentlich-rechtliche Sender bayerischer Rundfunk kann es sich offenbar nicht mehr leisten, selbst im eigenen Vorgarten in München mit eigenem Personal zu recherchieren. Doch ganz davon abgesehen, welch journalistisches Armutszeugnis sich der BR hier selbst ausstellt – Man sieht hier mal wieder, wo heute Nachrichten tatsächlich gemacht werden.
Und es kommt noch besser. Natürlich habe ich nach der ersten Meldung dann selbst auf Twitter nachgeschaut. Und siehe da: Selbst die Münchner Stadtwerke informieren ihre Kunden direkt und aus erster Hand über das soziale Medium Twitter (s. Screenshot). Wozu ich da noch ein Massenmedium wie den Hörfunk brauche? Ich weiß es eigentlich nicht. Vor allem dann nicht, wenn dort nur Twitter zitiert wird. Da geh ich lieber gleich zum Original.

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Noch ein Angriff aufs Fernsehen: Yahoo Screen

Ich weiß auch nicht, was eigentlich so schwierig ist: Neben den bis jetzt noch recht dürftigen Themenkanälen auf  Youtube gibt es noch einen anderen „Angriff“ auf das konventionelle Fernsehen im Netz: Yahoo Screen. Die Plattform ist vor kurzem gestartet und nach Aussage von Yahoo-GF Heiko Genzlinger tatsächlich so gemeint: Man möchte den „normalen“ Fernsehsendern Zuschauer – und damit natürlich Werbegelder – abspenstig machen.

Bei meiner Stichprobe zeigte sich aber, dass das „alte Fernsehen“ nur wenig Anlaß hat, sich vor Yahoo zu fürchten. Auf der Plattform finden sich (zumindest auf der Homepage) fast nur Blaulicht- und Promi-News. Alle anderen Themen bleiben komplett außen vor – schon alleine deshalb hält sich mein persönliches Interesse an der Plattform sehr in Grenzen.

Wenn man dann noch in einzelne Beiträge reinschaut, zum Beispiel das zwei Minuten kurze Filmchen über Calista Flockheart – dann wird es noch schlimmer. Denn hier werden absolute Null-News zum großen Enthüllungsreport aufgebauscht – etwas, das jedem Volontär ab dem ersten Arbeitstag strikt ausgetrieben wird. Denn es führt letztlich sehr schnell zu enttäuschten Usern, die niemals wiederkommen. Und das in diesem Fall vollkommen zurecht.

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Münchner Medientage: warum man nicht mehr hingehen muss

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=sV8N3B32AxE]Früher waren die Münchner Medientage, die jedes Jahr Ende Oktober stattfinden, für mich ein Fixpunkt in meinem Terminkalender. Im Kongresszentrum an der Münchner Messe in Riem gab es immer interessante Vorträge zu hören, und wer nicht da war, der hatte hinterher etwas verpasst. Aber das ist jetzt vorbei.
Und zwar aus zwei Gründen: erstens ist das, was von den wichtigen der Medienbranche ihr so erzählt wird, inhaltlich nicht gerade auf der Höhe der Zeit. Dazu nur ein Beispiel: Telekom Chef René Obermann forderte diese Woche doch tatsächlich, dass Google für die Nutzung der Telekom Netze bezahlen sollte. Absurder, gestriger geht es nicht. Und ich muss wirklich nicht auch noch Geld dafür bezahlen und einen Tag Arbeitszeit opfern, um mir Leute anzuhören, die das Internet, die Social Media noch immer nicht verstanden haben oder nicht verstehen wollen.
Der zweite Grund ist ganz pragmatisch: ich kann mir die Medientage auch so anschauen. Ohne hinzugehen. Dazu genügt es, auf YouTube einfach mal den Suchbegriff Münchner Medientage einzugeben – und man kann sich viele Panels anschauen. Ob das will, siehe oben, ist eine andere Frage.
Noch viel schöner ist es, während der Medientage bei Twitter den Hashtag #mtm12 einzugeben – und schon kann man quasi live verfolgen, was wer in welcher Podiumsdiskussion gerade sagt. Das hat sogar noch einen Mehrwert gegenüber der persönlichen Anwesenheit, denn physisch kann ich ja immer nur gleichzeitig in einem Saal sein, auf Twitter dagegen bin ich überall.
Ich würde mal interessieren, ob das andere Leute auch zu sehen. Denn dann haben die Medientage ein potentielles Problem. Es würde mich in diesem Fall wiederum nicht wundern, wenn man anfangen würde, live twittern oder YouTube Videos verbieten zu wollen. Das würde in die alte Denke passen. Aber letztlich nichts helfen.

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Das Publikum mit Publikum

In einem sehr guten Artikel in der Washington Post schreibt Brian Solis dieser Tage darüber, wie sich unsere Welt ändern wird durch die „Generation C“. Das „C“ steht hier für „Connected“. Gemeint sind also jener derzeit eher jüngere Leute, die selbst dann noch twittern und facebooken, wenn sie eigentlich gerade auf einem Pop-Festival sind und vorne auf der Bühne eine Band spielt.

Dieses Verhalten, so Solis, ist nicht etwa völlig plemplem, sondern inhärent sinnvoll, weil es einen klaren Mehrwert bietet: Das Erlebnis wird reicher dadurch, dass es nicht nur realiter, sondern parallel auch noch in der Welt der Social Networks stattfindet.

Wenn man ein bisschen darüber nachdenkt, ist da vieles dran. Alleine die vielfältigen Suchmöglichkeiten von Google und Wikipedia, die ja immer mehr auch „Location based“ zur Verfügung stehen, können ein Ereignis wie ein Pop-Festival auf vielfältige Weise anreichern. Wie hieß nochmal der Bassist der Band? Sollte ich mir schnell das aktuelle Album herunterladen? Den Freunden auf Facebook einen Schnappschuss vom Konzert schicken?

Ihr fast schon instinktives Kommunikationsverhalten gibt der „Generation C“ enorme Macht. Denn die bestens vernetzten “ Influencer“ haben die Macht, das Verhalten auch großer Konzerne zu ändern (die Sache mit Jeff Jarvis und Dell ist da nur ein Beispiel unter vielen) – und sie scheuen sich nicht, das auch immer wieder zu versuchen.

Die Antwort darauf ist zunächst überraschend, und sie wird sicher nicht jedem gefallen: Konzerne schauen immer mehr darauf, wer es eigentlich ist, der sich da äußert. Das sprichwörtliche Lieschen Müller wird also weiterhin ungehört bleiben. „Social Hubs“, also Profi-Netzwerker mit tausenden Facebook-Freunden oder Twitter-Followern bekommen schon mal eine Porion Extra-Kundenservice.

Das muss man erstmal zur Kenntnis nehmen, denn an dieser Stelle ist die vermeintlich „schöne neue Welt“ der Sozialmedien vielleicht gar nicht so schön. Noch fragwürdiger wird es, wenn zur Einschätzung der „Gefährlichkeit“ einer bestimmten Äußerung Dinge wie der „Klout-Score“ ihres Urhebers ins Spiel kommen. Solis prophezeit „Klout“, jenem Dienst, der den Einfluss einer bestimmten Person in den Social Networks mithilfe eines intransparenten Algorithmus zu errechnen sucht, eine große Zukunft. Ich bin nicht sicher, ob man sich das wünschen soll.

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Social Media für kleine Unternehmen: So könnte es aussehen

[vimeo http://www.vimeo.com/43914561 w=400&h=300] Ja, klar: Es ist ein Werbevideo von Hootsuite (das ich selbst im Einsatz habe und sehr gut finde, obwohl es immer noch nicht mit Google+ spricht), es sind die USA und eine Bäckerei ist vielleicht nicht das beste Beispiel. Aber dennoch zeigt der kurze Film, wie Social Media grundsätzlich funktioniert, und was man machen muß, um damit Erfolg zu haben. Viel Spaß!

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Fußball-EM: Marcel ist reif

Screenshot von marcel-ist-reif.de

Nur ganz kurz: Für mich ist diese Seite schon jetzt das Phänomen der EM 2012 – und außerdem ein weiteres Menetekel dafür, dass sich die Welt der Massenmedien mit Riesenschritten ändert. Und zwar so:

 

Früher: „Oh Mann, was für ein blöder Moderator – aber gut, es gibt ja nix anderes!“

Heute: „Oh Mann, was für ein blöder Moderater – los komm, wir setzen ne Website auf und machen es einfach selbst!“

 

Was kann das Massenmedium Fernsehen dagegen tun, dass es hier quasi mit den Mitteln der Social Media gekapert wird? Nix.

Und das its auch gut so. Schaut (oder besser: hört) mal rein, das ist ech witzig.

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