Das Publikum mit Publikum

In einem sehr guten Artikel in der Washington Post schreibt Brian Solis dieser Tage darüber, wie sich unsere Welt ändern wird durch die „Generation C“. Das „C“ steht hier für „Connected“. Gemeint sind also jener derzeit eher jüngere Leute, die selbst dann noch twittern und facebooken, wenn sie eigentlich gerade auf einem Pop-Festival sind und vorne auf der Bühne eine Band spielt.

Dieses Verhalten, so Solis, ist nicht etwa völlig plemplem, sondern inhärent sinnvoll, weil es einen klaren Mehrwert bietet: Das Erlebnis wird reicher dadurch, dass es nicht nur realiter, sondern parallel auch noch in der Welt der Social Networks stattfindet.

Wenn man ein bisschen darüber nachdenkt, ist da vieles dran. Alleine die vielfältigen Suchmöglichkeiten von Google und Wikipedia, die ja immer mehr auch „Location based“ zur Verfügung stehen, können ein Ereignis wie ein Pop-Festival auf vielfältige Weise anreichern. Wie hieß nochmal der Bassist der Band? Sollte ich mir schnell das aktuelle Album herunterladen? Den Freunden auf Facebook einen Schnappschuss vom Konzert schicken?

Ihr fast schon instinktives Kommunikationsverhalten gibt der „Generation C“ enorme Macht. Denn die bestens vernetzten “ Influencer“ haben die Macht, das Verhalten auch großer Konzerne zu ändern (die Sache mit Jeff Jarvis und Dell ist da nur ein Beispiel unter vielen) – und sie scheuen sich nicht, das auch immer wieder zu versuchen.

Die Antwort darauf ist zunächst überraschend, und sie wird sicher nicht jedem gefallen: Konzerne schauen immer mehr darauf, wer es eigentlich ist, der sich da äußert. Das sprichwörtliche Lieschen Müller wird also weiterhin ungehört bleiben. „Social Hubs“, also Profi-Netzwerker mit tausenden Facebook-Freunden oder Twitter-Followern bekommen schon mal eine Porion Extra-Kundenservice.

Das muss man erstmal zur Kenntnis nehmen, denn an dieser Stelle ist die vermeintlich „schöne neue Welt“ der Sozialmedien vielleicht gar nicht so schön. Noch fragwürdiger wird es, wenn zur Einschätzung der „Gefährlichkeit“ einer bestimmten Äußerung Dinge wie der „Klout-Score“ ihres Urhebers ins Spiel kommen. Solis prophezeit „Klout“, jenem Dienst, der den Einfluss einer bestimmten Person in den Social Networks mithilfe eines intransparenten Algorithmus zu errechnen sucht, eine große Zukunft. Ich bin nicht sicher, ob man sich das wünschen soll.

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Twitter ist jetzt Mainstream

Image representing Brian Solis as depicted in ...

Nach einer neuen Studie von Pew Research, die Brian Solis (Bild links) hier sehr schön aufbereitet hat, ist es jetzt amtlich: Twitter ist Mainstream – jedenfalls in den USA.

Die Wachstumsraten sind dramatisch: 15% ALLER amerikanischen Internet-User sind bei Twitter, 8% nutzen den Dienst sogar täglich. Interessant ist: Der Anteil der jungen User ist sehr hoch (über 30%), Twitter wird offenbar sehr viel mobil genutzt (9% aller Mobiltelefon-Besitzer) und der Dienst erreicht nicht nur reiche Weiße, sondern wird auch von ärmeren Bevölkerungsschichten sowie afroamerikanischen und spanischstämmigen Amerikanern sehr stark genutzt. Allerdings ist der Dienst auch ganz klar ein Phänomen der Städte und wird auf dem Lande lange nicht so intensiv genutzt.

Solis leitet aus diesen Daten dreierlei ab:

  1. Twitter hat sich als schnellstes Nachrichtenmedium durchgesetzt.
  2. Twitter ist heute normale Ausdrucksform einer ganzen Generation
  3. Diese Generation ist die Generation „C“ (für „connected“)

Interessant ist nun, dass sich diese „Generation C“ offenbar weder nach Alter, noch Rasse, noch Einkommen differenzieren lässt, sondern das bestimmende Merkmal ist offenbar tatsächlich alleine der Grad der Vernetztheit.

Es steht zu erwarten, dass das Phänomen nach dem üblichen Timelag von 5 bis 10 Jahren auch zu uns kommt. Ob wir darauf wirklich vorbereitet sind, weiß ich nicht…

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