Twitter ist jetzt Mainstream

Image representing Brian Solis as depicted in ...

Nach einer neuen Studie von Pew Research, die Brian Solis (Bild links) hier sehr schön aufbereitet hat, ist es jetzt amtlich: Twitter ist Mainstream – jedenfalls in den USA.

Die Wachstumsraten sind dramatisch: 15% ALLER amerikanischen Internet-User sind bei Twitter, 8% nutzen den Dienst sogar täglich. Interessant ist: Der Anteil der jungen User ist sehr hoch (über 30%), Twitter wird offenbar sehr viel mobil genutzt (9% aller Mobiltelefon-Besitzer) und der Dienst erreicht nicht nur reiche Weiße, sondern wird auch von ärmeren Bevölkerungsschichten sowie afroamerikanischen und spanischstämmigen Amerikanern sehr stark genutzt. Allerdings ist der Dienst auch ganz klar ein Phänomen der Städte und wird auf dem Lande lange nicht so intensiv genutzt.

Solis leitet aus diesen Daten dreierlei ab:

  1. Twitter hat sich als schnellstes Nachrichtenmedium durchgesetzt.
  2. Twitter ist heute normale Ausdrucksform einer ganzen Generation
  3. Diese Generation ist die Generation „C“ (für „connected“)

Interessant ist nun, dass sich diese „Generation C“ offenbar weder nach Alter, noch Rasse, noch Einkommen differenzieren lässt, sondern das bestimmende Merkmal ist offenbar tatsächlich alleine der Grad der Vernetztheit.

Es steht zu erwarten, dass das Phänomen nach dem üblichen Timelag von 5 bis 10 Jahren auch zu uns kommt. Ob wir darauf wirklich vorbereitet sind, weiß ich nicht…

Weiterlesen

Twitter und die Wall Street, oder: Wenn Algorithmen Meinung machen

In einem sehr kenntnisreichen Artikel diskutiert das neue Wissensmagazin „limn“ eine Frage, die in der Diskussion um die Macht von Social Media gerne untergeht: Die Frage nämlich, wie sehr unser Meinungsbild (und übrigens auch unsere persönliche Nachrichtenlage) heute schon von Algorithmen, also Automaten bestimmt wird.

Bekanntestes Beispiel für den Effekt ist Facebook. Kein Mensch kapiert mittlerweile mehr, nach welchen Gesetzmässigkeiten die Posts der eigenen Facebook-Freunde angezeigt werden – oder eben auch nicht. Eli Pariser hat das in einem sehr schönen TED-Talk sehr gut beschrieben und den Effekt „Filter-Bubbles“ genannt: Nehmen wir mal an, ich selbst bin politisch auf der Linie der SPD. Unter Meinen Facebook-Freunden sind genau 50% SPD-Anhänger, die anderen 50% sind alle CDU-Anhänger. Was wird passieren? Weil das meiner eigenen Meinung eher entspricht, werde ich vermutlich häufiger auf die Postings der SPD-Anhänger klicken als auf diejenigen der CDU-Anhänger. Was macht Facebook daraus? „Aha!“, sagt der Algorithmus, „dieser User klickt offensichtlich häufig auf diese Postings und nicht auf die anderen“. Und, schwupps, schon verbirgt der Algorithmus mehr und mehr Postings meiner CDU-Freunde – und meine (Facebook-)Welt wird immer SPD-lastiger. Abweichende Meinungen bekomme ich nicht mal mehr zu Gesicht.

Wollen wir das?

Na ja: sicherlich nicht. Aber es ist halt mal wieder ein richtig schön klassischer Zielkonflikt – erstens. Denn angesichts der immer größer werdenden Informationsflut ist es ja nicht nur ein legitimes, sondern mittlerweile fast überlebenswichtiges Anliegen, wichtiges von unwichtigem möglichst per Automation schon an einem Punkt zu unterscheiden, bevor ich mir das alles überhaupt anschauen muß. Heißt also: Eigentlich ist der Effekt gewollt, und eigentlich ist der Filterprozeß auch wünschenswert.

Aber zweitens ist dennoch die Erkenntnis wichtig (und neu), dass Algorithmen im Social Web plötzlich in ihrer Eigenschaft als Instrumente der Informationsfilterung zwangsläufig zu Instrumenten der (politischen) Meinungsbildung werden. Und, klar: In diesem Sinne wären sie auch durch ihren Urheber manipulierbar. Also, mal ein blödes Beispiel: Wenn Facebook aus irgendeinem Grund wollte, dass nicht Barrack Obama, sondern Milt Romney der nächste Präsident der USA wird – dann wäre ein naheliegender Weg zu diesem Ziel, den Facebook-Algorithums so zu verändern, dass die ja doch einigermaßen zahlreichen Facebook-User von Obama einfach nichts mehr zu sehen bekommen. Zukunftsmusik? Vielleicht. Aber theoretisch möglich. Und man muß sich auch an dieser Stelle einfach immer klarmachen, dass alle großen Player auf dem Feld der Social Media nun mal Wirtschaftsunternehmen sind, die logischerweise auch wirtschaftliche Interessen verfolgen. Und wirtschaftliche Interessen sind immer auch politisch.

Ein dritter Punkt kommt dazu: Zwar liegt die Funktionsweise eines Algorithmus natürlich in der Hand seines Urhebers. Aber: Man kann die Dinger spammen. Damit sind also auch Interessensgruppen in der Lage, zwar keine Informationen zu verbergen, aber gezielt Informationen in den Vordergrund zu rücken, die da vielleicht gar nicht hingehören. Auch dieser Aspekt muß bedacht werden.

Doch zurück zum Anfang. In dem von „limn“ diskutierten Beispiel geht es nicht um Facebook, sondern um einen sehr interessanten Mechanismus auf Twitter, nämlich die so genannten „Trending Topics„. Hier wird durch einen Algorithums ermittelt, welche „Hash-Tags“ (#wetter, #obama o.ä.) gerade besonders beliebt sind. Dabei geht es aber nicht nur darum, wie häufig der jeweilige Hash-Tag vorkommt, sondern beispielsweise auch darum, wie schnell seine Verwendung ansteigt, ob das gleiche Thema schon mal „Trending“ war und ob die Tweets zum Thema aus wirklich neuem Content bestehen oder ob sie nur Retweets (Weiterleitungen) eines bereits vorhandenen Tweets sind (Näheres dazu hier).  Im konkreten Fall hatten sich Aktivisten der „Occupy“-Bewegung darüber aufgeregt, dass ihr Hash-Tag #occupywallstreet bei Twitter nicht „getrendet“ hatte. Und sofort stand eine schöne neue Verschwörungstheorie im Raum: Twitter habe die Trends bewußt „zensiert“, weil es ein Wirtschaftsunternehmen sei, dessen Gewinnerzielungsabsicht letztlich den Zielen der Occupy-Bewegung zuwiderlaufe.

Doch so schön die Theorie ist, sie läßt viele ganz banale Ursachen für das „Nicht-Trenden“ außen vor:

  • Vielleicht war das Thema einfach doch nicht so interessant, wie die Aktivisten selber dachten
  • Vielleicht ist seine Popularität sehr hoch gewesen, aber nicht schnell gewachsen
  • Vielleicht waren einfach gerade andere Themen NOCH „trendiger“
  • Vielleicht waren zu viele Retweets im Spiel.

Das alles wären, wie gesagt, völlig legitime Erklärungen für den beobachteten Effekt. Ich denke also, die Frage der Zensur stellt sich (hier zumindest) vorerst nicht.

Aber noch ein weiterer Effekt der „Trending Topics“ ist interessant: Nämlich der einer teilweise selbsterfüllenden Prophezeihung. Denn alleine die Tatsache, dass ein Thema „Trending“ ist, führt ja dazu, dass es NOCH mehr gelesen wird. Das war sicherlich der Effekt, den die Occupy-Aktivisten sich erhofft hatten. Wenn man das weiterdenkt, wird damit letztlich ein Algorithmus zum Agendasetter, um nicht zu sagen: Zum Meinungsmacher.

Weiterlesen

Fußball-EM: Der DFB hat das Internet verstanden

jogi löw

Wer den Verfasser dieser Zeilen auch nur ein ganz klein wenig kennt, der weiß: Das Thema Fußball geht an mir normalerweise völlig vorbei. Es interessiert mich einfach nicht. Aber dieser Tage komme ich trotz allem nicht umhin, mich mit der deutschen Nationalmannschaft unter Bundestrainer Jogi Löw zu beschäftigen. Genauer gesagt: Mit deren Kommunikations-Strategie.

Die nämlich hat sich nun schon seit einer Weile geändert: In der Vergangenheit gab es noch relativ viele Pressekonferenzen auch in den Trainingslagern der Nationalmannschaft, die Spieler sprachen am Rande der Trainings häufiger mal mit Journalisten und plauderten aus dem Nähkästchen.

Das ist mittlerweile komplett vorbei, wie man am aktuellen Fall gut sehen kann: Gestern schickte Jogi Löw vier Spieler aus dem Trainingslager in Südfrankreich nach Hause. Was die aussortierten darüber denken, konnte man ausschließlich einer einzigen Quelle entnehmen: Der Website des DFB, die dann auch von Medien wie dem Bayerischen Rundfunk oder Spiegel online brav zitiert wurde.

Die alte Tante DFB offenbart hier ein erstaunlich tiefgreifendes Verständnis des Mediums Internet: Die Verantwortlichen haben offenbar klar verinnerlicht, dass sie keine „externen“ Massenmedien mehr brauchen, um ihre Botschaft an die Leute zu bringen. Natürlich ist es viel kommoder, die Aussagen der Nationalspieler auf diese Art unter kompletter Kontrolle zu haben, als wenn die sich irgendeinem externen Medium gegenüber eventuell unbotmäßig äußern. Neutrale, gar kritische Berichterstattung kann man so natürlich erst mal vergessen.

Ganz nebenbei erzeugt man auf diese Art natürlich noch jede Menge Zugriffe auf die DFB-Website. Das Angebot ist zwar (noch) nicht bei der offiziellen Online-Reichweitenpolizei Infonline registriert – aber die auch auf der oben erwähnten DFB-Seite platzierte Werbung von Coca Cola hat man der Brausefirma sicherlich nicht für umme angeboten.

Wenn man das, was der DFB hier beginnt, aber andere wie etwa Regierungssprecher Steffen Seibert via Twitter auch schon längst betreiben, mal zu Ende denkt, dann ist es nichts weniger als eine Revolution: Immer mehr Themen finden ihre Leser ohne „Medium“, sprich: Der Absender einer Botschaft, sei es nun der DFB oder Bundeskanzlerin Angela Merkel, kann selbst und ohne weitere Hilfsmittel eine beliebig große Öffentlichkeit erreichen. Und den klassischen Medien bleibt nichts anderes mehr übrig, als sich als fünftes, weil komplett überflüssiges Rad an diesen Wagen mit anzuhängen. Aber eigentlich braucht man sie nicht mehr.

Weiterlesen

Re:Publica 2012 in Berlin – ein Fazit

re:publica 2012

Vielleicht, wahrscheinlich sogar, bin ich mit diesem Text verdammt spät dran. Die re:publica 2012 oder #rp12, wie sie auf Twitter hieß, ist schließlich schon bald zwei Wochen vorbei. Aber: Ich mußte erstmal nachdenken. Und das ist selten bei mir.

Und eigentlich für sich schon ein Indiz dafür, dass diese eigenartige Mischung aus Tagung, Messe und Ferienlager im alten Berliner Postbahnhof am Gleisdreieck etwas wirklich besonderes war.

Ich sag es jetzt mal so: Mein Eindruck nach drei Tagen Erleben und zwei Wochen Nachdenken ist: Da bricht sich eine Bewegung Bahn von der Avantgarde in Richtung Mainstream. Natürlich ist die re:publica insgesamt hemdsärmeliger als die CeBIT oder die Münchner Medientage (welch letztere sie übrigens aus meiner Sicht absolut das Zeug hätte zu ersetzen). Aber das betrifft nur die Optik, nicht den Inhalt. Die Anzahl der Schlipsträger war schließlich noch nie der Nachweis für die Qualität einer Veranstaltung.

Die Themen aber sind es absolut – die Breite des Spektrums ist es noch mehr. Da ging es um Pornografie (nein, eigentlich sogar um „Sexualkunde“) genauso wie ums Food-Bloggen, um rechtliche Fallstricke genauso wie um unsere Gesundheit in Zeiten der Informationsüberflutung, um Profil-Design genauso wie um Twitters neue Deutschland-Niederlassung. Hoch- und höchstkarätige Redner gaben sich die Klinke in die Hand – das ein (zugegeben: sehr Twitter-affiner…) Regierungssprecher Steffen Seibert (s. Bild oben) der re:publica die Ehre gab, sagt an sich schon alles.

Ein weiterer Punkt: Die Sache mit dem Ferienlager meine ich gar nicht negativ. Im Gegenteil: Sie macht eine wesentliche Facette der re:publica aus. Denn natürlich kann man sich den ganzen Tag Vorträge anhören – aber das kann man anderswo auch, Sascha Lobo ist schließlich schon alleine aus Selbsterhaltungsgründen ständig auf irgendeinem Podium anzutreffen, Robert Basic dito. Aber mit so vielen „Twitter-Freunden“ ins Gespräch zu kommen, ganz locker bei einem Eierbrot oder einem Lammsbräu-Bier (!!!) – sowas geht nur hier, und das war für mich das, na ja, besonderste an der re:publica 2012.

Weiterlesen

Social Media: Du sollst nicht lügen?

Moses with the tablets of the Ten Commandments...

Erstmal: Das oben zitierte Achte Gebot gibt es so ja gar nicht. In Wahrheit geht es so:

Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.

Daraus könnte man jetzt schließen: Nicht einmal der liebe Gott hat das Lügen so ganz generell verboten, es geht vielmehr „nur“ um: „wider deinen Nächsten“.

Das hat für unser heutiges Thema zwei Konsequenzen:

Erstens ist es ja so, dass Facebook und Co. immer mehr Daten über ihre User sammeln und mit diesen Daten immer mehr potenziell gefährliche/böse Dinge tun. Gleichzeitig werden in immer mehr Webformularen immer mehr Datenfelder zu Pflichtangaben – ob das nun dem deutschen Datenschutzrecht gefällt oder nicht. Da ist Lügen ja vielleicht eine sinnvolle Option.

Zweitens, siehe oben: Man darf nur seinem Nächsten gegenüber nicht lügen (lt. Gott), aber Facebook ist ja wohl kaum mein „Nächster“. Eher im Gegenteil.

Es gibt in der Tat mittlerweile viele Tools, die das Lügen erleichtern: Ein digitaler Radiergummi löscht ältere Einträge in sozialen Netzwerken, ein deutscher Verein gibt ganz offen einen „Lichtbildausweis“ heraus, von dem sich amerikanische Webseitenbetreiber offenbar ganz gut foppen lassen. Und diverse Mailprovider bieten anonyme Mailadressen zum Wegwerfen an.

Blöd ist für mich nur: Die ganze Lügerei macht Arbeit – ein Phänomen, das ja übrigens auch im richtigen Leben zu beobachten ist. Man schaue sich nur mal im Bekanntenkreis um, ob da irgendjemand gerade fremdgeht, und befrage diese, wieviel Aufwand das kreative Wahrheitsdesign macht.

Und: Leider sind viele Funktionen im Social Web erst so richtig schick, wenn man ECHTE Angaben macht. Also, wenn ich bei Facebook etwa fälschlicherweise angebe, ich sei in meiner Freizeit Reiter, kriege ich dauernd doofe Werbung für Sättel und Zaumzeug. Wenn ich dagegen meine echten Hobbies angebe, kriege ich (immerhin) relevante Werbung.

Letztendlich ist es hier vielleicht auch nicht anders als sonst in der Realität: Ein bißchen Lügen schadet nicht – aber mehr ist schlicht zu aufwändig.

Weiterlesen

Schöne neue iPhone-App von Google+

[slideshow]

Ganz aktuell gibt es eine völlig überarbeitete App von Google+ fürs iPhone. Mein erster Eindruck: SEHR, sehr schön, sieht richtig edel aus. Siehe die Screenshots!

Ich werde jetzt mal testen, ob mich diese App dazu animiert, künftig mehr Google+ zu nutzen und auch selbst dort zu posten. Nach wie vor ist für mich das große Manko, dass es offenbar keine ordentliche Schnittstelle gibt, die es erlauben würde, mit einer professionellen Social-Media-Management-Lösung wie z. B. HootSuite die Posts gemeinsam mit den Posts für andere Netzwerke wie Twitter und Facebook zentral zu verwalten. Oder kennt jemand eine Lösung, mit der das geht?

 

Weiterlesen

Apple TV macht aus „Second Screen“ wieder „First Screen“

Apple iMac MB950LL/A 21.5-Inch Desktop

Nach einer Meldung von Golem.de von heute konkretisieren sich langsam die Gerüchte um das mutmaßliche neue TV-Gerät von Apple: Golem meldet, das Gerät sei im Design der aktuellen iMacs und Cinema-Displays gehalten, habe eine eingebaute Kamera und sei unter anderem mit der Diktiersoftware „Siri“ und der Videotelefonie-App „Facetime“ ausgestattet. Ferner könne die Glotze mit iPhones und iPads kommunizieren – und das wohl sogar in beide Richtungen.

Bemerkenswert daran sind hier mal wieder nicht die Details, die sich sicher bis zum Verkaufsstart des Apple TV noch ändern werden.

Bemerkenswert ist folgendes: Immer mehr setzt sich in letzter Zeit der Trend zum so genannten „Second Screen“ durch – das heißt: Menschen sitzen vor dem Fernseher und benutzen gleichzeitig noch einen „zweiten Bildschirm“ – nämlich den ihres Handys oder Tablets. Also: Im TV läuft der Tatort, und auf dem iPad tauscht man sich über Twitter darüber aus, ob das Geschehen nun gerade spannend ist oder nicht.

Solcherlei Aktivität macht den Menschen offenbar nicht nur Spaß – wer philosophisch argumentieren möchte, könnte hier gar eine Art „Ersatz-Familie“ erblicken, die die in unserer Single-Welt allgegenwärtige Vereinsamung ein bißchen lindert.

Nur: Elegant ist das alles nicht, denn keine der beiden „Screens“ weiß irgendetwas darüber, was auf der anderen gerade so passiert. Was gäbe es da für möglichkeiten: Bei Twitter erscheinen Tweets automatisch mit dem Hashtag „#tatort“, wenn derselbe im Fernsehen läuft. Das Video-Telefonat mit der Oma kann bei Bedarf vom iPad auf den großen Fernseher geschaltet werden und der im Moment langweilige „Tatort“ dafür nahtlos auf dem Tablet weiterlaufen – das alles ist sicher nicht nur möglich, sondern sogar recht einfach, wenn beide Geräte die gleiche Sprache sprechen.

Für mich wäre das eine sehr angenehme, weil benutzerfreundliche Vision. Deshalb kaufe ich mir jetzt erstmal lieber keinen neuen Fernseher…

Weiterlesen

Das neue Google Plus – was soll´s?

BildSeit gestern überschlagen sich die Meldungen: Google hat sein „Plus“ renoviert. Die App-Entwickler sind sauer, weil ihnen keiner Bescheid gesagt hat, die Netzwelt diskutiert, ob die neue Hochformat-Navi besser ist als die alte querformatige und ob es die richtige Entscheidung war, die Hangouts prominenter zu präsentieren. Web-Promis wie Guy Kawasaki, der ja jüngst ein Buch über Google Plus veröffentlicht hat, diskutieren auf Twitter, ob das Design der Seite mit seinem großen Weißraum gelungen ist oder nicht.

Für mich stellt sich allerdings eine ganz andere Frage, die sich durch das neue Design in keiner Weise verändert hat: Warum soll ich Google Plus benutzen, wenn alle Leute, die ich interessant finde, auch auf Facebook sind? Und warum soll ich mir eine Plattform antun, zu der es noch immer keine vernünftigen externen Schnittstellen gibt? Ich weiß es genausowenig wie vor der Design-Änderung.

Weiterlesen

Große Frage: Was ist eigentlich Journalismus?

In einem recht schlauen Artikel bei GigaOM stand jetzt eine große Frage: Was eigentlich ist Journalismus – in Zeiten, da es so einfach ist wie nie, hier und da ein paar Zeilen aus Webseiten, Blogs oder von Twitter abzuschreiben und selbst auf einer eigenen Seite ins Netz zu stellen? Ist der pakistanische Blogger, der live über die Tötung Osama Bin Ladens berichtete, ein Journalist?

Nun: Der Kern des Wortes „Journalismus“ ist das „Journal“, also die Tageszeitung. Eigentlich, wenn man mal SEHR haarspalterisch sein möchte, ist also nichts, das originär im Web passiert, Journalismus. Logisch: Es hat ja nichts mit der Zeitung zu tun. Also müßte es eher Webalismus, Blogalismus oder Tweetalismus heißen.

Aber das ist natürlich Quatsch. Denn tatsächlich hat sich das Wort längst von seiner strengen Ursprungsbedeutung gelöst – sonst würde ja niemand etwa von „Fernseh-Journalisten“ reden.

Vielleicht kann man die Frage so beantworten: Journalismus ist die Berichterstattung und Kommentierung von aktuellen Ereignissen, die gewissen Handwerksregeln folgt. Also: Er erfüllt die Bestimmungen der Landespressegesetze (Schmähkritik!), gehorcht dem Pressekodex („Audiatur et altera pars!!!“), hat das Ziel, die Menschen zu informieren und eine Meinung zu relevanten Themen zu publizieren.

Diese Antwort hätte den Vorteil, nicht auf berufsmäßige Journalisten beschränkt zu sein, sondern auch Leute zu umfassen, die keine klassische Ausbildung haben, aber trotzdem nach Grundsätzen arbeiten, die ihre Erzeugnisse dem „richtigen“ Journalismus vergleichbar machen. Von ihnen gibt es mittlerweile ja einige – und ich persönlich empfinde das weniger als Konkurrenz sondern als Bereicherung der Medienlandschaft. Es bleibt ja jedem „richtigen“ Journalisten freigestellt, eine Geschichte, die er irgendwo auf einem Blog aufliest, selbst weiter zu recherchieren und in die Mainstream-Medien hineinzutragen.

Über den umgekehrten Weg – also: Irgendein Blogger schreibt irgendwas aus „Spiegel Online“ ab – würde ich mir mangels Masse ehrlich gesagt im Moment keine Sorgen machen.

Weiterlesen

Tumblr: Wozu?

Vor wenigen Tagen hat die Stadt New York einen neuen Blog auf Tumblr veröffentlicht. Warum Tumblr? Was ist es, das diesen schon länger existierenden Dienst in letzter Zeit so erfolgreich macht?

Gleich vorweg: Ich weiß es nicht.

Es gibt aber ein paar Vermutungen, die man äußern kann und an denen vielleicht etwas darn ist.

Punkt 1: Tumblr ist unordentlich. Viele Tumblblogs haben nicht so „schöne“ Posts wie Blogs, die mit WordPress gemacht sind (wie zum Beispiel dieses hier). Stattdessen findet man oft ein wildes Durcheinander aus Screenshots, Handy-Fotos, Zitaten, Bilder-„Haufen“ („Galerie“ möchte ich die Sammelsurien nicht nennen. Tumblr ist damit genauso unordentlich wie das Leben seiner User. Und nebenbei bemerkt: „Sammelsurien“ (ist das der korrekte Plural) dieser Art haben wir in der Literatur seit dem Beginn der Moderne. „Ulysses“ von James Joyce. „Berlin Alexanderplatz“ von Alfred Döblin. „Mutmaßungen über Jakob“ von Uwe Johnson. Um nur einige zu nennen. Diese Romane haben den Begriff „Stream of Consciousness“ geprägt, „Bewußtseinsstrom“. Vielleicht kann man ein gutes Tumblelog in Anlehnung daran einen „Stream of Life“ nennen, den „Strom des Lebens“ in all seiner Unorganisiertheit…

Punkt 2: Tumblr ist leicht zu bedienen. Ob am Rechner oder auf dem Smartphone – außer vielleicht Posterous und Pinterest kenne ich keine Social-Media-Anwendungen, die babyleichter zu bedienen sind. Das hilft sicherlich, die Nutzerbasis zu verbreitern.

Punkt 3: Tumblr ist schlank. Es gibt hier keine überbordende Funktionsvielfalt wie bei Facebook – stattdessen nur ein paar riesige, einfache Buttons. Das Ganze hat die klare Anmutung von Twitter in seiner Anfangszeit, es ist keine software-gewordene eierlegende Wollmilchsau. Es kann genau das, was es soll, nämlich Fundstellen des Lebens aufnehmen und ablegen. Und mehr braucht die Zielgruppe offensichtlich nicht.

Weiterlesen