„#bwjetzt“ – Lustige Aktion von Baden-Württemberg auf der re:publica

bwjetzt

Das war mal eine wirklich lustige Aktion: Am Rande der re:publica in Berlin war das Bundesland Baden-Württemberg präsent. Solche Stände sind in der Regel ja eher langweilig. Das jeweilige Bundesland erklärt mittels einer Art Messestand, weshalb seine Bürger besonders früh aufstehen oder es cool ist, kein Hochdeutsch zu können.

Letztere Aussage kennen wir ja schon seit Jahren aus Baden-Württemberg – aber auf der schicken re:publica hatte man sich was viel besseres überlegt: Die anwesende Netz-Elite sollte in möglichst großer Zahl Tweets mit dem Hashtag „BWjetzt“ absetzen – also ganz klassisches Social-Media-Marketing. Der Clou dabei: Wer das Handy-Display mit dem Tweet am Stand vorzeigte, bekam kostenlos ein kleines Bier oder ein Saftgetränk. Als ich das am ersten Tag der re:publica das erste Mal gesehen habe, dachte ich mir noch: O weia, das gibt bestimmt Probleme, weil die Leute doch sicher sagen werden „hey, ich laß mich doch nicht bestechen!“. Doch am letzten Tag war klar: Der Trick hat funktioniert. Sicher auch deshalb, weil die Leute am BW-Stand echt nett waren. Und vielleicht hat die re:publica jetzt außer der Mett-Semmel ein weiteres Meme, das wir auch in den nächsten Jahren wieder sehen werden.

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Was Big Data, Wearables und Quantified Self miteinander zu tun haben

Es tut sich derzeit wieder ein neuer Trend auf, der mittel- und sogar kurzfristig großen Einfluss auf unser aller Leben und damit auch auf die Politik gewinnen wird: Der Zusammenhang zwischen Big Data, Wearable Computing und QS (“Quantified Self”). In den USA und teilweise auch in den Europa gibt es eine wachsende Anzahl von Leuten, die ihre gesamten Lebensdaten mitloggen. Also etwa: Den Aufenthaltsort, die momentane Stimmung, den Ausblick aus dem Bürofenster – aber auch solche Sachen wie: Was habe ich heute gegessen? Wieviele Kalorien hatte das? Wieviele davon habe ich wieder abgebaut (und diesen Abbau mit meinem Nike Fuelband gemessen)?

Und das ist noch längst nicht alles. Amerikanische Forscher haben herausgefunden, dass die Art, wie jemand auf seiner Computertastatur tippt, eine Demenz-Diagnose stellen kann. Eine Analyse mehrerer Millionen Tweets hat ergeben, dass sich damit eine Grippewelle akkurater vorhersagen lässt, als es etwa das “Center for Disease Control” (CDC) oder Google können.

Das alles wird Realität, weil immer mehr Geräte auf immer einfachere Art immer mehr Daten liefern. Wer heute alle Möglichkeiten nutzt, der erzeugt eine Datenmenge von 1,8 Millionen Megabyte pro Jahr (oder neun komplette CD-ROMs jeden Tag). Eine normal ausgestattete Boeing 777 hat so viele Sensoren an Bord, dass während eines nur dreistündigen Fluges ein Terabyte Daten gesammelt werden – das entspricht der Textmenge sämtlicher Bücher in der Washingtoner “Library of Congress”. Und es kommt noch wilder: Herzschrittmacher sprechen mit dem WLAN. Ich selbst habe seit kurzem einen „Narrative Clip“, ein kleines Plastik-Ansteckerchen, das automatisch alle 30 Sekunden ein Foto macht, mit GPS-Koordinaten versieht und dann in die Cloud hochlädt. Mein Freund Matthias liebäugelt mit einer Google-Brille – er wird sich sicher eine kaufen, wenn sie in Deutschland erhältlich und vielleicht nicht mehr ganz so teuer ist. Immer mehr Leute haben also immer mehr vernetzte Gadgets. Schon seit 2008 gibt es mehr Geräte, die mit dem Internet verbunden sind, als Menschen auf der Welt wohnen.

Die Chancen sind gigantisch, die Risiken enorm: Mithilfe großer Datenströme lassen sich Dinge anstellen, die wir eigentlich nicht für möglich halten. So hat ein großes Forschungsprojekt bei Microsoft, bei dem die GPS-Daten von einigen tausend Smartphone-Nutzern ausgewertet wurden, ein mathematisches Verfahren ergeben, das schier unglaubliches leistet: Es kann – nur aufgrund der GPS-Daten – mit ca. 80%iger Wahrscheinlichkeit den Aufenthaltsort eines Menschen auf ca. 100 Meter genau voraussagen – und das anderthalb Jahre im Voraus.

Genauso lassen sich aber auch Krankheiten vorhersagen, und damit vielleicht auch verhindern. Ein weiteres Forschungsprojekt hat mehrere Millionen Tweets aus New York daraufhin analysiert, ob darin Informationen über eine Infektionskrankheit (z. B. Grippe) enthalten sind. Der Algorithmus, der als Ergebnis dieser Studie entstanden ist, kann die Ausbreitung einer Infektionskrankheit tatsächlich vorhersagen.

Alle diese Einzel-Phänomene lassen sich auf einen einfachen Nenner bringen: Es gibt keinen Ausweg. Viele Menschen denken ja immer noch: „Wenn ich bei Facebook und Googlemail nicht mitmache, kann mir ja nix passieren“ . Aber das ist schlicht falsch. Man denke nur an ein Phänomen namens „Data Leakage“, das fast schon im Alleingang dafür sorgt, dass diese Prämisse falsch ist. Nehmen wir nur mal an, ich selbst mache bei keinerlei Social Network oder ähnlichem mit. Aber mein bester Kumpel registriert sich für WhatsApp. Dann wird automatisch sein Telefonbuch zu WhatsApp hochgeladen – und damit auch meine gesamten Daten, denn ich stehe ja auch in diesem Telefonbuch.

Also: Wir haben definitiv keine Chance mehr, den Datenkraken zu entkommen. Also bleibt nur eines: Wir (und das bedeutet auch: Wir als Gesellschaft) müssen lernen, in der Welt der Daten zu leben und mit ihr klarzukommen. Das heißt: Der Schulunterricht muß sich ändern und diese Dinge berücksichtigen. In den Familien muß die Kompetenz dafür wachsen – das heißt vor allem: Bei den Eltern. Aber auch der Gesetzgeber muß sich besser mit Facebook und Co auskennen, als das heute der Fall ist. Und schließlich braucht man politisch-gesellschaftliche Mechanismen, wie man in einer Welt der Nationalstaaten, die wir ja heute immer noch haben, mit übernationalen Phänomenen wie Facebook und Co. umgehen kann.

Das sind wahrlich alles große Aufgaben. Aber anfangen müssen wir irgendwann.

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Die „Data Natives“ sind da!

„Digital Natives“, das wissen wir mittlerweile alle, sind Leute, die mit iPad und Internet aufgewachsen sind. Kinder, die versuchen, die Bilder in einer Zeitung (aus Papier) anzuklicken. Leute, die den Siedepunkt von Olivenöl nicht bei Brockhaus, sondern Wolfram Alpha nachschlagen.

Aber „Digital Natives“ sind jetzt auch schon von gestern. Die allerneueste Generation ist da. Sie heißt: „Data Natives“.

Was das ist, habe ich in einem sehr schönen Beitrag von Monica Rogati bei recode.net gelesen. In aller Kürze: Digital Natives programmieren ihren Heizungs-Thermostat. Data Natives erwarten, dass sich der Thermostat von selbst programmiert. Digital Natives benutzen voller Stolz die mobile App von Starbucks. Data Natives erwarten, dass die App gelernt hat, welche Sorte Kaffee sie mögen, und ganz von alleine die Bestellung aufgibt.

Gibt es solche Leute überhaupt? Ja klar. Vielleicht bin ich sogar einer davon. Wie viele wir sind, das ist derzeit noch die ganz andere Frage. Aber interessant ist das Phänomen hinter dem Phänomen.

Monica Rogati macht hier zwei wichtige Punkte aus. Einmal das sattsam bekannte „Big Data“, also vereinfacht gesagt die Tatsache, dass man mehr oder weniger alles machen kann, wenn man nur genügend Daten(sätze) von genügend Menschen hat. Und zweitens der Trend zu „Wearables“, also Rechnern in irgendeiner Form, die man am Körper trägt.

Dafür nur ein kleines Beispiel aus meinem eigenen Erleben, auf das ich demnächst hier noch ausführlicher eingehe.

Seit kurzem bin ich stolzer Besitzer eines so genannten „Narrative Clip“. Das ist ein kleiner Anstecker, ca. drei mal drei Zentimeter groß, in dem ein kleiner Rechner, ein GPS und eine Handy-Kamera steckt. Das Ding heftet man sich einfach ans Revers, und dann macht es alle 30 Sekunden automatisch ein Foto.  Am Ende des Tages lädt man alle Fotos hoch in die Cloud, wo sie von einem Algorithums ausgewertet werden. Der schmeißt unscharfe, unterbelichtete oder seiner „Meinung“ nach irrelevante Fotos weg und teilt den Tag in so genannte „Moments“, also Ereignisse auf.

Das Ganze funktioniert beileibe noch nicht perfekt. Aber es funktioniert schon so gut, dass ich mittlerweile erwarte, dass eine bestimmte Situation oder Szene aus meinem Tagesablauf „automatisch“ in meinen „Moments“ auftaucht. In Meinem Kopf hat sich also etwas verändert. Früher habe ich gedacht: „Ui, das ist grade spannend/schön/skurril, da hol ich doch mal die Kamera oder das Handy raus und mache ein Foto“.Und heute erwarte ich, dass der Narrative Clip automatisch das Foto macht.

Auf dieses Phänomen gibt es im Grunde zwei mögliche Reaktionen. Die eine heißt Panik, und sie ist durchaus nicht ganz unberechtigt.

Die andere aber ist die Vision einer vielleicht nicht nur einfacheren (nie mehr schwere Kameras schleppen!), sondern vielleicht sogar besseren Welt. Einer Welt, in der uns IT im weitesten Sinne viele Alltags-Probleme abnimmt und uns mehr Zeit verschafft für die wirklich wichtigen Dinge. Welche das aber sind – das müssen wir schon noch selbst entscheiden.

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Es kam ein Blogstöckchen geflogen…

Mein lieber Kollege Matthias J. Lange hat mir ein Blogstöckchen zugeworfen. In einem Beitrag in seinem Blog Redaktion42 hat er mir ein paar Fragen gestellt, die ich hier beantworten möchte.

Welches Hobby hast du und wie widmest du dich diesem Hobby?

Ich koche sehr gerne und mache das daheim eigentlich täglich. Darüber blogge ich unter http://www.thomasgerlachkocht.de. Außerdem engagiere ich mich im Club kochender Männer in Nürnberg. Da treffen wir uns alle zwei Wochen in einem Turm in der Nürnberger Stadtmauer, den wir gepachtet haben. Darin befindet sich eine professionelle Gastro-Küche, und da kochen jeweils drei von uns für die anderen neun ein Sechs-Gänge-Menü. Das macht mir sehr viel Spaß.

Wenn du ein Haustier hast, schreib eine nette Geschichte und mach ein Foto.

Ich habe kein Haustier. Die verhungern mir immer.

Filmst du für deinen Blog und warum bzw. warum nicht?

Manchmal. Ich habe einen eigenen Youtube-Kanal und drehe gerne ab und zu mal ein Video mit meinem iPhone. In meinem Haupt-Blog befasse ich mich hauptsächlich mit Medien-Themen, die bieten sich für Videos nicht so an. Für meinen Kochblog dagegen wäre das schon der Fall, aber da ist mir meist der Dreh und vor allem die Nachbearbeitung zu aufwändig.

Was bedeutet bloggen für dich?

Es bedeutet einerseits, mich zu Themen zu äußern, die vielleicht noch nicht bsetzt sind. Auf der anderen Seite betreibe ich meinen Kochblog hauptsächlich für mich selbst, nämlich ganz einfach deshalb, damit ich die Rezepte nicht vergesse, nach denen ich immer wieder neue Sachen koche.

Wo sammelst du deine Blogideen?

In meinem Kopf. Wenn eine Idee schon relativ konkret ist, mache ich auch manchmal schon mal einen Entwurf, den ich dann später vervollständige.

Was war denn der eindrucksvollste Film im zurückliegenden Jahr und warum?

Gravity. Dramaturgisch sehr schön gemacht, äußerst spannend, eine tolle schauspielerische Leistung von Sandra Bullock.

Arbeitest du mit einer to do Liste und wie sieht die aus?

Ich verwende die App „Toodledo“, zu der es auch eine sehr gute Web-Version gibt. So habe ich meine Aufgaben auf allen meinen Geräten präsent und es geht mir nichts durch die Lappen. Ohne könnte ich nicht mehr arbeiten.

Welchen guten Vorsatz für 2014 hast du und wie steht es um die Verwirklichung?

Ich möchte mir mehr Zeit für meine Familie nehmen. Da bin ich aber bis jetzt noch nicht wirklich viel weitergekommen.

Gib uns einen Buchtipp: Fachbuch und/oder Roman

„Das größere Wunder“ von Thomas Glavinic. Einfach ein ganz, ganz toller Roman. Das Buch gibts hier bei Amazon.

Wie ist dein Lebensmotto?

„Life is not about avoiding mistakes. It is about making them.“ (John Cleese)

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Lustig: Facebook versucht zu übersetzen

facebook_translation

Erst wieder am Montag gibt es neue Fotos – ich muss gleich zum Arbeiten

Again on Monday, there are new photos – I must equal to the work (Translated by Bing)

 

Diese wunderschöne Epistel fand ich heute auf Facebook, als ich beim Posting meines Kollegen Matthias J. Lange fast aus Versehen auf den Knopf „Translate“ geklickt habe.

Zum Hintergrund: Seit einiger Zeit benutze ich die englischsprachige Version von Facebook, weil es nur dort die neue „Graph Search“-Funktion gibt, die ich sehr praktisch finde.

Und aus Sicht des „amerikanischen“ Facebook ist ein deutschsprachiges Posting natürlich etwas, das man nicht so einfach stehen lassen kann. Der Ami an sich hat es ja nicht so mit den Fremdsprachen.

Die so genannte „Übersetzung“ wirft jedoch nicht nur ein Licht auf Facebook, sondern auch auf eines des Lieferanten Microsoft, dessen „Bing“-Suchmaschine hier offensichtlich eingebunden wurde.

Das Ergebnis würde jedem Kabarettisten zur Ehre gereichen – und: Wenn auch die NSA mit solchen Übersetzungsroutinen arbeitet, brauchen wir uns um unsere Daten keine Sorgen zu machen.

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Facebook beendet sein E-Mail-Experiment

Es war einer der größten Alpträume jedes Datenschützers, der halbwegs auf sich hielt: Im Jahr 2010 kündigte Mark Zuckerberg an, künftig werde neben „Likes“, „Shares“ und Chats auch noch die E-Mail-Kommunikation über seinen Dienst laufen. Mailadressen der Nomenklatur „xxx@facebook.com“ wurden automatisch jedem User zugeteilt – und irgendwann dann das System so umgestellt, dass die Facebook.com-Mailadresse standardmässig eingestellt war. Dadurch lief jegliche Kommunikation, zumindest die der unbedarften User, fortan über die Plattform.

Doch nun kommt die für viele überraschende Kehrtwende: Wie der Technik-Blog recode.net berichtet, wird die Mailfunktion in Facebook jetzt abgeschaltet. Natürlich geschieht auch das wieder, ohne die Grundregeln der Höflichkeit einzuhalten und z. B. die User vorher darüber zu informieren.

Standardmässig wird nun sämtliche Mail, die jemand an die „@facebook.com“-Mailadresse schickt, an dessen „normale“ Adresse weitergeleitet. Wer will, kann die Weiterleitung auch abschalten – aber dann landen alle Mails im digitalen Orkus, die Absender erhalten eine Fehlermeldung.

Alles in allem ist der Vorfall vielleicht ein kleines Indiz dafür, dass das datenkrakenhafte Verhalten von Facebook (gottseidank) offenbar doch nicht immer zum Ziel führt. Aber auf jeden Fall ist es ein weiterer Beweis für den alten Spruch: Die User sind nicht Facebooks Kunden. Sie sind das Produkt. Service ist also überflüssig.

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Facebook kauft WhatsApp: Das Ende des Datenschutzes

Jetzt wird es wirklich eng. Wie der Tech-Blog re/code meldet, hat Facebook seinen schärfsten Konkurrenten WhatsApp gekauft – für sage und schreibe 19 Milliarden US-Dollar. Zuletzt war immer wieder geunkt worden, Facebook habe – gerade in der jungen Zielgruppe – seine Marktführerschaft im Bereich der Sozialen Netzwerke an WhatsApp abgeben müssen, oder sei gerade dabei.

Mit dem Kauf wiederholt sich eine Strategie, die vor Jahresfrist erstmals sichtbar wurde: Damals hatte sich abgezeichnet, dass immer mehr User statt Facebook das Foto-Netzwerk Instagram benutzten. Und schwupp: Schon hatte Facebook Instagram geschluckt und damit nicht nur einen Konkurrenten vom Markt gefegt, sondern auch einen riesigen Datenschatz an Userdaten und nicht zuletzt den Fotos selbst erworben. Mit „nur“ einer Milliarde Dollar war Instagram jedoch vergleichsweise ein Schnäppchen.

Den WhatsApp-Deal macht aber nicht nur diese Strategie so bemerkenswert. Entscheidend ist auch nicht die Tatsache, Dass Facebook offenbar jeden Preis bezahlen kann, den ein potenzieller Konkurrent aufruft.

Wichtig ist vielmehr ein genauerer Blick darauf, wie WhatsApp Geschäfte gemacht hat.

Erstens: WhatsApp ist nicht komplett kostenlos. Wer den vollen Funktionsumfang nutzen möchte, muß eine geringe Jahresgebühr bezahlen. Das mag zunächst irrelevant klingen, ist jedoch innerhalb der Kostenlos-Kultur des Internets, wie wir es kennen, nichts weniger als ein Paradigmenwechsel. Denkt man diese Methodik auf die Größe von Facebook weiter, dann reden wir hier plötzlich von Milliarden-Umsätzen, die quasi „aus dem Nichts“, nämlich mit bereits bestehenden Usern, erwirtschaftet werden können.

Zweitens: WhatsApp war der schlimmste Datenkrake im Internet – weitaus schlimmer noch als der neue Besitzer Facebook, der ja selbst oft genug wegen seiner umstrittenen Praktiken am Pranger stand. Im Gegensatz zu praktisch allen anderen Online-Diensten kann man bei WhatsApp nur mitmachen, wenn man vorher (!) sein gesamtes Telefonbuch auf die Server des Anbieters hochlädt – was in Deutschland bereits einen eklatanten Verstoß gegen die Datenschutz-Gesetzgebung bedeutet. Streng genommen hat sich also bis dato jeder einzelne deutsche WhatsApp-User bereits mit seinem Beitritt zu dem Dienst strafbar gemacht – was offenbar die wenigsten so richtig gestört hat. Wenn man auch dieses Phänomen auf die gut 30 Millionen deutschen Facebook-Nutzer hochrechnet, bleibt nur noch eine Diagnose: Datensutz – ade!

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Wird WhatsApp das neue Facebook?

In letzter Zeit höre ich in vielen Gesprächen immer dieselbe These: Facebook stirbt, insbesondere die junge Generation – aber nicht nur sie – weicht zunehmende auf den Messaging-Dienst „WhatsApp“ aus. Nach einem Bericht des „Focus“ von Januar hat der Dienst weltweit mittlerweile 400 Millionen aktive (!) Nutzer, in Deutschland sollen es über 30 Millionen sein.

Nun: Nicht neu ist die Erkenntnis, dass es keinerlei Solidarität der Nutzer zu einem bestimmten Sozialen Netzwerk gibt. Ob Friendster, MySpace, StudiVZ oder Lokalisten: Sie alle waren einst mehr oder weniger erfolgreich und sind heute mehr oder weniger in Vergessenheit geraten. Denn: Die User gehen immer dorthin, wo ihr Umfeld bereits ist. Oder anders gesagt: Ein soziales Netzwerk, in dem ich keine Bekannten vorfinde, ist für mich in der Regel völlig unattraktiv.

Derzeit ist das „Netzwerk, wo alle sind“ für die Mehrheit der Menschheit eben Facebook. Aber das muß keineswegs so bleiben. Ich kann zum Beispiel gut verstehen, wenn jemand das Interface von Facebook für völlig überladen und unlogisch hält – das sehe ich genauso. Es ist auch der Grund dafür, weshalb ich Twitter wesentlich lieber nutze als Facebook: Dort ist alles so schön klar und einfach. Wie bei WhatsApp.

Die Plattform hat allerdings (zumindest in Deutschland) ein riesiges Problem: Man kann nicht mitmachen, wenn man nicht zulässt, dass WhatsApp das komplette E-Mail-Adressbuch ausliest. Nur ist genau das nach deutschem Recht leider ein massiver Verstoß gegen den Datenschutz. Damit macht sich streng genommen jeder strafbar, der bei WhatsApp mitmacht und dessen E-Mail-Adressbuch nicht komplett leer ist.

Die meisten Leute scheint das nicht zu stören – und das ist das nächste Problem. Denn Verstöße gegen den Datenschutz sind erstens kein Kavaliersdelikt, und zweitens sind genau die Leute, die ohne Zögern ihre Mailkontakte preisgeben, in aller Regel die ersten, die sich beschweren, wenn ihre eigenen Daten ohne ihr Wissen irgendwo hingeschickt werden.

Ich kann wirklich nur davor warnen, so leichtsinnig mit den Daten anderer umzugehen – und ich kann nur hoffen, dass sich WhatsApp nicht noch mehr durchsetzt, solange diese Funktion aktiv ist.

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