Qype – eine alte Cross-Marketing-Idee

Heute in der Nürnberger Südstadt: Zufällig komme ich bei der Nürnberger Filiale meines Fürther-Lieblings-Spaniers vorbei (Bodega Don Ramon. Wer Tapas mag: Hingehen! Das ist ein Befehl!). Im Kasten mit der Speisekarte ein kleiner Aufkleber: „Qype: Wir sind dabei!“.

OK, die Idee ist so alt wie das Internet: Hinweis via Aufkleber in der richtigen Welt auf eine Webseite in der virtuellen Welt.

Das Überraschende: Qype ist nicht etwa ein lokaler Dienstleister, sondern ein bundesweites Bewertungsportal mit Google-Rahmenvertrag. Deswegen z. B. findet man bei Google Maps bei einer Suche nach Nürnberger Restaurants ZUERST die Qype-Einträge und dann die Sachen aus der Lokalpresse.

Wer dann allerdings bei Qype reinschaut, findet – na ja, nicht wirklich was richtig tolles. Drei Bewertungen des „Don Ramon“, allerdings eine davon über ein völlig anderes Restaurant, eine mit Bezug auf die Fürther Filiale, also praktisch nutzlos. Der einzige „echte“ Eintrag ist von Dezember 2007. Also: na ja.

Dagegen hat die lokale Presse auf ihrer Web-Plattform www.nordbayern.de weit Besseres zu Bieten: Nicht weniger als 20 recht qualifizierte User-Bewertungen. Aber dort sitzt ja schließlich auch eine Redaktion, die alle Einträge prüft. Aufwändig, aber letztlich für den User viel besser.

Aber das ist ja auch so ein Kern-Problem im Web: Die Aufmerksamkeit bekommen die großen Portale, aber die wahre Qualität findet sich oft woanders.

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Digitale Identitäten

Schon mal versucht, auf Xing oder meinVZ oder Stayfriends oder irgendeinem anderen dieser schicken Social-Web-2.0-Plattformen einen alten Studienkollegen wiederzufinden?

Pech, wenn der „Andreas Meier“ heißt und Sie nicht wissen, ob er gerade in Paderborn, München oder doch eher Zürich lebt. Denn dann hat man eigentlich keine Chance.

Die Suche nach dem Namen ergibt Millionen Treffer, Ortssuche geht eigentlich nicht, die Schuhgröße hat man vergessen – also: es ist alles Mist.

Das eigentliche Problem liegt darin, dass wir Menschen noch nicht gemacht sind fürs Web 2.0: Im digitalen Bereich sind wir viel zu verwechselbar. Und das, obwohl die Datenschützer immer alle jammern, wir seien zu transparent. Papperlapapp!

Aber wie könnte es gehen? Suche nach Geburtsdatum? Suche nach der Schule, die man gemeinsam besucht hat? Suche nach „kennt der jemanden den ich kenne“? Sie haben es gemerkt: Das eine kann meinVZ, das andere Stayfriends, das dritte Xing. Alles kann keiner.

Aber nur das könnte in ansonsten völlig hoffnungslosen „Andreas-Meier-Fällen“ zum Erfolg führen. Google hat also auch hier wieder recht (und die Nase ebenso im Wind wie vorn), wenn es einen Standard zur Interkonnektivität zwischen Web 2.0-Plattformen fordert und anstrebt.

Eigentlich eine Schande, dass wir auch dieses Problem offenbar nicht ohne Google lösen können.

Zum Beispiel wäre das doch mal eine lohnende Zukunftsvision für die „Gelben Seiten“???

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Twitter revisited

Liebes Tagebuch,

Ich denke gerade drüber nach, ob der eigentliche Nutzwert von Twitter vielleicht ein ganz anderer ist als der, den man vordergründig sieht. Das mit dem „follow“ ist ja ganz nett. Insbesondere für Leute, die nicht so viel zu tun haben.

Da gehöre ich aber nicht dazu.

Für mich ist das Ding vor allem deshalb genial, weil ich immer und von überall mit meinem Handy via Twitter und RSS-Feed kurze Texte auf meinem Blog veröffentlichen kann.

Je länger ich das nutze, desto mehr stelle ich fest: Das ist supereinfach, geht schnell und macht Spaß. Vielleicht brauchen wir genau solche Mechanismen, um die Blogosphäre entscheidend zu vergrößern. Für mich eine schöne Vision.

Auch wenn Skeptiker natürlich sagen werden, dass komplexe Gedankengebäude mit 140 Zeichen sich nicht bauen lassen. Und dass viele Tweets ja schlicht banal sind. Nur: Die Rosinen rauspicken, das mußte der Mensch schon immer.

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Twitter – jetzt werd ich alt.

Seit gestern bin ich Mitglied. Bei Twitter. Also Twitterer, hab ich jetzt gelernt. Nickname: Streichholz68. Ich habe sogar (weil das geht ja seit neuestem) den Twitter-Client auf mein Iphone geladen.

Aber das war´s dann schon mit den guten Nachrichten. Ich gebe gerne zu, ich sehe das Ding noch ziemlich aus der Laien-Perspektive. Doch genau aus dieser Perspektive ist es Quatsch. Ich soll also irgendwelche Botschaften in das Ding reinschreiben darüber, was ich gerade mache. Aber nur 140 Zeichen maximal.

Dann könnte man noch sein Gmail-Adressbuch (besteht bei mir aus genau 2 Adressen) abgleichen lassen und schauen, ob jemand von diesen Leuten auch bei Twitter „drin“ ist. Dann kriegt man deren Messages und weiß also immer, was seine „Freunde“ gerade machen.

Nicht falsch verstehen: Ich kann mir schon vorstellen, dass das lustig ist, wenn man in der richtigen Zielgruppe lebt.

Aber mich erinnert es vom Prinzip her an die seeligen Zeiten vor 10 Jahren, als wir alle vor IRC-Clients unter Win95 gessesen sind, und uns stundenlang mit Quatsch beworfen haben. War inhaltlich auch meistens nicht das Gelbe vom Ei, aber halt wie gesagt lustig.

Twitter dagegen deprimiert mich. Denn: ich kenn da keinen. Schluchz. Kann mir jemand helfen?

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Corporate Blogging – super Idee?

Weblounge
Weblounge

Heute in Nürnberg, coole Location am Wöhrder See, Publicis hat mal wieder geladen zur „Weblounge“. Thema: „Corporate Blogging“. Heißt also: Ich bin eine Firma, und ich bin wahnsinnig innovativ.

Also mache ich nicht nur klassisches Marketing. Ich machen ein Firmen-Weblog, englisch: „Corporate Blog“. Das Lehrbuchbeispiel ist immer Frosta. Deren „Chef-Blogger“ Felix Ahlers war auch da bei der Weblounge. Aber der Vortrag war eher dünn. Ahlers zeigte, dass der Suchbegriff „Maggi“ bei Google als erstes irgendwelche kommerziellen Bewertungsseiten auswirft. Bei „Frosta“ dagegen kommt Ahlers´ Blog. Weil da halt oft neue Inhalte reinkommen. Und weil die User eifrig kommentieren und den Blog kräftig verlinken. Und natürlich zieht Frosta Nutzwert raus: Wie ein neues Tiefkühlgericht heißen soll, wird schon mal via Voting im Blog entschieden. Und wenn ein Frosta-Produkt nicht schmeckt, dann erfährt das Ahlers als erstes aus dem Blog (echt?). Aber wenn das wirklich schon alles ist, dann frage ich hiermit: Was ist daran so toll?

Ganz witzig war dagegen der Vortrag von Vorzeige-Blogger Robert Basic (hier sein Blog). Er simulierte mit Hilfe des Auditoriums, wie die Blogosphäre funktioniert: Man kippt irgendwo eine Message rein, und am Ende kommt was ganz anderes raus. Gut, früher nannten wir das „Flüsterpost“. Und natürlich ist das irgendwie beruhigend, vermeintlich angsteinflößende moderne Entwicklungen mittels Regression in die Kindheit erklären zu können. Na dann: Frohes Corporate-Blogging!

(Hier übrigens noch ein Beispiel für ein Corporate-Video-Blog von JetBlue Airways)

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Wer braucht Stayfriends, wenn man auch Xing haben kann?

Also, „Stayfriends“ verschickt ja dauernd so nette E-Mails. Nach dem Motto: „Bei Stayfriends hat sich ein Klassenkamerad von Ihnen eingetragen“. So generiert man natürlich Traffic.

Auch heute früh kam wieder so eine Mail: Es gebe jetzt also ein Klassenfoto, auf dem ich drauf sei (zweite Reihe von oben, zweiter von rechts, falls es jemand interessiert). OK, ich bin ein neugieriger Mensch.

Also sofort hingeguckt. Und sofort enttäuscht gewesen, wieder mal: Man kann nämlich auf „Stayfriends“ überhaupt nix machen.

Gut, man sieht ein paar Namen von den Leuten, aber wenn man dann draufklickt, sieht man nur, was man alles machen könnte, wenn man dafür bezahlen würde: Profilfotos anschauen, Mails schicken, Lebensläufe lesen.

Aber so: Alles gesperrt.

Also, das ist mir zu langweilig. Da lob ich mir mein Xing. Wenn ich nämlich dort die Namen meiner Klassenkameraden eingebe, finde ich sofort die Hälfte. Mit Bild, Lebenslauf, Kontakten und allem Pipapo.

OK: Auch für Xing zahle ich. Allerdings sowieso schon. Weil es mir Nutzwert bringt für den Job. Man kann Bewerber ein bißchen ausspionieren, gucken, wen Kollegen so alles kennen – und tatsächlich bringt es manchmal nützliche neue Geschäftskontakte. Und natürlich ist es geil für Berufsneugierige wie mich.

Ich muß aber sagen, dass Xing erst seit dem Zeitpunkt so richtig Spaß macht, da sie diese „Neues aus meinem Netzwerk“-Rubrik eingeführt haben. Da sieht man, wer von den eigenen Kontakten ein neues Foto reingestellt, einen neuen Kontakt bestätigt oder den Job gewechselt hat. Das motiviert, immer wieder hinzuklicken.

Eine solche Klickmotivation hat Stayfriends bis dato nicht hinbekommen. Das ist der entscheidende Punkt, und deshalb wird das Ding mittelfristig sterben. Wer weiß: Vielleicht wird´s von Xing gekauft. Wäre nett und würde mein Problem lösen.

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Chris Anderson – alles nix Neues

Wir kennen ja Chris Anderson. Der mit dem „Long Tail“ und so. Schreibt gerade ein neues Buch, Kernthese: Das neue am Web 2.0/2.1/2.5/3.0 ist die Tatsache, dass es die Produkte meist kostenlos gibt. Zum Beispiel auch die Software, mit deren Hilfe dieses Blog hier geschrieben wird.

Schön.

Aber erstens: Es ist ja schon noch in allem ziemlich viel „Old Economy“ drin, und im Negroponte´schen Sinne Atom-Rumschieberei. Amazon, die ganzen Webshops und so weiter – und selbst bei iTunes wird ja schön brav bezahlt.

Davon mal abgesehen.

Die Mechanik hinter der ganzen Kostenlos-Kultur ist ja diese: Ich schenke Dir was (zum Beispiel Blogsoftware), und dafür generierst Du Inhalt oder wenigstens Reichweite. Das Ganze dann vor dem Hintergrund, dass man die Reichweite durch Werbung vermarkten kann.

Und da sind wir beim klassischen Werbegeschenk. Die ganzen Kugelschreiber, Luftballons, USB-Sticks usw. gibt´s ja auch schon immer umsonst (nebenbei: Deren Produktion und Vertrieb ist genausowenig wirklich „kostenlos“, wie es Anderson offenbar für die Publikation von Web-Inhalten postuliert) – und auch schon immer um denselben „Preis“: Ich akzeptiere, zur Litfaßsäule für jemand anders zu werden.

Klar, die Skala ist anders, mithin auch die negativen Auswirkungen auf jene, die das digitale Äquivalent eines Kugelschreibers gerne gegen Geld verkaufen möchten. Nur, was passierte denn in der alten, langweiligen Welt der Atome: Wirklich schöne Kugelschreiber kriege ich nur geschenkt, wenn ich wirklich VIP bin – ansonsten muß ich sie kaufen. Vielleicht ist diese These wenigstens für bestimmte Branchen erlaubt, zum Beispiel die Medien. Allerdings sicher nur dann, wenn man sie sozusagen umdreht: Hochwertiger Content im Web zieht eine hochwertige Zielgruppe (denn die anderen sind mit dem 1-Euro-Kugelschreiber vollauf zufrieden) und bildet eine Plattform für hochwertige Werbung. Das könnte doch funktionieren.

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